iHaveCNit: The Sea of Trees (2017)
Wir schreiben das Jahr 2015 – wir befinden uns bei den Filmfestspielen von Cannes – und erleben die meiner Meinung nach respektloseste Handlung, die ich von Filmkritikern jemals mitbekommen habe – der Film wird ausgebuht. So erging es dem neuesten Film des Indie-Regisseurs Gus van Sant, den die meisten durch die Zusammenarbeit mit dem seit Kindertagen befreundeten Schauspieler- und Drehbuchautorenduo Ben Affleck und Matt Damon im Meisterwerk „Good Will Hunting“ kennen werden. Sein neuster Film heißt „The Sea of Trees“ der leider hierzulande nicht ins Kino gekommen ist, sondern direkt Anfang des Jahres fürs Heimkino veröffentlicht wurde.
Arthur Brennan befindet sich gerade in seinen Vierzigern. Nach dem Verlust seiner Frau beschließt er, im japanischen Selbstmordwald, dem Aokigahara nach endgültiger Erlösung zu suchen. Doch sein Schicksal ändert sich, als er den ebenfalls nach endgültiger Erlösung suchenden Takumi Nakamura trifft.
Der Aokigahara am Mount Fuji scheint derzeit ein beliebter Dreh- und Handlungsort zu sein. „The Forest“ aus dem letzten Jahr nutzt den Wald als Grundlage für einen interessanten, aber generischen Horrorfilm, bei dem selbst die aus Game of Thrones bekannte Natalie Dormer den Eindruck nicht über einen leicht überduchschnittlichen Film hinaus. „The Sea of Trees“ ordnet sich mehr im klassischen Drama-Sektor ein und kann durch eine interessante Narration und sein führendes Darstellertrio punkten. Der Film entstand ja in der Phase, in der Matthew McConaughey durch seine extrem gute Rollenwahl in Filmen wie „Der Mandant“ ; „Dallas Buyers Club“ ; „The Wolf of Wall Street“ ; „Interstellar“ ; „Mud“ und der Serie „True Detective“ verdient einen Oscar gewonnen hat und sich im selben Zug aus der Sackgasse des ewig gut aussehenden Rom-Com-Darstellers manövriert hat. Und ja, mit dieser Phase hat er sich auch in meine Favoriten geschlichen. Er spult in diesem Film sein neu gewonnenes Image des Charakterdarstellers gekonnt und routiniert ab. Ihm gegenüber haben wir Ken Watanabe und Naomi Watts, die auch ihr gewohntes Programm abspielen und eine gute Unterstützung für Matthews Arthur Brennan bieten. Ken Watanabe spielt den verwirrten Takumi Nakamura und ist Stichwortgeber für die Entwicklung von Arthur. Durch Naomi Watts als verstorbene Frau Joan lernen wir den Hintergrund von Arthur und sein Dilemma besser kennen. Hier ist es hilfreich und sehr gut gewählt, dass uns Gus van Sant immer an passenden Stellen der Handlung im Wald Rückblenden in Arthurs voriges Leben gibt. Der Anfang des Films war ebenfalls sehr schön umgesetzt, wenn man diesen Mann verfolgt und seine reduzierten Schritte beobachtet. Das Ende ist jedoch ein wenig zu gewollt auf kommerzielle Pfade geführt worden. Die emotionale Tragweite des Films lässt sich sehr gut nachfühlen, wenn man selbst einmal einen schmerzlichen Verlust von einer Person erleben muss und sich nicht richtig von dieser Person verabschieden konnte. Das kann sehr speziell sein, genau wie dieser Film, der hoffentlich durch meine Worte etwas Respekt erhält, den er eigentlich verdient.
„The Sea of Trees“ - My First Look – 7/10 Punkte.