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The same procedure as every day... Wau Wauuuuuu schallt es durch die Wohnstube, wenn meine kleine Tochter (2) "ihre" Serie anschauen möchte... Zugegeben, ihr Wortschatz ist in diesem Alter noch ziemlich eingeschränkt und viel mehr Worte als Mama, Papa, Oma, Auto, ja, nein, miau,  und Wau Wau sind noch nicht drin. Aber hier weiß Sie genau was sie sagen will und jeden Abend vor dem Schlafen gehen darf sie eine Folge Paw Patrol gucken, welche die Abenteuer vom 10 Jährigen Ryder und den 6 tapferen kleinen Hundehelfern mit den individuellen Fähigkeiten erzählt. Natürlich schauen wir Eltern mit, da wir ja wissen wollen, was unser Sprößling da so gut findet und so kommt es, dass ich mittlerweile das Paw Patrol Lied rückwärts herunterbeten kann und alle Namen und Eigenschaften der Vierbeiner aus dem FF kenne. Aber ist die beliebte Kinderserie wirklich auch für die ganz kleinen Kinder geeignet, bzw. empfehlenswert? Meiner Meinung nach ja, den Paw Patrol schafft es mit liebenswerter Art in einer immer verrückter werdenden Welt den Kleinsten wichtige Werte wie Teamgeist, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft phantasievoll zu vermitteln und das völlig ohne Gewalt!

Selbstverständlich ist mir klar, dass hinter der Marke Paw Patrol eine clever ausgeklügelte, gigantische Merchandising Maschinerie steckt. Keith Chapman, Erfinder von Bob dem Baumeister, schlug 2010 den Eigentümern der Spin Master Corporation Ronnen Harary, Anton Rabie und Ben Varadi vor, Rettungshunde für ihre geplante Animationsserie zu verwenden, da Hunde Jungs und Mädchen gleichermaßen ansprechen. Die Zielgruppe wurde auf 2 bis 6 Jährige Kinder festgelegt und die charakteristischen Sätze einer jeden Figur so geschrieben, dass selbst 3 Jährige dank gezielter Wortwiederholungen in der Lage sind, diese zu lernen und so die Handlung zu fühlen bzw. zu verstehen. Die Erstausstrahlung im US Fernsehen  erfolgte ab dem 12. August 2013 und 6 Monate später kamen die ersten Spielzeuge auf den Markt. Heute wird Paw Patrol in 160 Ländern ausgestrahlt und bei den Markenartikeln gibt es nichts was es nicht gibt, von den Paw Patrol Plüschhunden und Actionfiguren bis hin zu Tassen, Tellern und Rucksäcken. Die Strategie ist für die Eltern Fluch und Segen zu gleich, einerseits freut man sich, seinem Kind eine Freude machen zu können, andererseits kann die Leidenschaft auf Grund Überangebot ganz schnell ins Geld gehen.

Die Hauptcharaktere, die 6 niedlichen Hundewelpen, sind kindgerecht animiert, wobei alle Hunde ihre individuellen Erkennungsmerkmale haben: Der weiß-rote tolpatschige Feuerwehr Dalmatiner Marshall, der blaue deutsche Polizeischäferhund Chase, die gelbe Bauhund Bulldoge Rubble, der grüne Umweltschützer Mischling Rocky, der braun orange Rettungsschwimmer Labrador Suma und zu guter Letzt die pinke Cockapoo Helikopterpilotin Skye. Dadurch das auch jeder sein eigenes Motto und seine unterschiedlichen Charaktereigenschaften mit Stärken und Schwächen hat, ist für jeder Kinds Geschmack ein Liebling dabei, meine Tochter Stella hat sich unsterblich in das Hunde Mädel Skye verguckt. Koordiniert werden die Einsätze vom 10 Jährigen Ryder, der die Hunde mit seinem I-Pad zur Zentrale rufen kann und mit den notwendigen Details zu jeder Mission versorgt. Die Marschroute ist klar: Kinder brauchen Vorbilder, Figuren, zu welchen sie hinauf sehen können. Paw Patrol schafft den Raum für reale Helden wie Feuerwehrmänner, Polizisten oder Rettungskräfte, die in den Kinderträumen weiterleben, unbeschwert ganz ohne Angst und mit garantiertem Happy End.

