Der Wissenschaftler John Hollins erfährt von seiner Mutter Amanda an deren Sterbebett, dass er offenbar einen ihm bislang unbekannten Bruder namens Anthony hat, und erhält außerdem den Auftrag, sämtliche Aufzeichnungen, die diese über ihre mysteriösen Experimente angefertigt hat, zu vernichten. Dies passt dem zwielichtigen Dr. Philip Lloyd, dem ehemaligen Kollegen Amandas, gar nicht in den Kram, denn dieser arbeitet selbst im Geheimen an irgendwelchen nicht ganz koscheren Gen-Mutationen und steht kurz vor einem bahnbrechenden Durchbruch. Um diesen zu erreichen geht der irre Lloyd buchstäblich über Leichen… auch über Amandas. Nach dem Tod seiner Mutter fährt John mit einigen Freunden zu ihrem alten Haus, wo man ihre Forschungen recherchieren will. Allerdings findet man in dem alten Schuppen nicht nur ein voll funktionsfähiges Laboratorium inklusive einigen in Einmachgläsern aufbewahrten, missgestalteten Wesen vor, sondern man kommt auch dahinter, was es nun eigentlich mit jenem Anthony auf sich hat. Bei diesem handelt es sich nämlich um ein aus Johns DNA erschaffenes, tintenfischartiges Ungeheuer, das sich in den verwinkelten Kellergewölben und unterirdischen Tunneln eingenistet hat und dem die ungebetenen Besucher gerade recht kommen. Als sich Anthony schließlich über die anwesende Bagage her macht, spitzt sich die Situation gefährlich zu… und dann steht ganz überraschend auch noch Dr. Lloyd vor der Tür... „Anthony“ ist ein unprätentiöser, kleiner Horrorfilm aus den fähigen Händen des Regie-Gespanns Stephen Carpenter und Jeffrey Obrow, der ganz nach dem Muster unzähliger anderer Monster-Movies konzipiert wurde und deshalb ohne großen Anspruch und relativ schnörkellos an der Spannungs-Schraube dreht. Die beiden Regisseure inszenieren die Chose im Stil ihrer vorherigen Genre-Beiträge „The Power – Die Macht des Bösen“ und „Todestrauma“ ganz solide weg, können dieses Mal jedoch auf einen passablen Cast zurückgreifen, in dem lediglich Altstar Rod Steiger mit seiner übertriebenen Performance negativ auffällt… aber dasselbe Problem hatte er ja schon in dem wesentlich schwächeren „Amityville Horror“. Eine gute Figur macht hingegen Amanda Pays, die hier schon mal erste Erfahrungen im Umgang mit genetisch manipuliertem Kroppzeug sammeln konnte, die ihr ein paar Jährchen später bei dem "Alien"-Unterwasser-Abklatsch „Leviathan“ sicherlich zugute kamen. Die dünne Handlung ist voll und ganz auf die superben Schleim- und Latex-Effekte von David L. Hewitt hin zugeschnitten, der schon drei Jahre früher Ulli Lommels „Totentanz der Hexen“ trotz eines niedrigen Budgets so überzeugend betreut hatte, und für „Anthony“ hat dieser dann auch ein paar echt groteske Monster-Kreationen entworfen, die bisweilen in Sachen Einfallsreichtum an diejenigen aus John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ erinnern, der wieder mal als Inspirationsquelle herhalten musste. Tentakel-Action und krude Transformationen sind da angesagt und so geraten die aufwendig gestalteten F/X-Sequenzen zu den reinsten Show-Stoppern, die sogar den abgegriffenen Mad-Scientist-Plot noch ein wenig aufwerten. Das Titel-Ungeheuer selbst ist eine der besseren Gummi-Kreaturen der 80er Jahre und zeigt erneut auf, dass der unperfekte Charme solcher handgemachten Effekt-Arbeiten durch keine neumodischen, sterilen Computer-Spielereien zu ersetzen ist. Kurzum, „Anthony“ ist ein lupenreines Creature-Feature von der Sorte, für die eigentlich jeder Genre-Fan ein Faible haben sollte, denn Carpenter und Obrow wollen nichts weiter als einfach nur für Unterhaltung sorgen, und das ist ihnen gelungen. Der Body Count ist zwar recht gering, aber dafür ist der Showdown mit dem üblichen Maß an pyrotechnischem Brimborium versetzt, und selbst das 100%ige Happy End wird einem nicht durch einen angetackerten Schluss-Schock vergällt. Wie erfreulich, dass hier ausnahmsweise mal alles gut ausgehen darf und nicht irgend so ein Vieh noch in der letzten Einstellung ganz überraschend durch die Fensterscheibe bricht oder eine von den Schnecken mit einem Monster-Embryo schwanger geht oder so was. Übrigens: Co-Autor Joseph Stefano hatte 27 Jahre zuvor noch das Drehbuch zu Alfred Hitchcocks "Psycho" geliefert und sich damit auf ewig in die Genre-Analen eingeschrieben, einen wertschätzenden Vergleich zwischen dem besagten Meisterwerk und diesem vorliegenden kleinen B-Film sollte man aber deswegen nicht unbedingt anstellen, das käme einer Blasphemie gleich.
7/10