Review

Eine Hand legendärer Szenen sind doch irgendwie nicht genug für einen Klassiker, für einen verstörenden Film reichen sie eventuell doch noch.
„Suicide Club/Circle“ hat seinen Ruf wie Donnerhall schon in der Tasche, allein durch die Titelsequenz, in der man mitansehen muß, wie 54 japanische Schulmädchen sich an den Händen fassen und auf die Gleise eines U-Bahnhofs hüpfen, um dann von einem Schnellzug zermalmt zu werden, was Blutfontänen und fliegende Extremitäten über die Beobachter und den Zuschauer hereinbrechen läßt.

Es gibt noch ein paar markante Szenen in diesem Film, die bisweilen schwer erträglich sind, was manchmal auch an dem semidokumentarischen Anstrich liegt, den manche Szenen haben.
Leider ist der Film insgesamt ein eher unfertiges als wirklich provokantes Machwerk zum Thema gesellschaftliche Kritik, Zynismus, Selbstbetrachtung und dem Verhältnis zur Jugend und Moderne, denn tendenziell rutscht die Handlung in relativ wirren Käse ab, wenn der Regisseur offensichtlich dabei ist, Kunst zu produzieren (man kann die verqueren Ansichten dieses Herrn auf der DVD noch in einem haarsträubenden Interview genießen, man ist ja nicht nur Filmemacher heute).

„Suicide Club“ mangelt es stark am Spannungsbogen, die narrative Struktur ist bestenfalls Stückwerk und gewiß satirisch gemeinte Einlagen wie die dauernden Auftritte einer Kinder-Pop-Band, die zu der Selbstmordwelle beitragen können nicht verschleiern, daß hier jemand keine Aussage treffen will, weil wir ja alle erwarten, daß die Filmemacher so etwas tun.

Ergo scheidet der ermittelnde Polizist mitten im Film aus, stattdessen übernimmt dann eine Hackerin, die jedoch in ein sinnfreies Intermezzo mit dem Charles Manson von Japan stolpert. Das ist zwar ausreichend bizarr, gibt aber dem Film so gut wie nichts. Daraufhin darf dann eine junge Frau die Handlung weiterführen, die scheinbar dem Rätsel noch auf die Spur kommt, aber am Ende bleiben dann doch mehr oder weniger nur offene Fragen über die wahre Natur der Vorgänge oder, gott bewahre, einen eventuellen Zweck.

Trotzdem kann das als groteske Spielwiese für Scheinintellektuelle gewertet werden, die sich anschließend mal so richtig den Schädel heiß diskutieren wollen, welche gesellschaftlichen (asiatischen) Mißstände hier so richtig die Platte geputzt bekommen haben, ohne das das irgendwohin führt.

Wäre Shion Sono wenigstens einer konkreten Richtung treu geblieben, hätte man noch wirklich etwas daraus machen können, aber wie rechtfertigt sich z.B. die Szenenfolge mit den zwei Krankenschwestern und dem Nachtwächter, die bisweilen sogar Spannung erzeugen soll, aber den Film nur in die Länge zieht.

Das Ergebnis ist nicht wirklich schlecht, aber dramaturgisches Stückwerk und eben hochspekulativ, wenn man sich denn drauf einlassen will. Spielwiese für Theoretiker – also, wer will? (5/10)

Details
Ähnliche Filme