Review

Der Spion, der einer Schelte entkam


2015 war das Jahr der Agenten - James Bond machte einen Schritt vor & zwei zurück in "Spectre", Ethan Hunt schwang sich zu neuen Höhen in "Rogue Nation" auf & "Kingsman" war ein voller Erfolg für Matthew Vaughn, eine perfekte Symbiose aus jugendlichem Comicdreistigkeit, Austin Powers & klassischer Agentenaction. Kein Wunder, dass Guy Ritchies "Codename: U.N.C.L.E." da etwas unterging. Zu unrecht, denn selbst in dieser hochwertigen Welle an Agentenfilmen, kann die Actionkomödie neue Akzente setzen & astrein Spaß machen. Kein Überflieger & Must-See - wenn man die Möglichkeit hat, macht man hiermit aber gar nichts falsch. In dieser Kalter-Kriegs-Story, müssen Ost & West, Russland & die USA, durch die zwei jeweils besten Agenten, zusammenarbeiten & eine nukleare Katastrophe verhindern. Zwischendrin natürlich das gespaltene Deutschland inklusive einer bezaubernden Alicia Vikander als ostdeutsche Mechanikerin, die ewige Stadt Rom & viel Aufgeblase der zwei Supermächte bzw. Superagenten.


Die Neuverfilmung einer Kultserie aus den 60ern, hat zwei große Stars, und das gleich in doppeltem Sinne. Einmal Hammer & Cavill, deren Chemie einfach nur Spaß macht & deren Konkurrenzkampf Funken sprüht. Und dann natürlich noch Guy Ritchies Stil, der gekonnt europäischen 60s-Style mit modernem Tempo & Effekten kombiniert. Allein schon der Soundtrack voller Bella Vita lässt das Retro-Herz aufgehen. Der versierte Brite schafft es, dass viele Computereffekte verschwinden & lässt diesen artifiziellen Look eher zur Stärke als zur Schwäche werden, ähnlich wie er es schon in seinen zwei "Sherlock Holmes" geschafft hat. Wem diese zwei modernisierten Detektiv-Stories gefallen haben, wird auch an dieser Agentenreinterpretation Gefallen finden. Europa im kalten Krieg, wurde selten so romantisch, warm, leicht & hübsch dargestellt. Allgemein wird der Konflikt zwischen Ost & West natürlich idealisiert & entschärft, womit man durch die neugewonnene Lockerheit gerne lebt. Schön ist, dass der Film ganz klar europäisches Feeling vermittelt, weniger Hollywood- & Amerika-Schwerpunkte setzt, sodass fast ein heutzutage etwas fremd gewordenes Zusammengehörigkeitsgefühl aufkommt, am Ende sogar eine neues Team & "Weltpolizei", die sympathischer kaum sein könnte.


Durch den Teameffekt, ist "The Man from Uncle" wohl am ehesten mit der Mission: Impossible-Reihe vergleichbar - und dem Vergleich hält das Ritchie-Unikum erstaunlich stabil stand. Das liegt nicht nur am bereits gelobten Stil, sondern an den Darstellern. Vikander ist süß wie Vanilleeis & wie immer ein Hingucker, Hammer als eisenharter KGB-Agent so sympathisch wie nie & Cavill als Super-Ami-Cowboy mal nicht nur eine gefühlsleere, hübsche Figur, sondern ein charmanter Agent mit Herz. Die drei sind heiß in jedem Sinne des Wortes & machen ihre Sache top, zwischen allen gibt ein unberechenbares & schick anzusehendes Knistern. Mehr als Talent, spürt man hier noch den Spaß, den die drei beim Dreh hatten. Allgemein ist das Gefühl eines Spaß- & Herzensprojekt jederzeit spürbar, wird nur von blassen Bösewichtern samt an den Haaren herbeigezogener Story geschmälert. Vielleicht könnte man hieran bei einem Teil 2 arbeiten, selbst wenn dieser auf Grund mittelprächtiger Einspielergebnisse eher unwahrscheinlich erscheint. 


Fazit: Ost & West, zwei gar nicht so unterschiedliche Größen - angenehme Agentenhatz, die den Ton zwischen Ernsthaftigkeit des kalten Kriegs & leichter Agenten-Parodie gekonnt trifft. Wenn auch nicht so gut wie "Kingsman" & vielleicht im falschen Jahr erschienen - zu unrecht untergegangen! People's Champion!

Details
Ähnliche Filme