Review

Wenn Träume wahr werden…
Bislang war Regisseur Mike Flanagan ein Garant für solide Horrorkost, doch mit „Before I Wake“ unterwandert er die Erwartungen der meisten Genrefans, indem er überwiegend auf eine Mischung aus Familiendrama, Fantasy und Mystery setzt.

Jessie (Kate Bosworth) und Mark (Thomas Jane) verloren ihren Sohn Sean durch einen Unfall. Nun scheinen sie bereit für ein Pflegekind und nehmen den achtjährigen Cody (Jacob Tremblay) bei sich auf. Bereits in der ersten Nacht erscheinen den Pflegeeltern bunte Schmetterlinge, die mit Codys Erwachen schlagartig verschwinden. Doch Cody plagen auch Alpträume. Hier erscheint der Kreuzmann, der sich über arglose Menschen hermacht…

Zunächst bedient die Geschichte einige Klischees des klassisch gestrickten Geisterfilms: Trauer, Trauma und Träume. Zwar steigt die Geschichte nicht mit einem fast schon obligatorischen Umzug ein, doch die Gruppentherapie, zu der sich Jessie regelmäßig begibt, ist voll gepackt mit Küchenpsychologie und abgenudelten Phrasen.
Die Chose wirkt zunächst wie ein lahmes Familiendrama, dem es über weite Teile an Tiefgang fehlt. Zumal die Figuren weitgehend unnahbar daherkommen und das Paar im Umgang miteinander nicht sonderlich sympathisch erscheint.

Doch dann manifestieren sich Codys Träume, was mit den CGI-Schmetterlingen keine sonderlich überzeugenden Effekte mit sich bringt. Mit dem Erscheinen des dünnen Kreuzmanns ändert sich dies allerdings und spätestens als Insekten aus Augenhöhlen klettern, punkten Tricktechnik als auch Make-up. Leider verfehlt ein Großteil der Schockmomente seine Wirkung, teilweise stimmt das Timing nicht, während der Score zuweilen übers Ziel hinausschießt.

Erst im letzten Drittel nimmt das bis dato betont ruhige Treiben an Fahrt auf und es folgen einige Erklärungen, welche durchaus plausibel erscheinen, zumal diese auf der Sichtweise eines Kindes beruhen. Die Auflösung kommt somit stimmig daher, andere Zusammenhänge bezüglich verschwundener Personen sind derweil nicht immer nachvollziehbar ausgearbeitet.

Somit liefert Flanagan keinen typischen Horror ab, sondern setzt auf zwischenmenschliche Töne und einen starken Jungmimen, welcher in sämtlichen Belangen überzeugt. Die Blutleere und der Mangel an mitreißenden Spuk dürfte eingefleischte Horrorfans definitiv abschrecken, anderweitig bietet die Mischung eine willkommene Abwechslung zwischen rachsüchtigen Geistern und ruhelosen Dämonen. Grundlegend wäre die Prämisse sich manifestierender Träume ausbaufähiger gewesen, doch die Auflösung und einige stimmungsvolle Momente kaschieren diesbezüglich ein wenig.
Knapp
6 von 10

Details
Ähnliche Filme