Review

Teilweise per Crowdfunding finanzierter Horror-Anthologiestreifen, der drei Episoden von jeweils mehr oder minder berüchtigten deutschen Genre-Regisseuren präsentiert. 1. "Final Girl" (Regie: Jörg Buttgereit): Eine junge Frau hält einen gefesselten und geknebelten Mann im Schlafzimmer gefangen und malträtiert diesen mit Heckenschere und elektrischem Küchenmesser... 2. "Make a Wish" (Regie: Michael Kosakowski): Ein polnisches Pärchen gerät in die Fänge einer Gruppe von Neo-Nazis und bezieht kräftig Prügel, bis Opfer und Täter schließlich mittels eines alten Talismans die Körper tauschen... 3. "Alraune" (Regie: Andreas Marschall): Ein just von seiner Freundin sitzengelassener Fotograf stößt auf einen privaten Sex-Club, dessen Mitglieder sich mit einer aus der Alraune-Wurzel gewonnenen Droge berauschen... mit ungeahnten Konsequenzen... Die erste Episode bringt tatsächlich nicht mehr Substanz als meine paar Wörter Kurzinhalt auf die Waage und zeigt zudem, dass Buttgereit seit seinen letzten relevanten Werken Anfang der 90er (jetzt mal egal wie man zu sowas wie "Nekromantik" und "Schramm" selbst steht) nicht wirklich über den persönlichen Tellerrand hinausgeguckt hat, denn die Trademarks sind immer noch dieselben wie anno dazumal: Schwanz ab nach zehn Minuten, aber erzählerisch ein weitestgehend von jedweder Aussage befreites Nichts. Eine krude Melange aus Langeweile und graphischen Blut-Effekten. Die zweite Episode ist fast noch schlimmer und kommt weder formal noch inhaltlich über dröges Amateur-Splatter-Niveau hinaus. Die ziemlich schlechten Darsteller dürfen das dünne Geschichtchen mit viel hysterischem Geschrei und Gebrüll direkt gegen die nächste Wand overacten und es hilft auch nicht, dass der Pape mal zwei Minuten lang direkt in die Kamera monologisieren darf, um dem Ganzen doch noch irgendeinen Sinn abzuringen, wenn für den Zuschauer sonst schon nichts dabei herumkommt. Die einzige Ebene, auf der "Make a Wish" punkten kann, ist die als reiner Gewalt-Fix, denn das ist wirklich nicht viel mehr als eine stete Abfolge von Brutalo-Momenten, Blut und Folter. Andreas Marschall muss es mit seiner auch Lauflängen-mäßig ausufernden dritten Episode ("Alraune" geht so lange wie die beiden vorhergehenden zusammengenommen) also rausreißen... und das gelingt ihm auch, denn seine Geschichte ist auf einmal gut inszeniert und überzeugend gespielt und geht auch inhaltlich als klares Highlight und Sieger hervor. Auf einmal funktioniert alles wie beabsichtigt und man erkennt, was aus "German Angst" hätte werden können, wenn Marschall wie damals bei "Tears of Kali" bei allen drei Episoden selbst Regie geführt hätte. Die Frage bleibt jetzt, wie bewertet man einen Film, der theoretisch zu zwei Dritteln und praktisch immer noch zur Hälfte uninteressanter Murks ist, aber dessen Rest echt überzeugend und sehenswert geraten ist? Für "Alraune" möchte ich eigentlich (wie für alles, was Andreas Marschall bislang filmisch "verbrochen" hat) schon 'ne Empfehlung aussprechen. Gleichzeitig gebe ich aber auch den Rat, die ersten beiden Episödchen nonchalant zu skippen, denn man verpasst da wirklich nichts von Belang. Im Episodenfilm-Kontext für mich 'ne knappe 6, als Stand-Alone-Feature ohne läppisches Vorgeplänkel dürfte man auf "Alraune" meinetwegen aber ruhig zwei Pünktchen drauf addieren...

6/10

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