Amokläufer sollten grundlegend die Flinte ins Korn werfen, - auf dem Land gibt es viel davon.
Stadtmenschen wie solche in Berlin-Charlottenburg verlieren indes die Orientierung, weil die Vereinsamung zunimmt und psychosoziale Entwurzelung bei vielen Menschen nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Autor und Regisseur Zoltan Paul verwirklichte sein preiswert abgedrehtes Psychodrama mittels Crowdfunding, - die minimalistische Komponente spiegelt sich leider auch beim zu vagen Background der Hauptfigur wider.
Lorenz Fuchs (Tilo Nest) ist Buchhalter mittleren Alters und vegetiert in der Wohnung seiner Mutter, welche im Altenheim lebt. Als ihm sein Chef (Charly Hübner) unerwartet das Angebot einer Beförderung unterbreitet, ist es mit der alltäglichen Routine dahin und der trockene Alkoholiker feiert beim Chinesen um die Ecke mit einem Tsingtao-Bier zuviel...
...welches noch nicht einmal der Auslöser ist, sich über Umwege eine Waffe zu besorgen, um innerhalb der letzten zehn Minuten den Ansatz einer Bluttat anzurichten. Wortkarg ist dieser Lorenz Fuchs. Er ignoriert seine im selben Plattenbau lebende Ex, - was zwischen den beiden stattfand erschließt sich jedoch nur vage und genauso verhält es zur abgeschobenen Mutter, welche noch nicht einmal zu sehen ist. Der titelgebende Hansi ist zumindest kurz zu sehen, - doch dem geht es gar nicht gut, was ein kurzer Moment auf der Dachterrasse bebildert.
Fuchs ist ein Einzelgänger: Verschlossen, unnahbar, einsam, ein wenig depressiv und insgesamt ohne Perspektive, doch aufgrund der zu wenigen Worte ist die Wandlung vom angepassten Buchhalter zum Amokläufer nur sehr bedingt nachvollziehbar. Tilo Nest spielt ohne Frage großartig, der ruhige Score passt sich der isolierten Grundstimmung der Hauptfigur sehr gut an, doch die Erzählung wirkt besonders gegen Ende inkonsequent, was das mehr oder minder offene Ende deutlich unterstreicht: Was in dem Mann vorgegangen sein mag, ist zwar weitgehend interpretierbar, jedoch bleiben greifbare Motivationen so austauschbar, wie die wenig einladende Wohngegend.
Dreht ergo jeder von einem rücksichtslos kapitalistisch veranlagten Boss innerhalb einer Großstadt irgendwann durch, weil es an sozialen Perspektiven mangelt? Führt Scheidung ohne eigene Kinder automatisch dazu, eine Mutter mit zwei Kleinkindern zu verschonen?
Fördert das Aquarium beim Chinesen um die Ecke automatisch das Chi und darf eine Handkamera aufgrund angestrebter Authentizität trotz ausbleibender Action auch mal unsicher erscheinen?
Darüber darf sich final der Zuschauer Gedanken machen, welchem eine annehmbare Dosis an Drama angeboten wird, während die dramaturgische Komponente bereits irgendwo in der Mitte komplett versagt.
Spannung, unerwartete Wendungen, oder gar verblüffende Highlights sollte man nicht erwarten, - denn so wirklich austangiert erscheint das Skript von Zoltan Paul unterm Strich beileibe nicht und es mutet eher dröge und zu improvisiert denn kurzweilig an.
Knapp
5 von 10