Mit Scheren spielt man nicht – aber letztendlich ist es dem Täter in „Schizoid“, einem halb vergessenen Thriller von anno 1981 auch blutiger Ernst!
Per se müsste so ein fröhlicher Ansatz schon reichen, wenn man anmerkt, dass sich der Mörder hier durch ein geschlechtergemischtes Therapiegrüppchen arbeitet, allerdings auffälligerweise nur auf die weiblichen Teilnehmer fokussiert.
Aber hier ist es besonders interessant, weil der behandelnde Therapeut nämlich Klaus Kinski höchstpersönlich ist, der hier mit angesäuerter Karl-Lagerfeld-Sparmimik wohlwollend fast gar nicht dabei gefilmt wird, wie er tatsächlich Eheprobleme behandelt.
Falls jetzt schon jemand enorm angefixt ist: ich wollte, der fertige Film wäre dann auch so, ein fieser, kleiner, fertiger Thriller, in dem es munter bis blutig zur Sache geht. Leider ist dem nicht so.
Mal beiseite gelassen, dass wohl niemand hier „Schizoid“ mal als psychisches Symptom vor Verwendung wirklich geprüft hat, zerfällt der Film beim großzügigen Auslegen roter Heringe leider in alle möglichen Einzelteile. Neben der bereits erwähnten Mörderhatz war die Regie (David Paulsen, muss man nicht wirklich kennen) offenbar sichtlich bemüht, eine amerikanische Version eines italienischen Giallo zu konstruieren, denn der ungesehene Täter wird meistens aus POV-Perspektive gezeigt, gönnt sich die obligatorischen schwarzen Lederhandschuhe und ob lange Scheren ggf. Phallussymbole sein könnten, müssen wir auch nicht diskutieren.
Wenn also nicht eine der Damen, die zu Beginn alle im Jakuzi im Garten zusammensitzen, gerade verfolgt, unnötig in eine abgelegene Enge getrieben und schreiend erstochen wird (das alles bringt Laufzeit), dann teilt sich der Film zwischen Therapiegruppe, Therapeut und Teilnehmerin Julie auf, die als Journalistin zu allem Überdruss auch Drohbriefe mit Mordankündigungen bekommt.
Julie macht im Verlauf des Films allerlei komische Sachen, die wenig Sinn ergeben, bspw eine separate Telefonnummer veröffentlichen, mit dem der Täter Kontakt aufnehmen darf, was natürlich Fake-Anrufer provozieren muss. Das alles mit Kopfnicken der bestimmt brothohlsten Polizeibeamten seit langem.
Nebenbei muss sie sich noch mit ihrem frisch gebackenen Ex rumschlagen, der bei der gleichen Zeitung spielt, ihr ständig im Büro auf die Pelle rückt und von Craig Wasson (Der Tod kommt zweimal) gespielt wird. Wasson hat hier offensichtlich zu wenige Regieanweisungen bekommen, denn er mimt und clownt sich zappelig durch die wenig schlüssige Rolle.
Während in der Therapiegruppe allenfalls noch ein junger Christopher Lloyd sich als schmieriger Starrer verdächtig machen darf, gehen spätestens beim Onkel Doc alle Sirenen an. Wer auch immer noch in Erinnerung hatte, wie Kinski in seiner Fitzcarraldo-Phase aussah, weiß, wie der Gute als Sexualtherapeut wirken muss. Hier zieht er eine Kippe nach der nächsten durch, steigt mit allen Patientinnen in die Kiste (und er sieht nun wirklich nicht mehr dolle aus) und lechzt seiner rehäugigen Tochter (Donna Wilkes) hinterher, die sich meistens halbnackt in Positur stellt, um ihn dann wegen des Abgangs von Mama zu konfrontieren. Die Kapriolen dieser nicht wirklich kommunikationsfähigen jungen Dame reichen dann auch von irritierend bis nervig und wieder zurück.
Die sich daraus ergebenden Handlungsstränge bummeln fortan so ein wenig nebeneinander her und sollen wohl für Spannung sorgen, tun sie aber nicht. Spätestens als Wilkes sich in der Garage einsperrt, um sich anscheinend mit Autoabgasen zu vergiften und Kinski den Jack Torrance an der Tür macht, worauf sie mit dem Auto durchs Garagentor fährt, um es Daddy mal so richtig zu zeigen, braucht auch noch die letzte Geduld auf.
Tatsächlich finden dann am Ende alle Handlungsstränge auch mehr oder minder zufällig an einem Ort zusammen, wo man sich dann gegenseitig aufklärt, wer was gemacht und weswegen. Mit der Decouvrierung des Killers inclusive. Wenn das mal nicht nett ist.
Generell hätte es also eigentlich für einen TV-Film gereicht, so hat man eben doch einen Kinostreifen draus gemacht, aber effektiv ist das wirklich nur was für Hardcore-Kinski-Fans, weil ja wirklich praktisch alles wegen seiner Anwesenheit ansehnlich ist. Hier schwimmt er dem Plot aber meistens hinterher, weil er sich ja verdächtig machen muss.
Aufgrund der dramaturgischen Knackse in Reihe bleibt das Ding aber unter Durchschnitt, da schneidet die Scher keinen Faden ab. (4/10)