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Für Clark Gable war „It started in Naples“ der letzte eigene Film, dessen Uraufführung er noch mitbekam, bevor er im Alter von 59 Jahren einem Herzanfall erlag. Der im folgenden Jahr veröffentliche „The Misfits“ musste bei der Premiere allerdings ohne seinen Hauptdarsteller auskommen.

 Im vorliegenden Film spielt er den Anwalt Michael Hamilton, der nach dem Tode seines Bruders nach Italien reist, um dessen Nachlass zu verwalten. Doch zu verwalten gibt es nicht viel, denn sämtliches Vermögen wurde für Wein, Weib und Gesang verpulvert. Die einzige Hinterlassenschaft stellt ein 9-jähriger Junge namens Nando dar, des Bruders unehelicher Sohn und somit auch Hamiltons Neffe und Halbamerikaner. Über die Verhältnisse schockiert, wie der Junge auf der Insel Capri mit seiner Mutter (Sophia Loren) lebt (so verteilt dieser bis spät in die Nacht hinein Werbeprospekte für den Nachtclub, in dem seine Mutter tanzt und somit morgens nicht die Zeit findet, die Schule aufzusuchen) fühlt Hamilton sich plötzlich für ihn verantwortlich. Damit aus Nando später kein Mann wird, „der mit einem Esel Touristen den Berg hinauf karrt“, sieht Hamilton sich in der Pflicht, den Jungen mit nach Philadelphia zu nehmen und dort für eine ordentliche und vor allem amerikanische Erziehung zu sorgen. Dies sieht Nandos Mutter natürlich ganz anders und es kommt zu den obligatorischen Reibereien. 

Lebenslustig und laut wird einem am Anfang die Metropole Neapel präsentiert. Genauso nervtötend wie für den Zuschauer ist es wohl für Michael Hamilton, denn dieser ist alles andere als angetan von dem geräuschvollen Treiben der quirligen Italiener. Clark Gable legt seinen stocksteifen Anwalt mit viel Spielfreude an. Genervt und nicht ohne Arroganz begutachtet und kommentiert er die typischen Gepflogenheiten der Einheimischen. So fragt er seinen italienischen Kollegen, ob man denn vorher in Öl eingelegt werden würde, bevor man in die winzigen Autos einsteigen könne. Auch ein öffentlicher Wasserspender wird aus hygienischen Gründen konsequent gemieden und daran trinkende Neapolitaner abschätzend beobachtet. Doch die Rolle ist keineswegs so eindimensional wie man anfangs vermuten könnte, auch wenn sich die menschlichen Qualitäten eher aus Details herauslesen lassen als aus der anfänglichen Geisteshaltung. Details, die durchaus zeigen, dass Clark Gable zu den großen Schauspielern seiner Zeit gehörte. Allein die Mimik, die er beim Zähneputzen mit Whiskey (denn dem Leitungswasser auf Capri traut er nicht) aufsetzt, ist phänomenal. Er bringt es fertig, diesen Menschen mit eher unangenehmen Eigenschaften stets sympathisch wirken zu lassen.  
Ebenso freudvoll kann man natürlich Sophia Loren zuschauen, die hier einmal mehr ihre leicht überzeichnete Rasse-Italienerin gibt. Mit wilden Gesten und lautem Geschrei stellt sie eine temperamentvolle, nur für den Tag lebende Frau dar, die aufgrund ihres umtriebigen Lebenswandels ihren Sohn latent vernachlässigt. 

Das Zusammentreffen mit dem amerikanischen Anwalt sorgt natürlich für reichlich Zündstoff, sind beide doch in ihrer Art von Grund auf verschieden. Auch die Tatsache, dass dieser Eindringling ihr den Sohn entreißen will, sorgt nicht gerade für Sympathien. Um die Wogen zu glätten, versuchen beide ein strategisches Techtelmechtel mit dem jeweils anderen einzugehen. Denn so wirklich abgeneigt voneinander ist man dann doch nicht. Was dann folgt ist im Prinzip das typische Liebesfilm-Klimbim. Allerdings sehr launig und humorvoll vor der Fernweh verursachenden Kulisse der Insel Capri vorgetragen. Doch als alles recht hübsch auf dem romantischen Höhepunkt angelangt ist, geht es dann doch um die Wurst (Nando) und man zieht sogar vor Gericht, nur um dann schließlich doch wieder das Liebespaar zu mimen.  
Eigentlich schon sehr merkwürdig, dass eine Mutter eine (später ernste) Liebesbeziehung mit dem potenziellen Übeltäter eingeht, welcher ihr doch tatsächlich das Kind nehmen will. Vielleicht war so etwas vor fünfzig Jahren denkbar. Aus heutiger Sicht wirkt das alles aber doch ein bisschen unglaubwürdig und nicht unbedingt komödientauglich. Später ist dem Film auch tatsächlich mal ein kleiner Ruck in Richtung Drama anzumerken, der zwar irgendwie unpassend erscheint, durch ein paar geschickt eingestreute Albernheiten aber schnell wieder passé ist.  

Dennoch durchleben die Figuren eine stets nachvollziehbare Entwicklung, die natürlich beim ehemals konservativen Anwalt am deutlichsten ausfällt. Das ist zwar jetzt nicht unbedingt eine große Überraschung, bei dieser Art Film aber auch nicht weiter verwunderlich.

Fazit: Sehr unterhaltsamer und humorvoller klassischer Liebesfilm mit großartig aufgelegten Darsteller und postkartentauglichen Locations mit einer aus heutiger Sicht etwas sonderbar anmutenden Rahmenhandlung.

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