Review

Staffeln 1 bis 3

Zu den wenigen Highlights österreichischer TV-Produktionen gehört die ab 2015 gedrehte Serie Vorstadtweiber, die vom sorglosen und weitgehend arbeitsfreien Leben fünf recht unterschiedlich dargestellter, aber miteinender befreundeter Damen handelt.

Die erste Staffel dieser auch von der ARD ausgestrahlten Serie beginnt mit dem Begräbnis eines Ermordeten, welches von einem übereifrigen Polizisten gestört wird - danach wird in Rückblenden die Geschichte dieses Mordes erzählt. Eine Geschichte, in der Stück für Stück die Verbindungen der Protagonisten untereinander aufgedeckt werden, und die trotz aller klischeehafter Figurenzeichnung immerhin eine gewisse Spannung aufbaut. Zu den Bestandteilen des Plots gehören verlogene Politiker, korrupte Finanzbeamten, Insidergeschäfte unter Bankern, jüngere Geliebte, Polizisten mit Ödipus-Komplex, der Verkauf gefälschter Marken-Klamotten ebenso dazu wie Morde aus Eifersucht, versteckte Homosexualität oder ein Verhältnis einer der Freundinnen mit dem minderjährigen Sohn einer anderen der fünf Freundinnen. Dies alles wird in ordentlichem Erzähltempo aufgedeckt mit kleineren Cliffhangern zwischendurch - man merkt hier die Handschrift von Regisseur Harald Sicheritz, der sich mit gelungenen Komödien wie Muttertag (1994), Hinterholz 8 (1998) oder Poppitz (2002) bereits über Österreich hinaus einen Namen gemacht hat.

Die Besetzungsliste wartet mit bekannten Namen auf (Maria Köstlinger, Nina Proll, Bernhard Schir etc.) und ist auch bis in die Nebenrollen sehr gut besetzt; lediglich Philipp Hochmair als korrupten Minister fand ich weniger passend - der extrovertierte Schauspieler hätte sich besser als Wahlkampfleiter geeignet denn als Minister, ansonsten sind die vielen kleinen Skandälchen um heimliche Liebe, Intrigen und ein millionenschweres Autobahnprojekt äußerst unterhaltsam abgefilmt und sorgen für ein kurzweiliges Panorama typisch(?) österreichischer Hinterfotzigkeit & Verlogenheit, die sich hinter prächtigen Kulissen und gespielter Gelassenheit verbirgt.

Beflügelt durch den großen Erfolg dieser ersten Staffel schloß sich alsbald eine zweite an, welche die vielen Fäden der ersten Staffel aufgreift und mit allerdings nurmehr mittelprächtigem Engagement fortführt. Zuviele Dinge wirken konstruiert, wie beispielsweise die verwitwete Freundin, die sich zum Schein an den schwulen Politiker heranmacht, während der junge Bursche, der sie geschwängert hatte, lieber mit seiner Schulfreundin herummacht, dann aber doch zu seiner Vaterrolle stehen will. Wenig überzeugend auch der Makler Georg, der die ganze Staffel über weinerlich im Rohlstuhl zubringen muß und bei jeder Gelegenheit eine abbekommt. Ein USB-Stick, der heimlich aufgezeichnete Liebesspiele bzw. einen Mord beinhaltet, wechselt relativ häufig den Besitzer. Der schwer neurotische Polizist geht eine Beziehung mit einer der fünf Freundinnen ein (obwohl sie überhaupt nicht zueinander passen). Diese 2. Staffel macht den typischen Fehler der meisten Sequels, indem sie nämlich (fast) beendete Stories weiterführt, ohne neue Ideen zu haben.

Aber es sollte noch schlimmer kommen, denn die Tradition, eine Idee bis zum letzten auszuquetschen, mündete 2017 in einen dritten Teil, den man ohne Aufputschmittel gar nicht mehr zu Ende anschauen kann/mag. Hier wurden nun irgendwelche belanglosen weiteren Nebendarsteller eingeführt, einen erkennbaren Plot gibt es gar nicht mehr, das Ganze quält sich durch schlecht wiederholte Szenen und Zitate aus der ersten Staffel und eine neue Freundin zu den bestehenden Vorstadtweibern wurde auch noch eingeführt (zum Einschlafen fad: Hilde Dalik). Am Ende dieser vollkommen uninspirierten dritten Staffel darf sich dann der Mörder aus dem ersten Teil endlich coram publico auf einer Party erschiessen und die titelgebenden Damen spazieren danach fröhlich nach Hause - weitere Staffeln sind angedroht.

Für den an humoristischen österreichischen TV-Serien interessierten Zuleser also folgende Einteilung dieser den Motiven von desperate housewives nachempfundenen, dennoch rein alpenländischen Komödie mit viel Wiener Schmäh und einigen deutschen Zutaten:

Staffel 1: 7,5 Punkte (durchaus sehenswert)
Staffel 2: 3,5 Punkte (nur noch bedingt zu empfehlen, für Fans der Schauspieler eventuell)
Staffel 3: 0,0 Punkte (eine Zumutung sondergleichen, Zeitverschwendung)

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