Für das sechste und finale Samuraispektakel der "Okami"-Serie holte man mal wieder einen neuen Regisseur an Bord. Diesmal vertritt Yoshiyuki Kuroda den verhinderten Kenji Misumi. Ersterer erschafft zwar einen unterhaltsamen, schnellen, ansprechenden Film aus der Reihe, kann aber nicht die Brillanz, die zum Beispiel der Vorgänger an den Tag legte, toppen.
Die Handlung konzentriert sich im "Blutigen Schnee" voll auf den Yagyu-Clan, der im ersten Teil, der Auslöser für all den Ärger war. Ogami bekommt keinen weiteren Mordauftrag, der im Vordergrund steht, sondern muss sich in atemberaubenden Kampfszenen den Angriffen der Yagyus erwehren. Die Yagyus sind drauf und dran ihr Gesicht vor dem Shogunat zu verlieren. Ihr Clan hat die Aufgabe der offiziellen Killer des Shogunat. Wenn sie weiterhin nicht schaffen, Itto Ogami niederzustrecken, würde das Shogunat diesen für vogelfrei erklären. Das wäre ein Eingeständnis des Shogunats, dass ihre eigenen Killer, die Yagyus unfähig wären, den Mord zu begehen. Eine Entehrung, die sich Retsudo Yagyu nicht bieten lassen will. Also lässt er für seinen letzten Angriff seine übriggebliebenen Kinder in den Kampf ziehen: Azami, seine einziggezeugte Tochter, die eine eindrucksvolle Messertechnik beherrscht, und der verstoßene, weil durch eine Konkubine gezeugte Hyoei, der scheinbar Untote befehligen kann.
Mit untoten Samurais und inzestuiösen Gegnern gespickt, ist der sechste Film bei weitem nicht so ein Highlight, wie erwartet. Die Fights im Schnee sind zwar schön ausufernd, aber der Rest ist dann doch eher eine Spur weniger genial. Aus dem Kinderwagen wird ein Kinderschlitten, und wieder setzt Ogami die im Wagen versteckten Kanonen ein, um die Horden der Yagyus zu töten. All diese Gimmicks sind zwar nett anzusehen, aber letzten Endes unnötig. Warum nicht gleich uns die choreographierten Samuraikämpfe zeigen, anstatt die Kanonen sprechen zu lassen? Die guten Ideen, die zu Anfang des Films gefallen (blutige Wände), sind wertlos, weil es am Ende harkt.
Doch das eigentlich enttäuschende am "Blutigen Schnee" ist das Ende, dass wahrlich kein Abschluss der Serie darstellt. Es kommt nicht zu dem abschließenden, tödlichen Duell zwischen Ogami und Retsudo. Nein, es bleibt ein offenes Ende, so als ob es bald mit einem siebten Teil weitergehen würde. Zwar wurde in Japan Jahre später eine Fortsetzung kreiert, die aber nie wirklich in dem eigentlichen "Lone Wolf and Cub"-Kanon zugehörig waren. Eine produzierte Fernsehserie mit an die 80 Folgen war weiterhin sehr erfolgreich. Schön, dass der Erfolg und die Brillanz, die diese Samurai Saga ausmachte, weitergeführt wurde, aber den Filmfans fehlt es definitiv an einem schönen, abrundenen Finale für die Reihe.
Davon ab ist "Blutiger Schnee" ein guter Film. Gerade das Setting in den Schnee bedeckten Bergen macht Spaß, und erinnert an die "Lady Snowblood"-Filme. Wieder einmal ist es Tomisaburo Wakayama, der diesen Film so sehr ausmacht. Sein ungewöhnlicher Kampfstil und schauspielerische Kompetenz machten die "Okami"-Reihe zu wahren Highlights unter den Samurai-Filmen. Tomisaburo Wakayama starb am 1. Oktober 1992. Möge er in Frieden ruhen.