Review

Dieser Film hat mich irgendwie von Anfang an angesprochen, lange bevor ich ihn dann endlich gesehen habe. Allein das Titelcover fand ich ziemlich originell, dazu dann noch ein Film aus der Geisterschiffsparte - großartig. Geisterschifffilme finde ich aus einem mir unbekannten Grunde so anziehend (an den drei f dürfte es wohl weniger liegen...), dass ich sogar dieser einen eigentlich äußerst mauen TV-Produktion (den Namen weiß ich jetzt nicht mehr), wo es um das Bermudadreieck ging, noch einiges abgewinnen konnte. Und dann habe ich für die deutsche DVD von "Death Ship" sage und schreibe 22€ hingelegt - für einen Film, den die meisten als (formulieren wir es vorsichtig) Totalausfall einstufen. Ich muss verrückt sein.
Irgendwie bestätigt sich dieses Vorurteil, irgendwie auch nicht. Ich meine jetzt nicht meinen Geisteszustand, sondern die Qualität dieses B-Films. Er benutzt recht viel dessen, was ich jetzt einfach mal als stock footage identifizieren möchte. Zur Information: In diesem Film bekommen wir es mit einem alten, ziemlich maroden Nazikahn zu tun, der nur so den Rost ins Meer pustet, aber aus unerfindlichen Gründen volle Kraft umherschippert, Schiffe Versenken spielt und Menschen behandelt, wie Katzen es mit Mäusen tun. Dieser eigentlich sehr atmosphärisch als imposanter Rosttanker dargestellte Geselle muss ja betrieben werden. Wie - das zeigt uns die stock footage, die in leuchtendsten Farben lackierte Kolben und Motoren zeigen, die fröhlich zischend und gut geölt ihre Arbeit verrichten. Zur Erinnerung: Der Kahn ist alt. SEHR alt. Zu einem Zeitpunkt sagt einer unserer Helden im Maschinenraum (der natürlich rein gar nicht nach fröhlichen Farben aussieht, sondern so wie der Rest des Films: graubraun): "Wie können diese Maschinen nur ohne Öl laufen?" Äääääähm, ja, genau (wir schauen vorsichtig noch einmal wenige Zeilen nach oben). Wir könnten das ja einfach unter B-Film-Logik abhaken, wen interessierts? Nur war das Budget recht klein, also dachte man sich: Hey, die stock footage ist so interessant, die kann man doch auch mehrmals zeigen. Das wurde auch getan. Man sieht die grellroten Kolben oft, nahezu jede fünf Minuten. Das ist ungefähr so, als würde man einen Monsterfilm drehen und bei jedem Szenenwechsel eine Totale auf die Gumminähte des Kostüms zeigen.
Dies war dann allerdings schon mein Hauptkritikpunkt. Der Rest des Films ist nämlich sehr ordentlich gemacht. Die Schauspieler sind durchaus routiniert, die Logiklöcher nicht zu schmerzhaft, der Kahn sehr atmosphärisch (wir denken einfach mal nicht an die Kolben, die jeden Moment wieder auftauchen): Es rostet an allen Ecken und Enden, blinde Bullaugen öffnen und schließen sich von Geisterhand, quietschende Türen machen es genauso, seltsame Dinge faulen unter der Oberfläche des öligen Brackwassers: wirklich großartig! Diese Stimmung lässt z.B. "Ghost Ship" (das übrigens offensichtlich sich die Coveridee "ausgeliehen" hat) eher vermissen, da dieser Film zu sehr auf die Action setzt (ich meine damit jetzt Handlungsmomente, die den Aufbau der Atmosphäre unterbrechen). Genau diese creepy Atmo hatte ich mir erwünscht, alles was fehlt, sind mehr paranormale Ereignisse. Sehr schön ist der Einsatz von Foreshadowing (Gegenteil von Flashbacks), der dank seiner ultraschnellen Schnitte, die sich völlig von der sonst sehr ruhigen Drehweise abheben, perfekt wirkt. Auch wenn man plötzlich Räume betritt,
zu denen die Tür, durch die man trat, eigentlich gar nicht führen konnte, dann wieder herausgeht und hinter einem nur noch ein Gang ist - das hat dieser Film gut umgesetzt. Es gibt noch eine Handvoll ähnlicher (und noch besserer) Beispiele, aber insgesamt setzt der Film doch mehr auf die Wirkung des rostigen Geisterschiffs - und diese dämlichen roten Kolben...
By the way: Die (fehlende) Altersfreigabe des Films ist ein Witz, die Indizierung lachhaft. Da sich größtenteils wenig abspielt, was auch nur annähernd mit Gewalt zu tun hat, würde der Film heutzutage locker mit einer FSK 16 durchkommen (auch mit der Duschszene, die fast die einzige Szene ist, in der tatsächlich Blut vorkommt) - dass dem leider nicht entsprochen wurde, finde ich deshalb ein bisschen schade, weil der Film so ein wenig mehr Bekanntheit erreichen würde, die er auf jeden Fall verdient hat (hier spricht der Genrefan).
Nun aber zum Fazit: Insgesamt ist der Streifen durchaus akzeptabel und über dem Horror-Durchschnitt anzusiedeln; etwas mehr Einfallsreichtum (auch in der Budgetverwendung) und keine stock footage - und "Death Ship" hätte noch ein ganzes Stück besser werden können als die Wertung, die der Film eigentlich verdient hätte (die ich ihm aber einfach nicht geben kann - ich glaube, ich bin bei Geisterschiffen zu subjektiv).

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