Review

Mittelmäßige Actionfilme mit namhaften Darstellern schießen in letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden und haben meist mit den hohen Anspruch des verwöhnten Mainstreampublikums zu kämpfen. Zerreißen Kritiker das Werk schon im vorraus, ist ein Flop fast vorprogrammiert. „Ballistic: Ecks vs Sever“ macht da keine Ausnahme und zeigt sich als mittelmäßiges Produkt dieses Trends, denn Probleme hat dieser Film, trotz des ansehnlichen Budgets von 70 Millionen und der kurzen Nettolaufzeit von 85 Minuten, viele.

Das Drehbuch vom nicht sonderlich talentierten Alan B. McElroy ist ein schlecht zusammengeschusterte Geschichte vom heruntergekommen Ex-FBI-Agenten Jeremiah Ecks (Antonia Banderas), der den Tod seiner Allerliebsten nicht verkraften konnte und seit dem in zwielichtigen Spelunken mit Drei-Tage-Bart vor sich hin säuft, aber trotzdem noch jedem die Fresse polieren kann. Als sein ehemaliger Chef für einen brisanten Fall einspannt und ihn dafür Häppchenweise über seine doch nicht tote Frau füttert, rappelt der sich erneut auf. Gesucht wird eine Killerin, die den Sohn des DEA-Agenten Clark entführt hat. Jemanden, den Ecks aus alten Tagen kennt….

Der Name unserer Killerin ist Sever (Lucy Liu), die als Ein-Mann-Armee gleich mehrmals ganze Spezialeinheiten aus dem Wegräumt und selbst keinen Kratzer abbekommt, sich aber sehr duselig bei ihrem ersten Aufeinandertreffen mit Ecks anstellt. Spätestens seit „The One“ habe ich nichts gegen sinnfreie Actionspektakel, aber müssen die auch optisch entsprechend inszeniert werden, was die größte Schwäche dieses Films ist.

Kaos mag vielleicht ein Mann für Werbeclips zu sein, aber Action (davon gibt es übrigens mehr als genug) ist sicherlich nicht sein Stärke. Zu lange verharrt er in unspektakulären Einstellungen aus der Totalen und schafft es nicht mal ansatzweise Brisanz in die Kämpfe zu bringen. Nie entstehen flüssig ablaufende Schießereien, Verfolgungsjagden und Kämpfe, was an der extrem schlechten Schnittarbeit liegt. Man merkt förmlich, wo Stuntmen eingesetzt worden sind, wie Szene für Szene abgedreht wurde und das Ergebnis dann später zusammengefügt wurde. Das wird oft nicht nur unübersichtlich, sondern sorgt für deutliche Goofs. Man beachte im Finale, wie oft Ecks eine andere Waffe in der Hand hat. Selbst zwei sich in Zeitlupe parallel überschlagende Autos vermitteln kaum mehr als ein müdes Gähnen.

Zugestehen muss man dem Film aber einen optisch sehr ansprechenden Style, der in Sever schon fast „Matrix“-Züge annimmt, was Auftreten, Souveränität und Kostüme angeht. Hinzu kommt eine donnernde Musikuntermalung in Form von vielen bekannten Rockstücken, sowie der Einsatz technischer Spielereien (Stichwort: Nanoroboter) und ein edles Labors Severs. Woher sie das hat und wie sie sich das alles finanziert, hinterfragt man dabei lieber nicht. In Punkto Ungereimtheiten könnte ich endlos Beispiele aufführen.

Der Schwerpunkt des Films liegt übrigens auf der Jagd nach Sever und ihrer späteren Verbrüderung mit Ecks (der vorherige Martial Arts Kampf bekommt von mir dank Banderas nicht vorhandenem Talent das Gütesiegel „Lachgranate“), die schon aus dem Trailer bekannt sein dürfte. Obwohl Clark die Killerin lebend haben will, schießen seine Leute dabei zu oft aus vollen Rohren, was für amüsantes Schmunzeln sorgen dürfte, wenn mal wieder ein ganzer Straßenzug zerlegt worden ist und sich Sever trotzdem bester Gesundheit erfreut.

So schaltet man das Gehirn am Besten auch gar nicht ein (viele Plotholes sind einfach unübersehbar, die Story ist zu weit hergeholt, Charaktere verhalten sich unlogisch) und lässt die nicht nachlassende, aber schlecht inszenierte Actionorgie auf sich einprasseln, bis es zur finalen Konfrontation zwischen Clark (inklusive seiner Dutzenden von Spezialeinheiten) und dem Duo Ecks/Sever kommt, wo das Budget in spektakulären Explosionen wohl endgültig verpulvert worden ist.

Wer glaubt, dass der Film nun zumindest etwas für Banderas oder Liu Fans sei, so muss ich auch euch enttäuschen. Banderas ist als heruntergekommer Cop Marke „Bruce Willis der späten 80er und frühen 90er“ eine glatte Fehlbesetzung, was ein paar coole Sprüche nicht überdecken können. Liu kann zwar mit ein paar netten Martial-Arts-Einlagen aufwarten, besitzt letztendlich aber keine Ausstrahlung, was ihre Figur zu einem eindimensionalen Charakter mit Vergangenheitsbonus verkommen lässt. Der Rest des Casts passt sich diesen Leistungen geschickt an…

Fazit:
Dank grottigem, löchrigem, überfrachtetem Drehbuch, schwachen Schauspielern und sehr schlecht inszenierter Action ging dieses Werk zu Recht an den Kinokassen baden. Kaos ist als Regisseur eine Niete, die außer einer geringen Anzahl von ungewöhnlichen Kamerafahrten (Fall des Polizisten vom Dach) und eines netten Styles als unverbrauchter Neuling nichts zu bieten hat. Auf der ganzen Linie ein Desaster! Wieso müssen eigentlich wir sowas produzieren?

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