Ein sonderbares Kammerspiel tischt uns Langfilmdebütant Nikias Chryssos auf, dessen Geschichte sich fast ausschließlich in der titelgebenden Behausung abspielt.
Als würde Lars von Trier auf Helge Schneider treffen, schwankt die Stimmung zwischen entrückter Bedrohung und bizarren Momentaufnahmen.
Mitten im Winter schneit ein Student (Pit Bukowski) bei einer dreiköpfigen Familie herein, um seine physikalischen Forschungen in aller Abgeschiedenheit voranzutreiben. Sohn Klaus (Daniel Fripan), nach eigenen Angaben acht Jahre alt, soll vom Studenten unterrichtet werden, da seine Eltern (David Scheller und Oona von Maydell) ihn als kommenden Präsidenten sehen. Doch alle Interessen unter einen Hut zu bringen, erweist sich schwieriger als vermutet…
Chryssos serviert uns diverse Absurditäten mit einer Selbstverständlichkeit, die zwangsläufig erheitert. Klaus sieht aus wie dreißig, gibt sich mit Pottschnitt, bunter Kleidung und beleidigten Minen wie ein Kind im Grundschulalter und kann sich überhaupt keine Hauptstätte merken. Die Mutter gibt dem Jungen regelmäßig die Brust und unterhält sich mit Heinrich, einer außerirdischen Existenz, die in ihrer offenen Beinwunde wohnt. Der Vater rühmt sich mit einigen Diplomen und rezitiert allabendlich Witze, die er mit geschminktem Gesicht vorträgt. Dem Zuschauer, der die Sicht des namenlosen Studenten einnimmt, bleibt keine andere Wahl, als diverse Kuriositäten einfach hinzunehmen, denn Erklärungen wird man hier vergebens suchen.
Der vermeintliche Minimalismus wird treffend auf den Punkt gebracht. Die Ausstattung orientiert sich an den Siebzigern, die Dialoge sind bewusst zeitlos gehalten, der Score wird sparsam eingesetzt und die Kamera ist immer auf Höhe des Geschehens. Stark sind auch die vier Darsteller, die, wie einige Outtakes untermauern, viel Spaß beim Dreh hatten und angemessen drüber performen, vor allem David Scheller als Familienvater.
Was sich der groteske Reigen insgesamt vorwerfen lassen muss, ist der Mangel an Pointen, an Aussagekraft einiger Absurditäten. Im Zentrum stehen Fragen um Erziehung, die Demontage von geschlechtsspezifischen Rollen und die Erwartungshaltung einiger Eltern, die sprichwörtlich in ihrem eigenen kleinen Mikrokosmos leben und dabei zwangsläufig den Anschluss an die Welt verlieren. Immerhin ereignet sich im letzten Drittel noch ein wenig in Richtung Entscheidung, doch überraschend kommen die finalen Minuten nicht.
Welchem Klientel dieses außergewöhnliche Stück Film empfohlen werden kann, bleibt fraglich, denn dieses vogelige Drama lebt überwiegend von seinen abgedrehten Augenblicken, einigen bedrohlich wirkenden Momentaufnahmen und herrlich tumben Dialogen, die aus einer typischen Schmonzette der Fünfziger stammen könnten.
Ein wahrlich ungewöhnliches Debüt.
7 von 10