Horror und seine Reize
Warum gruseln wir uns gerne? Was geben uns blutrünstige Horrorflicks? Sind wir näher an Psychopathen als „Nicht-Horror-Gucker“? Oder gar weiter weg, sind ausgeglichener, ehrlicher und bewusster als „der Rest“? Diesen und weiteren genrespezifischen, menschlichen und psychologischen Fragen geht der Macher/Hauptdarsteller dieser Dokumentation auf den Grund - mit sich selbst mehr oder weniger als Versuchsobjekt…
Ja, Protagonist Tal Zimmerman stellt sich in seiner Doku zu seinem Hobby und seiner Horrorfilmleidenschaft sehr in den Mittelpunkt. Das kann nerven, unpassend wirken, übel aufstoßen. Aber es verleiht „Why Horror?“ auch ein gutes Stück an Intimität, Persönlichkeit und Charakter. Es ist dadurch nicht eine reine Abhandlung und faktische Enzyklopädie von Horror und seiner Wirkung, seiner Faszination, seiner Anziehungskraft - sondern steht immer im Bezug auf den Hardcore-Horrorhead und Tals eigene Reise in diesem Hobby. Wie oft muss man Leuten (sogar heute noch!) erklären, warum man dieses Genre so feiert, ob man noch ganz klar wäre oder dadurch nicht einen Knacks weg hat. Solche unfassbaren Verbindungen kennt jeder von uns. Und sie könnten nicht weiter entfernt von der Wahrheit sein. Ehrlich gesagt fühle ich mich zwischen hunderten (oft etwas gruselig aussehenden, vielleicht auch übel riechenden) Horrorfans etwa auf dem Fantasy Filmfest sicherer und wohler als in einer scheinheiligen, weltfremden Gruppe, wo man sich nie Horrorfilme anguckt und die sich nie mit ihrer dunklen Seite beschäftigen. Und Tal Zimmerman schafft's wirklich interessante Haken und Verbindungen einzuschlagen - von Mexiko nach Japan, von der Geschichte des Horrors bis zu geistigen Auswirkungen und Abstumpfungen, von älterer Kunst a la Bosch oder Goya bis zu modernen Meistern ihres Fachs wie Romero, Carpenter oder Aja, die alle zu Wort kommen. Tal wirkt ehrlich, authentisch und wie einer von uns. Einzig und allein manche Themen wie Videospiele kommen viel zu kurz und hätten in dieser Inkarnation eher ganz rausgelassen werden können. Allgemein kann man bei <90 Minuten keine allumfassende Aufbereitung erwarten - aber dennoch ist das gut strukturiert und die meiste Zeit werden die richtigen, interessanten und tiefergehenden Druckpunkte gesetzt.
Fazit: interessante, intime und recht psychologische Doku zum Thema: „Warum wir Horrorfans uns gerne den Scheiss antun!“. Sehenswert.