Man könnte durchaus sagen, der 2016er Krimi „Kidnapped in Romania“ sei genauso öde wie sein Titel – doch eigentlich ist er sogar noch einen Zacken mieser. Im Zentrum der erzählten Geschichte stehen die beiden Reise-Journalisten Miriam Damian (Andrea Stefancikova) und Paul Vella (Abraam Fontana), welche im Rahmen eines Auftrags unmittelbar zu Beginn in eben jenem Land im Osten Europas eintreffen, in dem erstere geboren wurde: Zuletzt meist international unterwegs, war sie schon länger nicht mehr in just der ländlichen Region, in der ihr Vater (ein einflussreicher Geschäftsmann) bis zu seinem Tode lebte. Von Bukarest aus befahren sie vorrangig Nebenstraßen, um so „die üblichen Touristen-Routen“ zu meiden – und entscheiden sich im Zuge dessen auch für einen zwischen einigen Äckern und Fluren hindurch verlaufenden Feldweg, auf welchem sie dann kurzerhand einen Stopp einlegen…
Zu diesem frühen Zeitpunkt des Geschehens hatte bei mir bereits Langeweile eingesetzt: Die gewählten Kamera-Einstellungen waren einfallslos, die Dialoge banal und Abraam Fontana („Sins Expiation“) kam mir arg unsympathisch vor – von seiner doofen Frisur, dem Mangel an Talent und seinen mauen Englisch-Kenntnissen ganz zu schweigen. Ihr Halt „mitten im Nirgendwo“ sorgt daraufhin prompt für einen Hauch an „unfreiwilliger Komik“, als Miriam in die Ferne blickend anmerkt, wie „wunderschön“ das Betrachtete doch sei – dem Publikum aber nie das von ihr Beäugte gezeigt wird (ich wage einfach mal zu behaupten: da gab´s nicht wirklich was zu sehen). Nunja, jedenfalls rauben zwei Personen währenddessen ihren nur wenige Meter nahebei geparkten Wagen aus und fliehen per Fahrrad – was wiederum zu einer dilettantisch arrangierten Verfolgungsjagd (samt eines platten Pkw-Reifens am Ende) führt…
Die beiden Diebe Vasile und Dragomire – nervig und schwach gemimt von Eebra Tooré („22 Minutes“) und Yoon C. Joyce („Said“) – sind „geistig minderbemittelt“, wollen ihre Beute zu Geld machen und entdecken auf Paul´s Laptop stracks ein Sex-Tape des Besitzerpaares, an dem sie sich umgehend „aufgeilen“. Die Existenz dieses Videos (plus Nacktfotos) ist inzwischen auch Paul wieder bewusst geworden – was ihm postwendend eine Reihe Vorwürfe Miriams beschert, da er die Dateien eigentlich schon längst gelöscht haben sollte. Die Stimmung ist also nicht gerade gut, als sie zu Fuß in Richtung des nächsten Dörfchens aufbrechen, da der Mietwagen nicht mit einem Reserverad bestückt war. Praktisch und erfreulich für sie, dass etwas später ein Van mit den sich einigermaßen hilfsbereit gebenden Einheimischen Bogdan (Gouchy Boy) und Gabriel (Dumitru Georgescu) ihres Weges kommt…
Sie werden mitgenommen und beginnen sich zu unterhalten – die Journalisten hinten, die sich eine Flasche Schnaps teilenden Rumänen vorne: Wie es sich herausstellt, kannte Bogdan Miriam´s Vater – mit welchem er vor dessen Tod allerdings „einige Probleme“ gehabt hat. Die Stimmung erhält einen „unangenehmen Touch“ – weshalb sie sich in einer kleinen erreichten Siedlung rasch von ihnen verabschieden und von dort aus weiter laufen (auf der Suche nach einer Polizei-Station oder so). Als die Dunkelheit über sie hereinbricht und Miriam erschöpft in einem Wald eine Pause einlegen muss, entschließt sich Paul noch zu einem Erkunden der näheren Umgebung – doch fehlt bei seiner Rückkehr plötzlich jede Spur seiner Freundin. Die Zuschauer wissen indes mehr: Es ist nämlich so, dass sie in der Zwischenzeit von Bogdan und seinem Kumpel Mihai (Michael Madsen) überwältigt und verschleppt wurde…
