Wie man ein sozialkritisches Thema so unverständlich angehen kann, möge mir in nächster Zeit bitte ein Japaner erklären, denn das ging mir eine Nummer zu weit. Damit ist nicht die pessimistische Grundstimmung gemeint, oder gar die übertriebenen Splattereffekte.
Nein, es ist die zerhackstückelte und teilweise vollkommen zusammenhanglose Abfolge von skurrilen Szenen, die nach einer Stunde auf den Zuschauer einprasselt.
Ach so, es muß nicht unbedingt ein Japaner sein. Es genügt auch jemand, der mir „Ein andalusischer Hund“ komplett analysieren kann …
Regisseur Sono erregt natürlich auch große Aufmerksamkeit und weckt Interesse, da bekannt ist, wie der Streifen beginnt.
Dieser kollektive Selbstmord in der U-Bahn-Station von Tokio hat es ja auch wirklich in sich und die kurz darauf folgende Szene, in der sich Schüler vom Dach ihrer Schule stürzen ebenfalls.
Auch bei der Szene mit der Krankenschwester und dem Wächter kommt noch Spannung auf, doch spätestens wenn dieser selbsternannte Psychopath „Genesis“ in Erscheinung tritt und auch noch ein japanisches Dark-Wave-Liedchen trällert, ist es vorbei mit der Geduld.
Wenn zwischen den Beteiligten noch ein Zusammenhang bestünde, könnte man ja noch Verständnis äußern, aber was ist nun mit „The Bet“ und was hat es nun auf sich mit den 10cm-langen Hautstreifen?
Fragen über Fragen, die am Ende nicht beantwortet werden wollen und zu allem Überfluss sieht und hört man zum Schluss noch die wahren Tokyo-Hotel…
Dabei hatte der ermittelnde Polizist Kuroda doch schon fast angefangen, der Sache ein wenig Tiefe zu verleihen und die menschliche Seite über mögliche Selbstmordmotive anzuschneiden.
Aber Nööö, stattdessen bringt man abermals diese 13-jährigen Schnappi-Sänger zum Einsatz.
Nichts gegen die japanische (TV)-Kultur, auch nichts gegen einen Kopf im Ofen.
Aber etwas gegen einen Streifen mit grundsolider Idee, die aufgrund nicht vorhandenen Konzepts ins Absurde abdriftet. Das ist wirklich ärgerlich.
Für die wenigen passablen Stellen in der ersten Filmhälfte bleiben
3 von 10 Punkten