Die einzelnen Episoden handeln von alltäglichen Situationen und Problemen, die in der imaginären Fantasiewelt der Abenteuerbucht von den Helfern mit vier Pfoten mit Geschick und Einfallsreichtum kindgemäß gelöst werden. Ein Kätzchen traut sich von einem hohen Baum nicht mehr hinunter, Skye rettet es mit ihrem Hubschrauber. Das Huhn von Bürgermeisterin Gutherz ist verschwunden, Polizeihund Chase spürt es auf. Ein paar Schafe sind auf einer demolierten Brücke gefangen, Rubble repariert die Brücke mit seiner Baggerschaufel. Ein Vogel hat sich in einem Gerüst verirrt, Feuerwehrhund Marshall ist mit seiner Leiter zur Stelle. Dabei sind die Fälle bewusst schlicht geraten, um die Wahrscheinlichkeit einer Überforderung zu minimieren, worauf auch bei der Laufzeitbemessung explizit geachtet wurde:  In einer Folge sind 2 Episoden mit jeweils 11 Minuten, was auf die Konzentrationsfähigkeit eines Kleinkindes optimal abgestimmt ist.

Mittlerweile gibt es 9 offizielle Staffeln und über 130 Einzelfolgen, leider ist man gerade in den letzten Teilen ein wenig vom oben beschriebenen Einfachheitskonzept abgewichen: Komplexere Themengebiete und übernatürliche Inhalte wie beispielsweise Außerirdische oder Aliens sorgen dafür, dass die jüngsten nur noch bedingt angesprochen werden, da nicht alle Ausführungen verständlich sind. Auch wenn das Bestreben nach neuen und innovativen Storys löblich ist, sollte man die angepeilte Zielgruppe nicht vergessen und mit altersgerechter Unterhaltung bedenken. Gibt es sonst noch Grund für Beanstandungen? Das Paw Patrol Lied ist hochgradig nervig, aber das fällt wohl unter die Rubrik Geschmackssache, von daher wird es genügend Leute geben, die mit dem Song mehr anfangen können als wie ich.

Bei den Kritikern ist die Resonanz größtenteils wohlwollend ausgefallen und Paw Patrol genießt einen ausgezeichneten Ruf im Bereich der medialen Bespassung unseres Nachwuchses. 2020 geriet die beliebte Kinderserie jedoch ins Visier von militanten Menschenrechtsaktivisten, da nach deren Ansicht der Polizeihund Chase zu gutmütig dargestellt wird und diese positive Charakterisierung des Gesetzeshüters nicht mit der aktuellen Problematik bezüglich unverhältnismäßiger Polizeigewalt in Amerika konform geht. Auch im Hinblick auf die sinnfreien Zensuren bekannter Klassiker wie Pippi Langstrumpf und Jim Knopf wegen angeblichen Rassismus empfinde ich diese Entwicklung als höchst bedenklich, den die Kleinen interessieren sich Null Komma Null für die aus Hass und Vorurteilen bestehende Erwachsenenwelt, sie wollen einfach nur natürlich und unbeschwert groß werden. Meines Erachtens nach  kann bei Paw Patrol jedenfalls von einer gelungenen Serie gesprochen werden, da den Kindern neben den essenziellen Grundeigenschaften des gesellschaftlichen Zusammenlebens auch die Wichtigkeit vermittelt wird, sich für eine Sache einzusetzen und zu engagieren. Wie heißt es doch so schön: Kinder sehen die Welt eh mit anderen Augen und das tollste für die stolzen Eltern ist: Ein glückliches Kind! MovieStar Wertung: 8/10 Punkte.



 


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