Im südafrikanischen Johannesburg ist die Kriminalitätsrate deutlich zurückgegangen, seitdem die dortige Polizei mit kugelfesten Robotern ausgestattet wurde. Der Chefkonstrukteur dieser blechernen Brigade, Deon Wilson (Dev Patel) ist derweil bereits mit einer weiteren Entwicklung beschäftigt: Er programmiert ein Modul, das einem Roboter eigenständiges Denken und Handeln ermöglichen soll. Da er von der Konzernleitung jedoch kein grünes Licht für einen Testlauf mit einem ausrangierten Polizei-Roboter bekommt, beschließt er, diesen heimlich auf eigene Faust durchzuführen. Unterwegs mit Modul und defektem Blechkameraden wird er jedoch von einem Gangster-Pärchen entführt, das seine Fähigkeiten dafür nutzen will, einen Überfall mit einem entsprechend umprogrammierten Roboter durchzuführen. Gezwungenermaßen muß Deon also seinen für friedliche Zwecke vorgesehenen Prototypen für die Gangster aktivieren, was ungeahnte Folgen nach sich zieht: Statt seine Umwelt langsam kennenzulernen, muß der Chappie genannte Roboter einen Crashkurs in Sachen Gangstertum absolvieren, schließlich hat er wegen einer defekten Batterie nur eine wenige Tage währende Lebensspanne. Doch Chappie entwickelt bald ein eigenes Bewußtsein und hält die Gangster wie seinen Konstrukteur auf Trab...
Daß eine interessante Idee und eine tricktechnisch gelungene Umsetzung nicht immer in einem guten Film resultieren müssen, beweist hier Regisseur Neill Blomkamp (District 9), der sich nicht recht entscheiden konnte, ob das Ganze ein ernsthafter SciFi-Streifen, eine Gesellschaftskritik, ein Action-Thriller oder einfach nur eine Klamotte werden sollte und daher alles zusammen verwurstete, bis ein drehbuchtechnischer Mischmasch entstand, der nicht Fisch nicht Fleisch ist und sich mit zunehmender Dauer immer weiter in (teilweise gravierenden) Logiklöchern verrennt.
Zwar sind der Roboter mit dem kindlichen Gemüt wie auch sein nerdiger Konstrukteur durchaus gelungen dargestellt, die weiteren Hauptrollen jedoch passen überhaupt nicht: Das Gangsterpärchen, das zunehmend in den Vordergrund tritt, besteht aus den zwei Mitgliedern einer südafrikanischen Rap-Rave-Gruppe, die (wie in ihrem echten Beruf) stets top-gestylt auftreten und damit in keinster Weise glaubwürdig irgendwelche Ghetto-Gangster verkörpern können - dazu kommt, daß besonders "Ninja" (Watkin Tudor Jones) von der ersten Sekunde an ein arrogantes Arschloch spielt, während seine Gefährtin Yolandi Visser erstaunlich schnell von automatischen Waffen auf Roboter-Mami umsteigt. Mit diesen Protagonisten ist kein Blumentopf zu gewinnen, zumal der nicht unsympathische indische Konstrukteur seiner Rolle als schüchterner Büromensch den ganzen Film über treu bleibt und sein firmeninterner Konkurrent Vincent Moore (Hugh Jackman), der seinen gewaltigen Riesenroboter Moose unbedingt am Markt platzieren will und daher Deons Armee von Scouts (so heißen die Polizei-Roboter) sabotiert, erst recht nicht zum Mitfiebern einlädt. Dass sich das Drehbuch schließlich anschickt, die beiden vermeintlichen Gangster(-Rapper) im Lauf des Films als geläuterte Helden (mit pseudo-dramatischen Szenen) aufzubauen, läßt den genervten Zuschauer ein vorzeitiges Beenden dieser Action-Komödie in Erwägung ziehen.
Das an sich interessante Thema der Bewußtwerdung einer KI wird nur am Rande gestreift (Chappie wird sauer, nachdem ihm Ninja gesteht ihn belogen zu haben, um die Überfälle durchzuführen), genauso wie eine mögliche Gesellschaftskritik (lediglich in einer Nachrichtensendung weist eine erstaunte Moderatorin darauf hin, daß die bisher als Ordnungsmacht akzeptierten und geschätzten Roboter an Raubüberfällen beteiligt sind), der finale Sub-Plot mit der Bewußtseinsübertragung mittels eines elektronischen Helms von (toten) Menschen auf Maschinen ist ohnehin völlig abseitig. Dafür gibt ein paar möchtegern-lustige Witzchen (der Unsympath bringt Chappie bei, wie ein "richtiger"[?] Gangster mit Hüftschwung und Halsketten aufzutreten - wtf?) und immer wieder wird kräftig herumgeballert.
So zieht sich der Film spätestens ab der Hälfte zäh wie ein Kaugummi dahin, baut wenig Spannung auf (der große Moose versagt natürlich, Chappie wird zum Helden wider Willen) und kann bestenfalls noch mit seinen bemerkenswert gelungenen Tricksequenzen mittelprächtig unterhalten. Für Letztere gibt es auch die Punkte, die Story an sich ist vollkommen verschenkt. Da wäre deutlich mehr drin gewesen, 4 Punkte.