Der Student (Pit Bukowski) will in Ruhe seine Diplomarbeit über die Higgs-Teilchen schreiben und mietet ein Zimmer im Bunker von Mutter (Oona von Maydell) und Vater (David Scheller). Weil der Student kaum die Miete aufbringen kann, bieten sie ihm an ihren Sohn Klaus (Daniel Fripan) zu unterrichten. Dieser meint, er sei acht, aber er sieht rund 10 Jahre älter aus…
Noch in der „Perspektive Neues Kino“ der Berlinale uraufgeführt, wird „Der Bunker“ der Hit des Fantasy Filmfestivals im Sommer 2015, was auch einen Kinostart ermöglicht. Das Langfilmdebüt von Regisseur Nikias Chryssos (geb. 1978 in Leimen) bietet eine hochinteressante Geschichte, die so originell, wie bizarr ist. Es beginnt mit Vaters Ode am Essenstisch auf die Schönheit eines Spiegeleis. Schon in den nächsten Szenen lernt der Student seine Kellerunterkunft kennen, ein schäbiges Loch, in dem man kaum stehen kann und das den versprochenen Seeblick oder gar ein Fenster vermissen lässt: „Aber es kommt kein Licht herein“, „Aber auch keins heraus!“, kontert der Vater begeistert. Noch schräger wird es als der Student erfährt, dass der offensichtlich zurückgebliebene Klaus in den Augen seiner Eltern hoch intelligent ist und der nächste Präsident der USA werden soll. Zum Geburtstag darf er sich deshalb sein Ständchen selber singen. „Happy Birthday, Mr. President“. Als die Mutter in der Filmmitte das Geheimnis der Fleischwunde an ihrem Knöchel verrät, ist der Zuschauer endgültig verwirrt, aber auch längst schon gefangen in der befremdlichen Welt des Nikias Chryssos. Für alle gilt, was Vater schon weiß, „Manchmal muss man seine Prinzipien an die Realität anpassen.“ Er erläutert auch den Kontrast zwischen der Modern der Großstadt und den ländlichen Traditionen anhand eines alten Kalauers, den er wie ein Clown geschminkt vorträgt, weil Klaus doch endlich alle Großstädte aufsagen kann. Wobei der Student widerwillig auf altbewährte Erziehungsmethoden zurückgreifen musste. Stichwort Prinzipien.
„Der Bunker“ bietet eine Geschichte, wie man sie nie zuvor gesehen hat. Ein großartig inszeniertes Kammerspiel mit 4 überzeugenden Darstellern zu klassischen Melodien von Mozart bis Beethoven, mal originalgetreu, mal bis ins Unkenntliche verzerrt. Prädikat: Strange. (9/10)