Review

Eine Badewanne voller Blut. Einzelne Sexszenen die an Hardcore grenzen. Einige Dokumentaraufnahmen von echten Leichen. Eine nackte Frau die in Panik durch einen Wald rennt...

Ja, im Zusammenhang mit BLUE MOVIE von Alberto Cavallone könnte ich mit Sicherheit alle Worte gebrauchen, die ich sonst in einem Review über einen typischen italienischen Sexploiter aus den 70er-Jahren verwenden würde.
Ich werde (von jetzt an) aber nicht mehr auf solche Punkte eingehen. Denn BLUE MOVIE ist das komplette Gegenteil eines typisches "Sleaze-Filmchens" aus Italien!

BLUE MOVIE aus dem Jahre 1978 beginnt bereits sehr ungewöhnlich. Die ersten Bilder und die Geräusche, die so gar nicht dazu zu passen scheinen, machen sofort neugierig. Und was dies genau zu bedeuten hat, wird erst gegen Filmende klar.

Bewusst nur wenig zur Story:
Wurde Silvia wirklich vergewaltigt oder sind es einmal mehr nur schlimme Halluzinationen? Auf ihrer "Flucht" trifft sie Claudio, einen Fotografen. Er nimmt sie mit in sein Haus. In Claudios labyrinthartigem Domizil, erleben die beiden gegensätzlichen Leute unvorstellbares...

Cavallones BLUE MOVIE erinnert – mit Sicherheit ganz bewusst – an manchen Stellen an den sehr kontroversen Film SWEET MOVIE, den Dusan Makavejev im Jahre 1974 drehte. BLUE MOVIE von Andy Warhol (1969) und BLUE MOVIE von Wim Verstappen (1971) sind ganz andere Filme.

Kameraarbeit, Schnitt, Score usw. haben mir bestes gefallen. Es ist Alberto Cavallone gelungen, eine spezielle, oft einzigartige Atmosphäre zu schaffen. Besonders einzelne der surrealen "Traum-Sequenzen" sind unglaublich faszinierend – und oft auch ziemlich schockierend! Nicht selten hat mich BLUE MOVIE an einige der tollen Filme von Renato Polselli erinnert.

Was BLUE MOVIE zum Beispiel ebenfalls besonders interessant macht: In der Wohnung von Claudio befinden sich unzählige Cola-Dosen und Marlboro-Zigarettenschachteln. Einige von ihnen wurden jedoch mit einem komplett anders schmeckenden Inhalt gefüllt...
Amerika, die gesamte Konsumgesellschaft aber auch verschiedenste Vorstellungen von Moral, Kultur usw. scheinen alles Feindbilder von Cavallone zu sein.

Dieser außergewöhnliche Film ist alles andere als leicht zugänglich/verdaulich. BLUE MOVIE ist das komplette Gegenteil von jedem typischen Mainstream-Film. Phantastisch!

Ein unvergessliches Werk, von ManCity gibts auf jeden Fall die Höchstnote.

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