Ohne Frage ist Nummer 6 eine der besten und phänomenalsten TV-Serien aller Zeiten. Noch heute kopieren großartige und innovative Serien wie z.B. Lost ganze Elemente aus dem Konzept der Serie. Nicht umsonst gibt J.J. Abrams - der Schöpfer von Lost - Nummer 6 als eine der größten Inspirationen für seine Serie an.
Auch die Simpsons verneigen sich geradezu ehrfürchtig in einer äußerst skurrilen Folge vor dieser legendären - in Deutschland jedoch nie so groß heraus gekommenen - Serie.
Im großen und ganzen geht es hier um solch abstrakte Themengebiete wie Selbstbestimmung, der Einfluß von draußen auf ein Individuum, wie leicht es für die oberen ist, ein Individuum zu vernichten oder pervertieren.
Es geht darum, dass Antworten nicht unbedingt die Antwort auf alle Fragen sind, Lösungen sind niemals einfach. Vertrauen ist eine äußerst labile Sache. Man kann nicht mal sich selbst trauen.
Das ist nicht erst jetzt so, war schon immer so.
Jeder ist austauschbar, wenn seine Zeit vorbei ist. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind nicht existent.
Zensur, Lynchmob, Manipulation der Gesamtheit, selbst wenn man nicht gebrochen ist, irgendwann aus Bequemlichkeit klein beigeben.
Und der Mensch gewöhnt sich an jede Situation, da er anpassungsfähig ist.
Wie man sieht, ist schwer zu vermitteln, worum es genau geht, ohne zu spoilern.
Inhaltlich sind die einzelnen Episoden sehr surreal gehalten, fast schon grotesk überzeichnet. Man kann bis auf die erste Folge und die letzten beiden Folgen jegliche Folge in einer beliebigen Reihenfolge schauen und verpaßt prinzipiell nichts.
Schnittechnisch und technisch war man wohl für damalige Verhältnisse bei einer TV-Serie im oberen Segment angesiedelt - sehr psychedelisch und innovativ gefilmt.
Der Hauptdarsteller ist nicht wirklich gutaussehend oder charismatisch aber man gewöhnt sich schnell an ihn und er ist mit seiner kühlen schroffen Ausstrahlung irgendwie auch die Idealbesetzung für den unbeugsamen Individualisten, der im Prinzip jedoch von Anfang an nie eine Chance hat.
Und soviel spoilern dürfte man dann auch: Das Ende ist äußerst psychedelisch und überzogen, so dass nicht jeder mit der Auflösung glücklich werden sollte.
Doch genau das ist ja der Ansatz der Serie, sie will zum Nachdenken anregen und Diskussionsgrundlage schaffen. Das gelingt ihr vorüglich.
Gibt es etwas an der Serie auszusetzen?
Wenn man sich die DVD-Veröffentlichung ansieht, hat man schon das Gefühl, dass diese Serie mindestens drei Folgen zu lang ist, da es schon einige Durchhängerfolgen gibt, und es gibt auch mehrere Folgen, die unsere Nummer 6 plötzlich gegen Ende völlig willkürlich gewinnt, was nicht so ganz gut ins Gesamtkonzept paßt. Das kostet ihn dann auch einige Prozent zu vollen zehn Punkten.
Doch bis auf diese etwas zu lang geratene Serienlänge gibt es prinzipiell nichts auszusetzen, völlig zu recht ein Kultklassiker, der sich mit seinem Ende genau so der Greifbarkeit entzieht wie mit seinem gesamten Konzept.
Ganz groß, und vor allem sind auch bei den nicht deutsch übersetzten Folgen teilweise ersichtlich warum diese nicht übersetzt wurden:
In den 1960er Jahren war man noch zu nah an den Erinnerungen des dritten Reiches und solche Themen wie Mitläufertum oder Lynchmobs, nur weil die Oberen das anordnen, ohne selbst mitzudenken, wären damals noch recht frisch gewesen.
Und gerade das macht diese Serie so groß, da solche Themen immer aktuell sind.
9 Punkte