„Hände wie Samt“ ist ein einfach netter Film – kein cineastisches Highlight, sondern schön seichte Unterhaltung für einen verregneten Sonntagnachmittag.
Adriano Cellentano spielt den Panzerglasproduzenten Guido Quiller, der nach einem Unfall als vermeintlicher Kleinganove bei einer Familie von Dieben unterkommt und sich in eine Taschendiebin (Eleonora Giorgi) verliebt. Das Problem ist, das Quiller in Diebeskreisen extrem unbeliebt ist und er sich deswegen schwer tut, seine wahre Identität zu enthüllen.
Der Film zieht seinen Reiz aus der liebevollen Darstellung des Kleinkriminellen-Milieus. Dass hier Leute geschädigt werden spielt keine Rolle. Wir leiden mit dem Geldfälscher mit, dem die Produktion von 100.000 Lire-Scheinen partout nicht gelingen will. Und uns tut der arme Opa leid, der einen Schaufensterbruch machen möchte, aber auf Quillers Panzerglas trifft. Es wird hier das Paradoxon des „ehrlichen Diebes“ gepflegt, der seinen Beruf mit Stolz ausübt und selbst unter der „Schlechtigkeit“ der Menschen leidet. So muss der arme Opa bei seinem letzten Bruch doch tatsächlich sein Fahrrad anschließen.
Meine Lieblingsszenen von „Hände wie Samt“ sind die, in der Quillers Sportwagen als vermeintlich geklaut von tüchtigen Hinterhofsmonteuren in Ersatzteile zerlegt wird (Quiller kriegt stramme 70.000 Lire für seinen eigenen Wagen, also satte 35 €), und das Gedicht im Gefängnis. Ich denke, es fällt einem unglaublich schwer, ein Gedicht zu beklatschen, in dem der eigene Tot in einem Meer aus Exkrementen gefordert wird. In beiden Szenen wird viel Unterhaltung aus der verdeckten Identität Quillers gezogen.
Aus heutiger Sicht sind in „Hände wie Samt“ leider einige nervige, italotypische Einlagen enthalten. Der Kommissar ist sehr anstrengend, aber das war wohl damals irre witzig. Und die Selbstinszenierung von Celentano beim Tanzen und Joggen ist zu aufdringlich. Da muss man wohl durch…
Schauspielerisch setzen natürlich Celentano und Giorgi die Akzente. Beide liefern ordentliche Leistungen ab. Sie werden vortrefflich ergänzt durch gute Nebenrollen. Hier sind der kreative Bruder und Guidos Butler Benny hervorzuheben. Gerade die Szenen zwischen dem schnell seine Stimmung wechselnden Guido und dem stoischen Benny sind wirklich unterhaltend.
„Hände wie Samt“ ist einer der besten Celentano-Filme. Er hat noch nicht die gnadenlose Albernheit späterer Filme und lässt noch Raum für andere Charaktere. Die Story ist natürlich vorhersehbar und in einigen Fällen unglaubwürdig. Aber was soll’s, wir wollen nur unterhalten werden. Und das tut dieser Film. Für mich beschauliche 8 von 10 Punkten.