Der Musiker Paul ist mit seiner Teenager-Tochter Sarah auf dem Weg ins Ferienlager und gabelt an einer Bushaltestelle deren gleichaltrige Freundin Charlie auf. Nach einem Streit verdrücken sich die beiden Mädels während einer Pinkelpause in einen angrenzenden Wald, und als Paul sich kurz darauf auf die Suche nach ihnen macht, findet er Sarah verstört auf einer Staudamm-Brücke vor... die prompt angibt, Charlie absichtlich in den Tod geschubst zu haben. Die Suche nach dem Mädchen bleibt ergebnislos, doch statt mit Sarah zur Polizei zu gehen, beschließen Paul und Sarahs Mutter Christine, den Mord zu vertuschen und sämtliche Spuren der Tat zu verwischen. Die Lage spitzt sich allerdings zu, als Charlies Vater, ein gewalttätiger Ex-Alkoholiker, auf der Suche nach seiner vermeintlich ausgerissenen Tochter auch bei Paul und Christine auf der Matte steht... In seiner Anlage als Thriller-Drama liefert "Wir Monster" einen schlagkräftigen Beweis dafür, dass auch hierzulande ab und an mal publikumswirksame Stoffe auf eine undrieselige Art und Weise umgesetzt werden können, ob der Streifen als Co-Produktion zwischen dem WDR und arte seine verdiente Zuschauerschaft als Flimmerkisten-Premiere aber auch erreicht hat, steht auf einem anderen Blatt geschrieben... mir war er bis dato leider unbekannt. Die durchaus an einem Tabuthema kratzende Geschichte, die man da zunächst als "Bad Seed"-Variante ausgemacht zu haben glaubt, wird hier jedenfalls auf eine etwas hintersinnigere Art und Weise angegangen, als das bei artverwandten Filmen wie "Mikey" oder "Das zweite Gesicht" der Fall gewesen ist und dadurch in Richtung "Alltagshorror" gepuscht, der einem ähnlich wie ein "Blood Simple" oder "Ein einfacher Plan" wieder mal aufzeigt, wie prekäre Situationen auf unvorhersehbare Weise eskalieren können und eine einmal in Gang gesetzte Welle von Ereignissen nicht mehr aufzuhalten ist. Dabei führt der Streifen auch allemal genügend Argumente ins Feld, die einen in der persönlichen Entscheidung bestätigen, doch besser keine Kinder in die Welt zu setzen. Regisseur und Co-Autor Sebastian Ko ist zudem smart genug, einen wirklich unvorhersehbaren Handlungs-Dreher bereits in der Mitte zu platzieren und diesen - anders als das in jedweder Beziehung missratene US-Remake "The Lie"! - nicht als finale Schluss-Pointe zu verbraten... und so den Fokus der Geschichte von der Teenagerin Sarah hin zu ihren Eltern zu verschieben, was den Titel nur zusätzlich legitimiert und auch dafür sorgt, dass die Glaubwürdigkeit des Ganzen nicht flöten geht, zumal die Handlungen der Figuren zwar keinesfalls entschuld-, aber immerzu nachvollziehbar sind. Da "Wir Monster" zudem mit herausragend guten Darsteller-Leistungen aufwartet und in ein (im wahrsten Wortsinn) niederschmetterndes, wirklich böses Ende mündet, hat er es für meine Begriffe durchaus verdient, in einem Atemzug mit ähnlich auffälligen, schroffen Euro-Thriller-Exponaten wie "Spurlos verschwunden", "Nightwatch - Nachtwache" oder "The Intruder - Der Eindringling" genannt zu werden... und definitiv sollte man dem Original gegenüber der echt beschissen amerikanisierten und im selben Aufwasch von jedweder Logik befreiten Neuverfilmung den Vorzug geben.
8/10