(EIN SPOILER GARANTIERT!)
Da sich „A Better Tomorrow“ als ein überraschend großer Erfolg herausstellte, und das nicht nur in Asien, legte sich John Woo mit der Fortsetzung wieder mächtig ins Zeug: Er würzte seine Story mit den typischen „Heroic-Bloodshed“-Elementen, wie Ehre, Freundschaft und Familie, ließ alle Darsteller aus dem Erstling wieder antanzen und komponierte diesmal seine erstes großes Actionfeuerwerk, das bei weitem nicht sein Letztes sein sollte...
Die Story:
Ho (Ti Lung) bekommt die Chance auf Bewährung aus dem Gefängnis zu kommen, sofern er seinem Bruder Kit (Leslie Cheung) hilft, den Gangsterboß Lung (Dean Shek) dingfest zu machen. Lung stellt sich aber bald selbst als Opfer heraus: Ihm werden mehrere Morde angehängt, seine Tochter wird ermordet und nach all dem ist er völlig verstört, landet sogar in einer Anstalt. Marks Zwillingsbruder Ken (Chow Yun-Fat) befreit ihn aus der Klapsmühle und nimmt ihn zu sich auf, doch auch dort ist Lung nicht sicher: Die Killer eines feindlichen Gangsteroberhauptes jagen ihn unerbittlich. Am Ende stehen Ho, Kit, Ken und Lung der Privatarmee des Gangsters in einer Villa gegenüber.
Zu allererst fällt auf, daß Woo die selben Zutaten seines Vorgängers verwendet, wie oben erwähnt handelt die Story größtenteils wieder von Ehre, Freundschaft, Verrat und Loyalität, da diese Komponentenauswahl sozusagen von Woo selbst ins Leben gerufen wurde, ist dies zu verschmerzen. BITTE HIER NICHT WEITERLESEN, FALLS SIE DEN ERSTEN TEIL NICHT GESEHEN HABEN! Als zweites fällt auf, daß Chow Yun-Fat wieder mit von der Partie ist, was eigentlich kein Problem darstellen sollte, wäre er nicht im ersten Teil gestorben. Also hat man kurzerhand ein Alibi in Form des Zwillingsbruders zusammengeschustert, um die coolste aller Hongkongfressen wieder unterzubringen, ging doch hauptsächlich durch seine Coolness der Erfolg von „A Better Tomorrow“ aus. Chow Yun selber parodiert hier seinen Kleidungsstil aus dem ersten Film: Als Ken findet er den Mantel und die Sonnenbrille gar nicht so cool, fordert Kids, die in seinem Restaurant so rumlaufen, sogar dazu auf, diese Sachen abzulegen, die Jungs versuchen nämlich so zu wirken, wie sein Zwillingsbruder Mark. Eine witzige Parallele, waren doch zu Zeiten von „A Better Tomorrow“ diese Klamotten schwer im kommen und in ganz Hongkong ausverkauft. HIER WEITERLESEN! Ein schwerer Kritikpunkt ist diesmal die Namenswahl: Waren im Ersten Teil, zumindest in der deutschen Fassung, noch die Kurzformen der Namen der Hauptakteure an der Tagesordnung, so bekommt man hier ständig neue Formen zu hören, so wurde aus Ho der Originalname Tsung-Tse Ho und auch sonst sind alle Namen nicht gut zu merken, was für Unverständlichkeit mancher Szenen sorgt. Gelungen ist diesmal der kurzzeitige Wechsel des Settings nach New York.
Die Darsteller:
Wie gesagt, sind alle Darsteller wieder mit von der Partie: Als da wären Ti Lung, Leslie Cheung oder der gute Chow Yun-Fat. Der darf hier auch mal sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen, ich denke da an die Szene, in der er den Schutzgelderpressern weiß machen will, daß Reis Vater und Mutter für ihn sind. Man kann ja behaupten was man will, aber sobald „Ken“ den Mantel und die Sonnenbrille von Mark anlegt und dazu eine Streichholz in den Mundwinkel steckt, ist er für mich wieder der alte „Asskicker“ vom Dienst, den wir im Vorgänger liebten und schätzten. Negativ sticht mir Dean Shek ins Auge, seine Darstellung des verstörten Onkel Lung grenzt manchmal stark ans „Overacting“.
Die Atmosphäre:
Es wird im Grunde das selbe vermittelt, wie im Original: Die Musik wurde durch ein paar Stücke ergänzt, geht auch diesmal ins Ohr, die Kameraarbeit wurde stark verbessert und gefällt durch ein perfektes Zusammenspiel zwischen Bild und Ton, zumindest an einigen Stellen. Sonst werden Woos typische Motive aufgezeigt: Ein cooler Held, der mit zwei Berettas bewaffnet in Zeitlupe einen riesen Berg an Leichen produziert, massig verschossene Kugeln und eine Geldübergabe, die wie immer schief geht. Übrigens eine goldene Regel in Woo-Filmen: Egal was für eine Übergabe getätigt wird, sie endet IMMER in einer Schießerei. Zum Ende hin stört der hohe Unrealismus: Die Helden können ein Dutzend mal angeschossen werden und stehen immer noch wie eine Eins. Dieses „Over the Top“ sein gehört aber zum Eastern dazu, wie das Salz in der Suppe.
Fazit:
Eins hat dieser Film dem Vorgänger voraus, es gibt viel mehr Action, viel mehr Leichen und ein viel härteres Finale, doch um so mehr schwächelt „A Better Tomorrow II“: Durch den hohen Unterhaltungsgrad des Finales, in dem vier Männer eine Armee von über Hundert niederstrecken, wird der Film stark vom Surrealismus geprägt und so weniger glaubhaft. Dies stört, wo Woo doch sonst auf eine ihm wichtige Botschaft in seinen Filmen setzt, in denen er „die verlorenen Tugenden“ verbreitet und so auf Authentizität baut. Auch der Austausch der deutschen Synchronsprecher, die diesmal viel schlechter ausgewählt wurden, vernichten einen Großteil der Atmosphäre. Wer den ersten Teil mochte und Actionfan ist, wird hier dennoch bestens bedient, denn die tollen, altbewährten Darsteller und Woos Stärke in den Actionszenen machen fast alles wieder wett. Außerdem für jeden interessant, der schon immer mal sehen wollte, wie in nicht ganz zehn Minuten über hundert Tote zu beklagen sind! ;-)