Wo ich gerade so produktiv in Sachen „fiktiver Anthony-Horrorfilm-Reihe“ unterwegs bin (ihr erinnert euch: die Filme haben nichts miteinander zu tun, sie sind lediglich in Deutschland so mit einem einfallsreichen Alibi-Titel verbunden worden), kann ich auch gleich noch Teil 3 der Reihe abhandeln, der im Original „The Runestone“ heißt.
Damit kommen wir ausgehend vom Klon-Horror über die indianischen Chimären jetzt bei den nordischen Göttern und ihren fiesen Viechern an, die eben in diesem Film ihr Unwesen treiben.
Ein Hauch von rettender Qualität hatte ich mir ja versprochen, als im Web ruchbar wurde, dass hier nicht weniger als 25 Figuren ins Gras beißen würden – parallel eintreffende Meldungen über starke Blutarmut des Geschehens machten diese Hoffnung jedoch wieder zunichte.
Ja Freunde, dieser dritte Teil ist in meinen Augen leider der schwächste des Trios (obwohl sicher einige für Teil 2 voten würden), denn er kann nicht mal mit Spannung, wirklicher Atmosphäre oder Gore punkten, womit man andernorts die Party noch gerettet hatte.
Erzählerisch geht es um den titelgebenden Runenstein, den offenbar die Wikingsleut vor Unzeiten mal schnelle in der Neuen Welt verbuddelt haben. Im Heute – wir schreiben ein enorm klischeehaftes 1990 – gräbt man das Ding in West Pennsylvania wieder aus und sofort gerät der Chefausgräber unter den Einfluss des vom Geiste des Fenrir besessenen Klotzes.
Irgendwann sorgt die Besessenheit dann für eine Monstermutation und schon kann die wilde Hatz losgehen…
Das klingt doch eigentlich ganz saftig, sollte man meinen – aber quält euch erst mal durch die viel zu langen 94 Minuten.
Fangen wir doch gleich beim Plot an: die erste halbe Stunde gestaltet sich als erklärungsarmes Szenenwirrwarr, in dem der Stein gefunden, die Exfrau hinzugezogen und zwei Steintransporteure zertrümmert werden. Gleichzeitig palavern Mitglieder einer ominösen Bruderschaft eine ordentliche Menge Stuss, offenbar haben sie eine Art Wächterfunktion. Und dann ist da eben noch Alexander Godunov…
Denn kennen sie nicht?
Das ist der Typ mit der langen blonden Mähne, der John McClane allweihnachtlich durch das Treppenhaus des Nakatomi-Towers prügelt und auch als Schlußgag noch mal die Knarre heben darf, ehe der Streifenpolizist ihn aus dem Verkehr zieht.
Hier macht er – optisch noch ganz der Alte – einen auf Uhrmacher, der drei Viertel des Films immer wieder als Insert auf einige seiner Zeitmesser starrt, bis diese dann prompt stehen bleiben. Sein Gesichtsausdruck verändert sich zwar 98 Minuten nicht, aber man kann davon ausgehen, dass das besorgniserregend ist.
In der Folge geht dann also das Fenrirdings um in New York, was effektiv bedeutet: ein motivierter Stuntman in einem Ganzkörperanzug und sehr…sehr…sehr…langen Klauen, die aber etwas seltsam Instabiles haben. Dieser freundliche Stuntman grollt und grummelt, hebt seine Gegner und…ja…äh…
…also ganz im Ernst, was er eigentlich genau macht, hab ich nicht herausgefunden, denn die meisten seiner Opfer findet er entweder im Off oder es war nicht genug Geld da, um eine brauchbare, wenigstens halbwegs blutige Todesszene zu filmen. Der Witz, sie hätten nur eine einzige Flasche künstliches Blut gehabt, könnte gar keiner gewesen sein, denn so wenig Gore war selten.
Stattdessen füllt Regisseur-Produzent-Autor Willard Caroll (ein Debütant in allen Kategorien) die übrigen Filmteile mit schnarchigen Dialogen, wirren Schnitten (die mehr wie Kürzungen aussehen) und Actionszenen, die so zeitlupenhaft inszeniert sind, dass die Aufmerksamkeit immer wieder abreißt.
Was da nun eigentlich vorgeht, wird so nebenbei erklärt – und noch dazu von Darstellern, die offenbar auch keine große Lust verspürten, sich intensiv zu engagieren, allen voran Tim Ryan als neue Liebelei von Monsterleins Ex-Frau. Im Umkehrschluss übertreibt es Peter Riegert als Captain Gregory Fanducci – und damit als ständig fluchender Klischee-Bulle – ziemlich, vor allem, weil er offenbar witzig sein soll, es aber nicht ist (dafür wiederum ist das Skript verantwortlich).
In einer Sequenz wusste offenbar das gesamte Team nicht recht, ob sie den großmäuligen Nervfaktor noch weiter dabei haben wollten, denn als er von dem Monster schließlich solo attackiert wird, ist die folgende Sequenz so wirr und langatmig, dass man zwischendurch zweimal davon ausgeht, dass er schon ins Gras gebissen hat – bis er dann praktisch unversehrt von einem Dach fällt und weiter labert.
Der wackere Stuntman schließlich kann angesichts der wohl komplett fehlenden FX-Abteilung (die Gelder gingen an die Ausleuchter) auch nicht viel mehr tun, als den Opfern seine Gummiklaue vor den Schnäuz zu halten und langanhaltend zu grollen, dabei hat eine Szene, in der das Vieh in einer Kunstinstallation die Darsteller attackiert, durchaus großes Potential.
Ansonsten wirkt alles wie mit den Mitteln einer mäßigen Horror-TV-Serie inszeniert, die Figuren allesamt unglaublich übertrieben gekleidet und frisiert, ständig wabert Nebel aus allen möglichen Öffnungen und Rotlicht scheint das Mittel der Wahl gewesen zu sein.
Zum bösen Schluss kloppt man sich dann – endlich – in eine andere Dimension, die aber dann auch nur aus nebelverhüllten Studiokulissen (mit Rotlicht) bestehen, bis der jugendliche Auserwählte der Sekte und der Uhrmacher endlich zu der mystischen Kampfaxt greifen, auf die man schon 95 Minuten händeringend wartet.
Somit ein Film der vollkommen verschenkten Möglichkeiten, denn alle fünf Minuten 2-3 Statisten als Wachleute im Off zu meucheln, macht selbst Siebenjährige nicht satt. Willard Carroll hat zum Glück nie wieder etwas Horrorähnliches versucht und sich danach nur noch auf familienfreundliche Ware konzentriert, hoffentlich dann mit mehr Erfolg.
„The Runestone“ jedenfalls ist eine darstellerisch und inszenatorisch völlig unzulängliche Dörrpflaume, die eine Schnittreduktion auf 40 Serienminuten vermutlich besser überstanden hätte. 3/10 für ein nettes Kostüm.