Weil das Team um Dominic Toretto, gespielt von Vin Diesel, Owen Shaw zur Strecke gebracht hat, sinnt dessen Bruder, ein ehemaliger Top-Agent, gespielt von Jason Statham, nun auf Rache. Er tötet Han, einen von Torettos Männern, und sendet eine unmissverständliche Botschaft, dass Toretto und seine Männer nun im Fadenkreuz stehen. Der beschließt daraufhin, in die Offensive zu gehen, seinen Widersacher zu jagen und zu töten. Daher nimmt er das Angebot eines ominösen Agenten, gespielt von Kurt Russel, an, der möchte, dass Toretto und seine Männer einen Auftrag für ihn erfüllen. Sie sollen eine Technologie und deren Entwickler, mit der so ziemlich jeder Mensch jederzeit geortet werden kann, aus den Händen skrupelloser Gangster befreien. Dann dürfen sie diese einsetzen, um den Aufenthaltsort der perfekt ausgebildeten Tötungsmaschine zu finden, bevor es dieser gelingt, weitere Teammitglieder ins Jenseits zu befördern.
Nachdem Regisseur Justin Lin und sein Autor Chris Morgan den dritten Teil der Schrauber- und Rennfahrer Reihe „Tokyo Drift“ mehr oder weniger vor die Wand gefahren hatten, war ihnen mit dem vierten und besonders dem fünften Teil schließlich eine gelungene Erneuerung der Reihe hin zur Action-Franchise gelungen, ohne jedoch die Anfänge aus den Augen zu verlieren. Auch mit „Fast & Furious 6“ war den Machern anschließend ein guter Actionfilm gelungen, woraufhin bekannt wurde, dass zumindest Justin Lin nicht weitermachen würde. James Wan, der bisher eher für Horrorfilme wie „Saw“ und „The Conjuring“ bekannt war, trat mit dem siebten Film schließlich die Nachfolge an und stand, wie auch Morgan, vor einigen sehr schwierigen Aufgaben.
Zumindest eine davon war im Vorhinein nicht abzusehen. Der plötzliche Tod von Paul Walker stellte die Verantwortlichen vor zwei wichtige Fragen: Wie ersetzt man den Darsteller, um den teilweise abgedrehten Film fertigstellen zu können und wie geht man mit dem Tod des Schauspielers im Film um? Auf beide fanden die Macher gute Antworten. Walkers Rolle spielten schließlich dessen Brüder zu Ende. Das sieht man den Szenen, in denen ganz offensichtlich vermieden wird, Walkers Gesicht aus nächster Nähe zu zeigen, zwar deutlich an, sodass oft ersichtlich ist, ob eine Sequenz vor oder nach dem Tod von Paul Walker gedreht wurde. Insgesamt haben die Macher hiermit aber einen gangbaren Weg gefunden, den Film ohne größere Qualitätsverluste zu Ende zu bringen, wenngleich das ab und an befremdlich wirkt. Die letzten Szenen des Films sind dann als Nachruf auf den beliebten Darsteller angelegt, sehr melancholisch, sehr sentimental, aber dem Umstand angemessen und passend. Dazu gehört auch ein kurzer Zusammenschnitt aus sämtlichen „Fast & Furious“-Teilen, in denen Walker mitwirkte. Die Macher kehren also noch einmal zu den Wurzeln zurück und zeigen, dass sie über Rio, London und Abu Dhabi die Anfänge der Reihe nicht aus den Augen verloren haben und würdigen gleichzeitig noch einmal den verstorbenen Kollegen. Vielleicht jetzt schon der Gänsehautmoment des Kinojahres.
Eine ebenso schwierige Aufgabe dürfte es gewesen sein, die waghalsigen Stunts, die mitunter cartoonesk überzogenen Action-Sequenzen der Vorgängerfilme noch einmal zu toppen, wurden die Gesetze der Logik und Physik doch bereits mehr als überstrapaziert. Aber auch das gelingt Morgan und Wan. So bekommen es die Protagonisten diesmal unter anderem mit einer Drohne zu tun und werden, wie schon im Trailer zu sehen war, mit ihren aufgemotzten Autos aus einem Flugzeug abgeworfen. Und auch die Hochhaus-Szenen in Abu Dhabi werden sich wohl ihren Platz im Gedächtnis der Freunde des Actions-Kinos sichern. Wan, der ja bisher nicht allzu viele Erfahrungen im Genre sammeln konnte, inszeniert diese sehr gelungen, extrem dynamisch, ohne jedoch die Übersicht bei den halsbrecherischen Verfolgungsjagden und Schießereien zu verlieren. Zwar wird diesmal vielleicht ein wenig zu sehr auf CGI-Effekte zurückgegriffen, wie man sie in der Schwemme der Comic-Verfilmungen aktuell allzu oft zu sehen bekommt, diese sind aber sehr gut gemacht und durchaus sehenswert. Es gibt daneben aber auch weiterhin viel Pyrotechnik, gute Stunts, atemberaubende Verfolgungsjagden und sehr gut choreografierte Nahkämpfe zu sehen, sodass die zahlreichen Action-Sequenzen nicht eintönig werden und auch zum Ende hin noch Spaß machen. Hier und da hätte es aber auch nicht geschadet, wenn die Macher sich ein wenig gebremst hätten, ab und an hätten sich die Beteiligten etwa bei diversen Crashs oder im Kugelhagel zumindest mal verletzen können. So wirken die Figuren zu übermenschlich, zu unverwundbar. Ein bisschen mehr „Stirb langsam“ und ein bisschen weniger „Phantom Kommando“ also. So ist man dem Overkill gefährlich nahe, was beim nächsten Teil zu großen Problemen führen könnte, wenn den Machern nichts gänzlich Neues einfällt.
