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Nächste Haltestelle Südtiroler Straße.” Heinz Erhardt in einer Straßenbahn. Sein Auftritt in der 2015er Fernsehpremiere des Films Geld sofort ist so schnell vorrüber, wie er plötzlich in die Haushalte rauschte. Nach Fahrplan lief der nur knapp 37-minütige Film nicht ein. Von 1960 spricht man als Produktionjahr. Deutschland berauscht sich am Wirtschaftswunder und an Erhardt, der einige seiner schönsten Filme in diesem Zeitraum veröffentlicht. Danach folgen nicht selten Nebenrollen, fast Cameos für den großformatigen Perfektionisten des kleinen Auftritts.
Geld sofort mag nicht in dieses Bild passen. Bühnenhaft ist das Stück. Reduziert in der Ausstattung und auch dem Humor, eben “Eine kleine Geschichte aus einer großen Stadt” nach der gleichnamigen Romanvorlage von Gabriel D’Hervilliez. Nach einer Geschichte sucht der NDR nun auch zu diesem Film des Regisseurs Johann Alexander Hübler-Kahla, denn bis die Filmrollen bei der Auflösung eines Privatarchivs auftauchten gab es ihn gar nicht. Bei den Erben Heinz Erhardts und den großen Sammlern seiner Kunst war er nicht verzeichnet.

Erhardt gibt den Vogelsandvertreter Zatke, der im Begriff ist zu heiraten. “Geld sofort” verspricht eine Zeitungsannonce des Finanzierungsbüros Ehrlich & Co, was den Traum von 800 Mark in greifbare Nähe zu rücken scheint. Seinem Wunsch gegenüber zeigt sich das Kreditbüro aufgeschlossen. Es müssten sogar 3000 Mark sein, darunter verleihe man nicht. Doch immer wieder in Bar erhobene Gebühren lassen durchblicken, wie es um das Geschäft gestellt ist. Der Zuschauer hat ohnehin bereits bemerkt, daß sich hinter einer Tür mit der Aufschrift Kasse nur ein Wandschrank befindet. Heinz Erhardt jedoch schlägt allerlei Kapriolen, die eine Not des zeitgenössischen Werbers erkennen lassen, auch Kultur in den Haushalt zu bringen, die sich in Kühlschrank oder Fersehgerät manifestiert.
Oskar Sima und Ulrich Beiger sind die Ganoven, die in Geld sofort dem armen Opfer einen Fünfziger nach dem anderen abluchsen. Die dekorative Christiane Schmidtmer scheint ohne viele Worte unterstreichen zu wollen, daß sie in ihrem Auftreten mehr Gangsterbraut denn unauffällige Vorzimmerdame eines Bankgeschäfts ist.

Geld sofort ist von subversiver Bissigkeit durchzogen, mit der ein freundlicher Onkel die Ausläufer eines geänderten Lebensstandards beschreibt. In Geldnot geraten, weil neben dem Kühlschrank eben zusätzlich die Raten für den unumgänglichen Fernsehapperat aufgebracht werden müssen, bleibt Zatke nichts über, als nach jedem Strohhalm zu greifen. Das Fernsehen, eine Erfindung zur Weiterbildung, ist verantwortlich dafür, daß die Finanzen schon am 22. des Monats aufgebraucht sind und der wertvolle Kühlschrank leer bleibt.
Die Erleichterung bei seiner Auflösung ist weniger das Gewicht bei Geld sofort. Daß die Verlobte Hildgard eigentlich mehr wie eine Putzi ausschaut, ist ein Beispiel für die heitere Seite des Fernsehspiels, welches mit gewisser Bitterkeit dokumentiert, wie der Durchschnittsbürger im neuen Konsumglück keine Schande in Verschuldung sieht, weil der Wunsch gewachsen ist, sich auch einmal etwas zu gönnen. Geld sofort zeigt eine Schattenseite dieser Konsumfreude, die für das Florieren einer neu aufgebauten Wirtschaft durchaus wichtig ist.

Das “Büro der unbegrenzten Möglichkeiten“, ganz sicher nicht zufällig am bekannten Slogan über die Vereinigten Staaten von Amerika orientiert, entfaltet sich bei genauem Hinsehen als vielschichtiges Spiel mit Raubfischerei und Geschäftsgebaren.
Natürlich wirkt Geld sofort in seinem Maßstab recht klein, doch wetten manche Bankster von heute nicht noch immer mit einem Bluff auf der Hand? Versucht man uns nicht in Zeiten der Krise erst recht die Finanzierung als probates Mittel seine Träume zu erfüllen nahe zu bringen?
Geld sofort wurde im Vorfeld als Muß für die Fans des Komikers Heinz Erhardt beworben. Ob jedoch Zuschauer zu begeistern sind, die seinen Humor als harmlos bis klamaukig wahrgenommen haben, ist in Frage zu stellen. Geld sofort präsentiert den Künstler in hoher Form seines Schaffens, aber eben auch in den Momenten, da er doch zu mehr Tiefgründigkeit neigt, als die Masse es ihm wohl zutraut.

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