Eine Rück-, nicht Weiterentwicklung zum Psychothriller der späten Achtziger, frühen Neunziger, die damals noch vermehrt im Kino, aber ebenso ausgeprägt in den Videotheken und dem Fernsehen in heutzutage schierer Viel- und zahlenmäßiger Unzahl auftraten. Eindringlinge in das bis dato beschauliche Leben überall, ob nun in Gestalt aufdringlicher Polizisten und ihren fatalen Begierden, vermeintlicher Freunde oder Freundinnen mit schlechten Einflüssen, die alsbald nur Böses im Schilde führen und dies längst geplant haben, kurzen, aber verhängnisvollen Affären, animalischen Instinkten, missachteten Nachbarn, beunruhigenderweise eingestellten Kindermädchen et cetera pp.
Es war die Zeit des Aufbruchs, aber auch des Umbruchs, der Nachwirkungen der Konjunktur und der Andeutung der Rezession, der Neuigkeiten, die die Traditionen brachen und des raschen Fortschreitens auf die Jahrtausendwende, die sich langsam andeutete und neben wüster Partystimmung auch viel Sorge und Paranoia mit sich brachte. Die Zeiten sind längst vorbei, die Filme kommen wieder, wenn auch noch vereinzelt und stets wie als Relikt, als bessere Hausfrauenthriller, die in der Mattscheibe noch eher zuhause als die wahren Blockbuster sind. Knock Knock als zweite Steigerung dessen, was in den letzten Jahren wie bei Obsessed (2009), dem No Good Deed (2014) oder The Boy next Door (2015) bzw. The Perfect Guy (2015) bereits passiert ist. Die erste Steigerung bleibt allerdings unübertroffen, wie man später im Text noch bei A Deadly Adaption (2015), der ebenfalls und dies genauer zu erwähnen ist, sehen wird. Viele 'fucks' auf der Tonspur, und einer je unter der Dusche und einer im Ehebett:
Familienvater Evan Webber [ Keanu Reeves ] hatte eigentlich nur einen freien Abend, etwas Musik und die Beschäftigung an seinem neuen Architekturprojekt geplant, als in Abwesenheit seiner Frau Karen Alvarado [ Ignacia Allamand ] und der beiden Kinder plötzlich unerwartet Besuch ansteht. Mit den beiden jungen Frauen Bel [ Ana de Armas ] und Genesis [ Lorenza Izzo ] erbitten zwei vom Regen völlig durchnässte und sich auf dem Weg zu einr Party befindlichen und entsprechend angezogen Schönheiten für einen kurzen Moment um seine Hilfe. Ein Taxi soll her und in der Zwischenzeit sich etwas gewärmt und getrocknet werden. Aus dem Aufenthalt wird eine heiße Nacht, und aus dem Intermezzo, dass Evan am nächsten Morgen prompt bereit, ein langer Tag, in dem aus ersten Erpressungsversuchen seitens der Mädels schnell Gewalt und auch die Androhung von baldigen Tode des nun völlig verstörten Mannes wird.
"Who did this to monster!
Oh, you can't hide from monster!
Monster can smell you!
Run! Run!
Monster's coming!
Argh!
Monster made kids disappear."
Die Katerstimmung macht sich in etwa in der Hälfte der Laufzeit von fast 100min breit. Vorher gab es noch das Frohlocken, die Vorfreude, die Feierlaune, die nunmehr passé und nicht mehr nachzuholen ist. Die Fronten haben sich noch nicht geklärt, das kommt tatsächlich erst noch einige Minuten später, aber das Unbeschwerte, die Hochstimmung, der sprichwörtliche und wahrhaftige Höhepunkt ist längst weg und im Nachhinein war es das auch nicht wert. [Was auf das im Film als auch dem Film selber zutrifft.] Denn die Mädels, die nun im Hause sind und sich breitgemacht, sich ausgetobt haben, sind nur noch Störenfriede, der Haussegen hängt quasi schon schief, als die eigentliche Familie noch gar nicht zurück und wieder da ist.
