Fast wie Bond mit Blut...17.11.2015
Mal wieder eine supergeheime Spezialeinheit, die Kingsman, also die Ritter der Tafelrunde mit entsprechenden Decknamen. Das ist als Ausgangslage für eine Comicverfilmung nicht so schlecht, wenngleich ich diesem Untergenre äußerst skeptisch gegenüberstehe. Auch Regisseur Vaughn, der ein Faible für das Metier hat, konnte mich seinerzeit bei Kick-Ass nicht wirklich eines besseren belehren. Aber da ich schon den ähnlich gelagerten Wanted mit Beifall bedacht habe, war ich gerne bereit, Herrn Vaughn eine zweite Chance zu geben. Und siehe da: es hat sich mehr als gelohnt! Denn der Film ist eine ganz famose Mischung aus, nun, britischem Understatement, Unterklassenalltag, Kampfausbildung und Superschurkentum, garniert mit aberwitzigen Einfällen, einem bestens aufgelegten Mark Strong und Herrn Jackson als lispelndem Bösewicht ( das allein ist - in Originalton - schon ein Grund zum Beifall ).
Doch über allem schwebt Colin Firth, der in seiner Rolle als kämpfendem Gentleman völlig aufgeht. Toll, einen oscarprämierten Charakterdarsteller richtig zulangen zu sehen! Und worum geht es bei all dem? Nun, ein Mann will die Klimakatastrophe mit rigiden Mitteln beenden, wird dabei von den Kingsman gestört, was zu allerhand Scharmützeln und einem großartigen Showdown führt.
Die Geschichte also ist nicht sonderlich innovativ, und wir haben auch zahlreiche Schauplätze nach Art der typischen Bond-Filme an Bord, doch es gibt einen wohltuenden Unterschied: der Film wendet sich an ein erwachsenes Publikum und ist daher brutal, blutig und ironisch lustig. Die größtenteils süffisanten Dialoge sind ein Grund, sich den Streifen zu Gemüte zu führen, man lernt ganz nebenbei viel über das Wesen des Gentleman, doch der Film ist ein Actionstreifen, und daher sind im Fokus der Kritik auch diese Sequenzen. Es gibt viel zu sehen, und alles ist mit ruhiger Hand, stilsicher und mit Blick fürs Details bestens inszeniert.
Wenn dann am Ende noch zahllose Köpfe feuerwerksgleich explodieren, die schwedische Prinzessin dem Helden für die Rettung der Welt Analverkehr offeriert, dann wissen wir: dergleichen ist selten, muß gewürdigt und mit Beifall bedacht werden, als Mahnmal des so rar gewordenen innovativen, intelligenten und zugleich blutigen Actionfilms. Ich habe mich volle zwei Stunden bestens amüsiert, hie und da gibt es ganz kleine Längen, aber das ändert nichts an 9/10.