Review

Sogenannte 'Kickboxfilme' als wahrscheinlich die Krone der Schöpfung im Action-Genre, auf eine Art Weiterführung der Körperlichkeit aus den Sandalenepen allen voran der Sechziger, in denen auch Athleten ausgewählt und besetzt wurden, ihre Profession vor der Kamera aus- und weiterzuleben. Die Physis als hauptsächliches Attribut und gleichzeitig Tribut zu zahlen an den ganzen Rest an Charakteristik, Präsenz der Darsteller selber eher selten vorhanden, von Intellekt spricht schon keiner mehr und interessiert auch ernsthaft nicht. Die Filme selber sind in Schwemme ab den späten Achtzigern erschienen, nach Bloodsport natürlich schon vor allem, Selbstläufer für einige wenige Jahre gerade beim männlichen heranwachsenden Publikum und emsig ausgeliehen aus den Videotheken:

Die junge Susan Dalton [ Ösi-Export Andrea Lamatsch, vom Schloßhotel Orth ] hat ein Problem, oder auch zwei. Ihr Ehemann Philip Dalton [ Steve Tartalia ] ist nach einem 'geschmissenen' Ringkampf in Ungnade beim auch mit Glücks- und Wettspiel hantierenden Gangsterboss Don Carlio [ Don Nakaya Nielsen ] gefallen und spurlos verschwunden. Helfen kann nur ihr Ex-Freund Max Rivers [ Dale 'Apollo' Cook ], der mit dem Hochprozentigen aber eine neue Liebe seines Lebens gefunden hat und zudem selber in der Bredouille mit dem Kriminellen Stevens [ Jim Gaines ] steckt.

Freunde des guten Geschmacks und der gepflegten Cinephilie schalten wahrscheinlich schon in der ersten Szene ab, einem sich im geplanten Ergebnis noch mal drehenden Wettkampf im Ring, in dem auch IFD-Heroe Steve Tartalia auftaucht und von einem beleibten Maskenmann noch auf der Gewinnerstraße und der Zielgeraden ausgeknockt und ihm das Licht ausgeknipst wird. Als dann folgend in einem Straßenkampf auch Titelstar Cook mit einer strammen lila Radlerhose (und grauem Baumwollpullover) die Fäuste und die Beine schwingt, sitzt nur noch der kleine Rest an standhaften Nimmersatten und Allesguckern vor der Röhre, das Niveau schabt schon am Boden und ist nur mit Whisky zum Frühstück schon erträglich. Willkommen im Universum von Filmemacher Teddy Chiu a.k.a. Teddy Page, welcher hier als 'Irvin Johnson' in den Stabangaben auftaucht und seit jeher bekannt und weniger beliebt als vielmehr gefürchtet wegen all dem niederen Ausstoß in Sachen Actiongülle, aber wirklich ergiebig in dieser Disziplin auch ist.

Von der düsteren Sporthalle über die Überbleibsel eines ehemals kolonialen Bauwerks, von dem nur noch die Mauern dastehen und sonst die Verwahrlosung und der Schmutz und Verfall regieren, geht es so langsam in die privaten Gemächer und gleichzeitig in die Geschichte, der Sport hier als reines Profitstreben und stets mit Wetteinsatz und oftmals unlauteren Mitteln und Wegen. Ein Gangsterumfeld wird installiert, eine Handhabe von Lug und Betrug und Ausnutzung und Ausbeutung, in dem der Druck von oben nach unten geht und auch Schusswaffen getragen werden (und eingesetzt) und Stunts wie ein Sprung durch die Fensterscheibe oder eine Flucht durch das Parkhaus platziert.

Produziert von Davian International Ltd., ein philippinisches Studio, die sich ab der Hälfte der Achtziger vermehrt mit auch gut und gerne im Ausland verkauften Dschungelkriegsfilmen vertraut gemacht haben – was hier später mit steifem Shootout und Guerillataktik auch ein wenig bedient wird; in den gen Ende seinem Namen alle Ehre machenden Blood Ring geht es zum Glück recht wenig – und ab den Neunziger meist nur noch mit Cook gesetzten, choreografisch mittelprächtigen Martial Arts Streifen aufgetrumpft sind, wird sich hier demnach vermehrt mit Schergen herumgeschlagen, teilweise auch nur um eine Buddel Fusel geprügelt, knackige Oneliner der Marke “War mir ein großes Vergnügen, du Nachtwächter“ abgesondert und eine weitreichende Unterweltplotte von Südostasien bis nach Südamerika, letzteres mit dem Finger auf der Landkarte natürlich nur erzählt. Cook dabei als großer Lulatsch, als Riesenbaby, eher Specki auch, Generation Jogginghose, eingangs vom Alkohol getränkt und der Liebe geplagt, beizeiten aber auch mit zumindest ordentlich grober Beinarbeit und einigen seltsamen Humor- und Kleidungsstilen, wie dem rosa Muskelshirt zum Showdown

Das Suchtproblem vom farbenblinden Kickboxer hier wird übrigens durchaus ernst genommen und durchaus auch zum Nachteil des damit schwach bis teils 'erbärmlich' wirkenden Mannes behandelt, ansonsten fallen nur die immer gleichen zwei bis drei Schauplätze auf, die herzallerliebst sind und vom Schummerlicht erhellt. Die Sonne scheint dann später im Dschungel, welcher plötzlich vor dem Finale (mit Bleispritze und Staubgranate) heimgesucht wird, der perfekte Ort für Entzug und Trainingsmontage und natürlich auch noch einen herzallerliebsten Liebesakt vor dem Lagerfeuer – beides auch Akte, die im Nachfolger Bloodfight 6 - Die Arena des Todes! a.k.a. Blood Ring 2 - Killer Instinct (1995) wieder eingespielt werden; für so einen erwachsenen und (moderat) brutalen Film sind derlei Szenen erstaunlich naiv bis infantil gehalten und entzücken eher durch ihre absolut hinreißende Simplizität. Eine amüsante Leichtigkeit, die dem düsteren Nachfolger auch komplett abgeht.

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