Denn noch weiß die Ehefrau von nichts, und die Kinder auch nicht, schwebt diese Aufklärung, die unweigerlich eine Zerstörung des bisherigen Lebens ist, aber längst wie ein Damoklesschwert drohend im Raum. Das Gefängnis droht ein, das Brandzeichen als Pädophilier, der Verlust von Heim und Geld und Gut, das Ausstoßen aus der Gesellschaft. Dies alles als Antwort für eine Nacht, für den kurzen Verlust der Kontrolle, um die man zuvor tatsächlich noch gekämpft, aber schließlich den Verlockungen nicht widerstanden und aufgegeben hat. Vor dem Kater das Vorspiel, dass sich hier weniger als (banaler) Dialog durch den Raum, als vielmehr schon die Suche nach der Flucht aus dem Zimmer und der Suche nach einem Rückzug und Ausweg gestaltet. Reeves Figur bewegt sich fast die ganze Zeit während dem Gespräch, setzt sich mehrfach um und weg, nimmt mehrfach wahllos Dinge aus der überbordenden Dekoration des Raumes auf und hantiert als Mischung aus Verlegenheit und dem Zeitschinden damit. Ein taktisches Spiel, bewusst und unbewusst, in dem der Film zur ersten und fast auch zur letzten Stärke aufwartet, da alles davor und danach verzerrt und überzogen, ja übertrieben und dies nicht gänzlich gewinnend, eher auf Dauer selber sadistisch und attackierend und frustrierend auf die Nerven wirkt. Ein Amerika der Prüderie, der Bigotterie, der Misogynie. Eine Erzählung von einem weichgespülten Mann, der wegen all der Emanzipation um ihn herum kein richtiger Kerl und nur noch verunsichert ist.
Schon die Familienidylle, die natürlich anfangs gezeichnet wird, ist das pure Klischee, das Arbeiten aus dem Setzbaukasten, in dem der Vorort und die Häuser dort in Reih und Glied, alles blank geputzt und gewienert und als extra aufbereitet für die Eröffnungsszene wirkt. Eine Unwirklichkeit, die sich bei der anschließenden Fahrt durch das traute Heim weiter zieht, über die Anrichte mit den Familienphotos direkt neben der Schneekugel (!) und den Buddhastatuen (!!) hinweg zu den Fluren, die tatsächlich mit ganzen Galerien an Porträts von Ehemann und Ehefrau und Kindern in allen erdenklichen und gestellten Lebenslagen gespickt sind. Vatertag ist auch noch, und wird selbstgebasteltes und selbstgebackenes geschenkt, die Existenz könnte nicht süßer und klebriger scheinen, als diese Oase der Seligen hier uns verspricht.
Dass das heile Paradies hier nicht ernst gemeint sein soll und warum nicht, ergibt sich schon aus der Art der Inszenierung und der Vorgeschichte des Regisseur Roth, der bislang schon nicht wirklich durch das Hochhalten heiliger Werte aufgefallen und auch hier mehr auf das Zeigen von (psychischer) Quälerei erpicht ist; was den Kontext aus unfreiwilliger Ironie, die vor allem durch Reeves' losgelösten Schauspiel im Nicolas Cage - Modus auftritt, und spürbarer Parodie bzw. pechschwarzer Komödie, anders als beim absichtlich priesterlichen, regelrecht biedermeierlichen A Deadly Adoption, einem hausbackenen Zeremonienfilm leider nicht so richtig trifft. Auch wirkt die Verführung in diesem Remake von Peter Traynors bizarr-anstrengenden Death Game [a.k.a. The Seducers] (1977) nicht verführerisch, die beiden Mädels viel zu aufdringlich, zu offensiv, auch zu billig, da geradezu anbiedernd, was diesen feuchten Traum aus zwei blutjungen und durchnässten Evastöchtern, zur Abwechslung eine dunkelhaarig und eine blond, leider auch viel zu schnell als Ärgernis, als Abschreckung der Ruhe gar darstellen lässt. Im Grunde ist der Film, trotz vielem Unterhaltungswert, da schon zu geschmäcklerisch, fast ähnlich grotesk und grell wie die überaus hässlichen und nutzlosen Skulpturen der künstlerischen Gattin, über dessen Talent sich auch trefflich streiten lässt. "Hände weg" schreit es laut durch den Raum, noch ist der Weg zurück möglich, noch die Kopfschmerzen nicht da und das Malheur mit der heruntergelassenen Hose aller Beteiligten, inkl. des Drehteams nicht passiert.