Mit „City Wolf“ mag John Woo das Heroic Bloodshed Genre ja begründet haben, aber bei „City Wolf II“ konnte er das Rezept noch verfeinern.
Erfreulich konsequent schließt die Story der Fortsetzung an den Vorgänger an: Nach der Schießerei im Hafen wurde Ho (Ti Lung) verhaftet, erhält aber eine Chance auf Bewährung. Er soll sich bei dem Gangsterboss Lung (Dean Shek) einschleusen – genau das Gleiche tut auch Hos Bruder Kid (Leslie Cheung), der weiter Karriere bei der Polizei gemacht hat. Die beiden Brüder laufen einander über den Weg, doch Woo zeigt, dass sie nach den Geschehnissen von „City Wolf“ wieder echte Brüder mit Vertrauen zueinander sind.
Ho und Kid stellen jedoch fest, dass Lung inzwischen ehrlich geworden ist. Doch genau in dem Moment wollen zwielichtige Kriminelle, mit denen Lung früher Geschäfte tätigte, Lung aus seiner Werft drängen und hängen ihm einen Mord an. Als Lung in die USA flieht, töten sie auch noch seine Tochter. Da sich Kid im Laufe seiner Ermittlungen mir ihr angefreundet hatte, involviert dies die Brüder noch stärker. Wieder spannt Woo schon hier das Netz aus Loyalität, Freundschaft und Gefühlen, welches die Helden von „City Wolf II“ immer stärker aneinander bindet.
Während Ho und Kid in Hongkong weiter gegen Lungs Ex-Partner ermitteln, bitten sie einen Freund in New York nach Lung zu suchen: Ken (Chow Yun Fat), den Zwillingsbruder des im ersten Teil getöteten Marc...
„City Wolf II“ hat einige der kleinen Schwächen des Vorgängers ausgebessert, wobei vor allem die deutlich stringentere Story auffällt: Der Plot ist nicht simpel, sondern bietet ein paar überraschende Wendungen, doch deutlich früher und konsequenter wird klar, was überhaupt das Ziel der Protagonisten ist. Längen vermeidet John Woo, sodass „City Wolf II“ deutlich temporeicher runtergeht als der Vorgänger, auch wenn man zugeben muss, dass „City Wolf II“ nicht so revolutionär wie der erste Teil ist.
Im Bereich Darsteller wäre mal wieder ein gnadenlos cooler Chow Yun Fat hervorzuheben, der nicht nur mehr Screentime als im Vorgänger bekommt, sondern auch noch besser als in diesem agiert. Ti Lung und Leslie Cheung machen ebenfalls gute Arbeit, wobei positiv auffällt, dass die Rolle des Kids weniger einfältig und weinerlich als im ersten Teil angelegt ist. Lediglich Dean Shek fällt etwas negativ in dem sonst tollen Ensemble aus: Sein Overacting in den Szenen, in denen Lung einen geistigen Zusammenbruch hat, ist eher peinlich als überzeugend.
Auf emotionaler Ebene kann „City Wolf II“ sogar noch etwas mehr als der Vorgänger überzeugen, da die Charaktere hier noch etwas besser gezeichnet sind (siehe z.B. die erwähnten Verbesserungen bei Kids Rolle). So überzeugt „City Wolf II“ nicht nur in den Krawallszenen, sondern auch in den stillen Momenten, in denen die Protagonisten um getötete Freunde trauern, verpassten Chancen nachweinen usw.
Andrerseits ist Action immer ein zentrales Element in Woos Filmen und so geht es auch hier mächtig zur Sache. Vor allem der ausgiebige Showdown fällt auf, auch wenn dieser nicht ganz die Eleganz von „Hard Boiled“ und „The Killer“ hat: Die Protagonisten feuern aus allen Rohren, mähen die Feinde haufenweise nieder, aber leider gibt es kaum akrobatisches Herumhechten. Dabei erweisen sich die Feuergefechte im Rest des Films als deutlich eleganter, z.B. wenn Ken eine Treppe runter rutscht und dabei um sich schießt. Doch obwohl die Action noch nicht ganz Königsklasse besitzt, so können die Shoot-Outs den Actionfan erfreuen.
Alles in allem kann man mit Fug und Recht behaupten, dass „City Wolf II“ den Vorgänger schlägt, da das Rezept hier noch verbessert wurde. Mit einem etwas eleganterem Showdown und weniger Overacting bei den Nervenzusammenbruchszenen wäre der Film noch besser gewesen.