Als ein gewisser Ronald DeFeo im November 1974 sechs Familienmitglieder erschoss, war auf makabere Weise die Legende von Amityville begründet. 1979 folgte die erste Verfilmung, woraufhin viele Spukhausfilme folgten, denen teilweise nur der Amityville-Stempel aufgedrückt wurde. Das Originalhaus besteht im Übrigen weiterhin und keiner der Bewohner hat dort jemals paranormale Begebenheiten wahrgenommen.
Joan (Jennifer Jason Leigh) zieht mit Tochter Belle (Bella Thorne), der siebenjährigen Juliet (Mckenna Grace) und dem seit zwei Jahren im Koma befindlichen James (Cameron Monaghan) in ein neues Heim, um Geld für die aufwendige Pflege aufbringen zu können.
Die Ärzte schenken der Mutter keine Hoffnung, doch eines Tages reagiert James zaghaft auf die Nähe der Familie. Belle ist davon überzeugt, dass ihr Zwillingsbruder von etwas Bösem im Haus gelenkt wird…
Bereits 2014 fertig gestellt, gab es eine ganze Reihe von Startverschiebungen, diverse Umstrukturierungen und Schnitte, wobei das ursprüngliche Konzept von Found Footage früh über den Haufen geworfen wurde. Das erklärt zumindest ein wenig die leicht holprige Erzählweise, denn erst im Mittelteil erfährt man, warum James im Koma liegt und was es mit dem Vater auf sich hat. Bestimmte Szenen wirken wie nachträglich eingefügt, während andere teilweise komplett ohne Kontext dastehen, wie etwa eine Internetrecherche über die Mordreihe.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich lange Zeit kein Sympathieträger findet, denn die eigentliche Hauptfigur Belle wird als stets mäkelnde Zicke eingeführt, die erst im Verlauf einige positive Eigenschaften offenbart. Die Beweggründe von Mutter Joan, um jeden Preis für das Leben ihres Sohnes zu kämpfen, sind zwar einerseits nachvollziehbar, doch anderweitig vernachlässigt sie darüber hinaus ihre beiden anderen Kinder und gibt Belle indirekt die Schuld an James Zustand.
Insofern sind die Spukelemente beinahe zu vernachlässigen, denn diesbezüglich kommt man nicht über ein sich hochschiebendes Fenster, eine deformierte Monstergestalt und einen Fliegenschwarm hinaus. Interessanter ist da eher die Situation des Komapatienten, der anfangs mit seinen Augen kommunizieren kann und in der Lage ist, per Augenkontakt mit einer Art Tastatur Worte zu formulieren. Dass ein natürlicher Heilungsprozess ausgeschlossen ist, dürfte jedem Genrefan klar sein, folgerichtig sind im Verlauf auch keine Überraschungen zu erwarten. Mal abgesehen von der Tatsache, dass drei Leute das Original von 1979 sichten und die anderen Teile als DVD in die Kamera gehalten werden, woraufhin jemand meint „Remakes totally blow“.
Doch als nichts anderes kristallisiert sich „Awakening“ heraus, der kaum eigene Ideen einbringt und nur wenige Schockmomente liefert. Dank eines starken Monaghan als Komapatient und einer tollen Maske wird zwar ein wenig Unbehagen verbreitet, doch ein Mitfiebern stellt sich selbst beim Finale nicht ein. Zudem fließt bis auf eine kleine Platzwunde kein Blut und auch der Score bleibt auffallend blass.
Eine leidlich unterhaltsame Blumhouse Produktion, die in der Masse an Spukhausfilmen definitiv baden gehen wird.
4,5 von 10