Fortan wird Miriam in einer alten Scheune auf einem ärmlich-heruntergekommenen Gelände gefangen gehalten, auf dem Vasile, Dragomire, Bogdan, Mihai und dessen Ehefrau Daniela (Maia Morgenstern) gemeinsam wohnen. Offenbar war ihr Dad in gewisse „Machenschaften“ verstrickt und hat Bogdan im Zuge dessen hintergangen – weshalb der nun 3 Millionen Dollar zu erpressen gedenkt. Obendrein ist für „zusätzliche Unruhe“ in diesem Kontext gesorgt: Dragomire und Vasile sind eher daran interessiert, Miriam zu „betatschen“ – wofür sie flugs mal mit einem Lederriemen „gezüchtigt“ werden – Mihai hat Bedenken bzw. Zweifel an der Aktion und Daniela soll davon gar nichts erst erfahren. Parallel dazu forscht Paul nach dem Verbleib seiner Liebsten und sind in der Sache zudem auch zwei Cops (Ileana Grigoras und Giuseppe Picone) in der Gegend aktiv, nachdem das verlassene Auto aufgefunden worden war…
Betrachten wir mal die Besetzung der zentralen rumänischen Parts: Madsen ist Amerikaner, Joyce asiatischer Abstammung, Tooré ein dunkelhäutiger Franzose mit gen Elfenbeinküste zurück führenden Wurzeln und Gouchy Boy ein farbiger Kanadier nigerianischen Ursprungs. „Total glaubwürdig“ also. Aus der Runde wurde einzig Morgenstern tatsächlich in jenem Land geboren – und liefert zugleich die unbestreitbar beste Performance ab: Es ist durchaus ein Stück weit traurig, eine talentierte Mimin wie sie (siehe u.a. „Ulysses' Gaze“ oder „the Passion of the Christ“) in „Schrott“ wie „Exodus to Shanghai“ oder eben diesem Film hier zu erblicken. Dagegen verfügt Gouchy Boy („Brick Mansions“) über kein sonderlich ausgeprägtes Ausdrucksvermögen und schlurft Madsen („Hell Ride“) in Gestalt seines Einsatzes frei nach dem Motto „nicht mehr tun als unbedingt nötig“ durch seine Szenen…
Inhaltlich gibt es verschiedene Klischees (á la bestechliche Staatsbedienstete) zu registrieren, punktuell ist eine mysteriöse schwarz-gekleidete Dame im Bild zu erspähen (bspw. in einem Restaurant, am Rande einer Straße oder auf einem Friedhof), als „Held“ versagt Paul kläglich und die immerhin noch halbwegs solide von Andrea Stefancikova („Countdown“) verkörperte Miriam erhält insgesamt nicht genügend „Aufmerksamkeit“ seitens des Skripts zugestanden – was es dem Publikum verwehrt, mit ihr und ihrem Schicksal in einem ergiebig-vernünftigen Maße „mitzufiebern“. Zugegeben, der Ausgang des Ganzen ist zwar nicht so konventionell wie eigentlich befürchtet geraten – jedoch sind auch die Ereignisse, welche einem in jenen finalen Minuten geboten werden und sogar noch mit einem Kurzauftritt Paul Sorvinos („the Devil´s Carnival“) aufwarten, letzten Endes fern von „gut“ einzustufen…
Ein schleppendes Tempo, null Spannung, Figuren, die einen keinen Deut interessieren, sowie eine triviale Story, reich an belanglosem Gelaber – allerdings ohne „dramatischem Gewicht“ oder Action (nein, die Explosion auf dem US-DVD-Cover kommt nicht vor): Drehbuchautor Filippo Luciano Santaniello´s („Bloody Sin“) Vorlage mutet durch die Bank weg uninspiriert an und Regisseur Carlo Fusco´s („the Slider“) einfallslose Umsetzung lässt mindestens genauso viel zu wünschen übrig. Überdies ist der Score Rosario Giacchis lachhaft und die Kamera-Arbeit Ovidiu Margineans („Europolis“) unansehnlich. Ich wäre ernsthaft verwundert darüber, wenn irgendein Zuschauer „Kidnapped in Romania“ anders als eine „üble Zeitverschwendung“ charakterisieren würde – diesen handwerklich schwachen, gähnend langweiligen Streifen, den man auf jeden Fall meiden sollte…
„1 von 10“