Wenn über die "extremsten" Filme gesprochen wird, tauchen oft immer wieder die selben Namen auf: Guinea Pig, Faces of Death, The Untold Story, Cannibal Holocaust, Men behind the Sun, Nekromantik usw.
Einige unbekanntere Filme sind – zumindest teilweise – noch derber. Und es gibt praktisch kein "krankes" Thema, dass nicht verfilmt wurde. Nekrophilie (Aftermath), Zoophilie (Vase de noces), Sex-Mondos (Libido Mania), Shockumentaries (Being Different), Pseudo-Snuff (Mordum), Rape-Movies (Portrait of a Serial Rapist), Rape’n’Revenge (Scrapbook), Amateur-Exploiter (The Bride of Frank), Sexploitation (Rossa Venezia), Nunsploitation (Images in a Convent), Cat.III-Schocker wie Human Pork Chop, Horrible High Heels usw.
Und dann gibt es noch das Subgenre Naziploitation (oder auch Nasty Nazis). Teilweise mit sehr derben Gore- und Folterszenen (Ilsa - She Wolf of the SS). Die meisten Genrebeiträge zeigen zwar viele Nazisymbole, erwähnen jedoch das Wort Jude oder den Begriff Holocaust kaum. Dies gilt besonders für die "Nazi Erotics" von EUROCINÉ oder Filme wie Eine Armee Gretchen.
Ganz anders ist GESTAPO'S LAST ORGY :
Der Lagerkommandant sitzt mit Gästen an einem Tisch. Schon bald wird darüber diskutiert, ob Juden überhaupt menschliche Wesen seien. Ein Professor teilt mit, dass selbst Ratten oder Kakerlaken auf der Erde einen Nutzen hätten – und Juden somit auch. Seiner Meinung nach zuerst als Arbeitskräfte, dann – bevor sie zu alt sind – als Nahrungsquelle...
Diese Aussage schockiert einige der (weiblichen) Gäste, andere lachen oder scheinen sehr interessiert. Wenig später wird in einem Topf tatsächlich Judenfleisch (zumindest ein Teil davon von einem Fötus!) serviert... Einige sind zuerst sehr verunsichert, doch schon bald verzehren fast alle das neue Gericht mit Genuss. "Es ist hervorragend", "schmeckt wie Schweinebraten" oder "besser als Kalbfleisch", hört man sie sagen...
Unglaublich. Aber das ist noch nicht alles:
Eine jüdisches Dienstmädchen ist in Ohnmacht gefallen. Sie wird entkleidet, dann die Resten des nicht verspeisten Fötus auf ihrem nackten Körper verschmiert. Danach wird sie auf den Tisch gehievt, mit Literweise Cognac übergossen – und angezündet.
Ein Wunder, dass man nicht auch noch mit ansehen muss, wie die verkohlte Leiche "aufgefressen" wird...
Also ich habe schon etliche Filme gesehen, in denen Nonnen vergewaltigt, Leichen geschändet, eine Frauenbrust abgebissen oder auch Aufnahmen von echten Leichen gezeigt werden... Aber diese sehr lang andauernde Szene "übertrifft" meiner Meinung praktisch alles andere, was ich je gesehen habe...
Was soll ich denn sonst über den Film schreiben?
Im Vergleich zu vielen anderen – meist halt wirklich furchtbar miesen – Beiträgen dieses Subgenres, ist er eigentlich sehr gelungen. Die Story kennt man zwar bereits (mehr oder weniger) von einem Film wie LOVE CAMP 7.
Einige der Schauspieler sind besser als üblich, diverse Kameraeinstellungen sind gelungen, manche der schnellen Schnitte auch.
Bis auf das fürchterliche Titellied (welches man auch im Film selbst anhören muss), ist auch der Soundtrack toll, ja, ein Teil der klassischen Musik ist wunderschön – und passt meist hervorragend.
Auch die teilweise recht gut ausgestatteten Sets tragen viel zu einer gelungenen Atmosphäre bei.
O.k., einmal ist zum Beispiel ein Tontechniker zu sehen...
Derbere Gore-Szenen gibt es – erstaunlicherweise – fast keine. Aber dies ist bei dem restlichen Inhalt auch gar nicht nötig... Das Ganze erinnert teilweise recht stark an einen Film wie zum Beispiel Salò.
In der längsten Fassung des Films gibts übrigens eine Hardcore-Sexszene zu sehen. Auch eine Massen-Vergewaltigung...
Es fällt mir wirklich nicht leicht, den Film zu "benoten". Ich fragte mich tatsächlich (fast) zum ersten Mal: Gibt es nicht doch/sogar auch für einen Exploitation-Film irgendwelche "Grenzen", die nicht überschritten werden sollten?
Andererseits hat ein solcher Genrevertreter meiner Meinung nach eher eine Daseinsberechtigung, als beispielsweise EINE ARMEE GRETCHEN, der krass "verharmlosend" ist.
Aus diesem Grund vergebe ich GESTAPO'S LAST ORGY doch ganze 7 Punkte.
PS: Noch "extremer" – wenn auch auf eine etwas andere Art – ist KZ 09 von Bruno Mattei.