Und auch ansonsten bleibt unter James Wan alles beim Alten. Unterlegt von flotter, elektronischer Musik werden die spektakulären Schauplätze, die teuren Autos und die leicht bekleideten Darstellerinnen mit auf Hochglanz polierter Musikvideoästhetik in Szene gesetzt, was dann ebenfalls an die Wurzeln der Reihe erinnert. Wan kann man allenfalls vorwerfen, hiervon im Mittelteil des Films allzu inflationär Gebrauch zu machen. Erzählerisch ist das Ganze gewohnt gradlinig, zumal die überschaubare Handlung nicht allzu viel hergibt. Als Vehikel, das die Zeit zwischen den Action-Szenen überbrückt, ist sie aber einigermaßen brauchbar, wenngleich die Idee mit dem alles sehenden „Auge Gottes“ zwar tagesaktuell, aber doch allzu weit hergeholt ist. Dass die Dramaturgie der Filme spätestens seit „Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile.“ Soap-Charakter hat, ist zwar nichts gänzlich neues, es fällt bei „Fast & Furious 7“ nun aber noch deutlicher als bisher auf. Da haben wir den von Walker gespielten Brian O`Conner, der versucht, sich an ein stinknormales, aber durchaus idyllisches Familienleben zu gewöhnen, während das zweite Kind unterwegs ist, von dem er natürlich noch nichts weiß. Dann haben wir eine nach wie vor unter Gedächtnisschwund leidende Letty, gespielt von Michelle Rodriguez, deren Beziehung zu Dominic Toretto stark darunter leidet, dass sie sich nicht an die gemeinsame Zeit erinnern kann. Und so weiter. Die Dramaturgie ist noch etwas platter als bei den Vorgängern und bremst den Film besonders in der ersten Filmhälfte etwas aus. Hier kommt es infolge dessen zu vermeidbaren Längen, wenn die menschlichen Dramen in den Vordergrund gerückt werden und Toretto zum hundertsten Mal seine hoch geschätzten Familienwerte artikuliert. Vielleicht fällt die dramaturgische Schwäche aber auch nur stärker auf, weil der Film ernster und persönlicher ist als die vorherigen Teile. Der lockere Ton und die ungetrübte Stimmung eines „Fast Five“ hätten auch diesem Film mitunter besser gestanden.
Die namenhafte Besetzung ist einerseits sicherlich ein Segen für den Film, dürfte gleichzeitig aber auch eine weitere Schwierigkeit für Wan und Morgan dargestellt haben, schließlich muss ja jeder Action-Darsteller mindestens einen spektakulären Auftritt und einen coolen One-Liner haben und seinen Platz in er Story bzw. im dramaturgischen Gefüge finden. Aber auch hier haben die Macher gute Arbeit geleistet, wenngleich es immer wieder zu kleineren dramaturgischen Verwerfungen kommt, wenn immer neue Figuren eingeführt werden müssen. Für den Part eines permanent böse dreinschauenden Gangsters hätte man einen Djimon Hounsou beispielsweise nicht gebraucht. Nervig ist diesmal besonders der von Tyrese Gibson gespielte Roman, der als Clown der Gruppe fungiert und dabei größtenteils durch schlechte Witze auffällt. Lustig sind allenfalls die Frotzeleien mit dem von einem gut aufgelegten US-Rapper Ludacris verkörperten Tej Parker. Walker zeigt eine gewohnt souveräne, letzte Darstellung, während Vin Diesel als Dominic Toretto auch diesmal in erster Linie durch sein Charisma und seine Leinwandpräsenz besticht. Die beiden sind trotz des erweiterten Casts nach wie vor die Dreh- und Angelpunkte des Films und lösen diese Aufgabe erneut gelungen. Daneben gibt es eine sehr ernste, aber durchaus gelungene Leistung von Michelle Rodriguez zu sehen und einen Jason Statham, der wie gewohnt in erster Linie durch kerniges Spiel und gut choreographierte Kampf-Szenen positiv auffällt. Beim Thema gute Choreographie sollten aber auch die Kampfsportler Ronda Rousey und Tony Jaa, die sich insgesamt gelungen einfügen, nicht unerwähnt bleiben. Jaa dürfte zudem besonders in Hinblick auf den asiatischen Markt auch finanziell eine gewinnbringende Neuverpflichtung gewesen sein. Eine besonders coole Figur ist der von einem ebenfalls sehr charismatischen Kurt Russel verkörperte Mr. Nobody, der die bunte Truppe schließlich ins Gefecht schickt. Von The Rock gibt es diesmal weniger zu sehen, aber das, was er macht, macht er gut und mit gewohnt witziger Eigenironie. Insgesamt gibt es sicherlich den einen oder anderen One-Liner zu viel, weil eben jeder Darsteller seinen Auftritt braucht, dafür entschädigt aber allein schon die Szene, in der The Rock durch das Anspannen seines Arms einen Gipsverband sprengt und sich mit einem lockeren „Daddy muss arbeiten“ von seiner Tochter verabschiedet.
Fazit:
„Fast & Furious 7“ beeindruckt mit spektakulären, sehr einfallsreichen Action-Sequenzen und unterhält mit einer gelungenen Inszenierung, tollen Schauplätzen, einem namenhaften Darstellerensemble und einem Schuss Humor durchweg gut. Gleichzeitig werden die Macher, Regisseur James Wan sowie Autor Chris Morgan, aber auch den Anfängen der Reihe gerecht und lassen den Film mit einem berührenden Nachruf auf den plötzlich verstorbenen Paul Walker ausklingen. Daher ist der siebte Teil der Reihe trotz der überschaubaren Story, der Soap-Dramaturgie und des einen oder anderen verunglückten Gags definitiv eine Empfehlung wert.
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