Ein Mann der sich in eine Frau verliebt, die sein Untergang sein wird. Den die ist mit einem anderen zusammen, einem Gangster, und wenn böse Menschen und gute Menschen über die Liebe von selbstsüchtigen Frauen aufeinandertreffen, dann kann es nur zu Schmerz und Gewalt im Sinne eines Noir kommen.
Burt Lancaster ist der gute und anständige All-American-Guy Steve, der sich in die Femme Fatale Anne verliebt. Feiern, streiten, versöhnen, und wieder Feiern. Doch irgendwann geht das nicht mehr, und Steve verzieht sich aus diesem Leben, das eigentlich gar nicht seines ist, in andere Städte. Anne kommt mit dem Gangster Slim Dundee zusammen, und als Steve nach einem Jahr wieder in die Stadt zurückkehrt, ihn die Erinnerungen übermannen und Anne sich in seinen Schädel zwingt wie eine Kugel aus einem 45er, da kreuzt er natürlich die Bahnen von Slim Dundee. Um aus der Nummer halbwegs unbeschadet wieder herauszukommen, und um gleichzeitig einen Neuanfang mit Anne wagen zu können, bietet er Dundee einen Deal an: Er, Steve, ist der Inside Man bei einem Überfall auf einen gepanzerten Geldtransport. Und wer jetzt glaubt, dass jeder der Protagonisten ein ehrliches Spiel spielt, der hat noch nie einen bösen Krimi gesehen.
Wenn Sie jemanden, der Sie hintergeht, selber hintergehen, dann ist das ein doppeltes Kreuz. So in etwa kann man den Spruch auf dem Filmplakat zu CRISS CROSS übersetzen, und die Assoziation dazu ist sofort klar: Marked for Death – Zum Tode verurteilt. Wer solche gefährlichen Spiele spielt, der spielt mit dem Leben und der schnellen und erbarmungslosen Auslöschung desselben, und ist, gerade in solchen Filmen, meist von Beginn an mit einem unsichtbaren Kreuz gekennzeichnet. Steve ist auch so einer der denkt dass ihm alles gehört, und dass er alles kann. Er ist ja schon ein Großer, zwei Präsidenten hat er bereits gewählt! Doch eigentlich ist Steve nur ein Kind mit dem Anne spielen kann wie sie will. Klassisches Noir-Territorium also, in wunderbarem Schwarzweiss gefilmt, mit erstklassigen Schauspielern in gut austarierten Rollen besetzt und mit einem bitterbösen Schluss gesegnet. Yvonne De Carlo gibt die manipulative Opportunistin mit Hang zu Geld und Alkohol mit einem hinreißenden Elan, der den Beobachter gleichzeitig anzieht und anwidert. Genauso geht es Steve, der Anne in einer niemals endenden Hassliebe verbunden ist. Eine klassische Noir-Beziehung eben …
Vor allem das letzte Drittel, also alles was nach dem Überfall auf den Geldtransport passiert, ist grandioses und melancholisches Gangster-Kino mit Kinnlade-runterklapp-Garantie. Wenn nicht die ersten zwei Drittel so viel melodramatische Bestandteile hätten, und der Vorgeschichte von Steve und Anne nicht gar so viel Platz eingeräumt worden wäre … 10 oder 15 Minuten kürzer hätte der Film das Zeug zu einem ganz großen Klassiker gehabt, wenn er nämlich die Handlung schneller auf den Punkt bringen würde, anstatt sich in etwas zu langen Dialogen dem geschwätzigen Barkeeper oder der Alkoholikerin am Tresen zu widmen. Szenen, die zwar die Beziehung zwischen Steve und Anne durchaus beleuchten, die aber zu lange ausgewalzt sind und das Tempo des Films deutlich uneinheitlich machen. Denn genauso wie der Schluss ist der Beginn der eigentlichen Geschichte fulminant, wenn Steve Streit sucht mit Dundee, um seinen besten Freund, den Detective Pete, hinters Licht zu führen. Und spätestens ab der Vorbereitung auf den Überfall ziehen sich die schwarzen Wolken des drohenden Verhängnisses mit einer Geschwindigkeit zusammen, die fast schwindlig macht. Dazu sind die Settings sehr oft mit Straßenszenen hinterlegt, teils als Rück-Pro, teils wurde tatsächlich in den Straßen gefilmt, und der dadurch entstehende schmutzige Realismus sorgt für ein durchgängiges Wohlgefühl beim Zuschauer. GEWAGTES ALIBI ist keine Studioproduktion sondern in der Gegend von Bunker Hill gedreht (die leider in den 60er-Jahren der Stadtsanierung zum Opfer fiel), was sich aus heutiger Sicht fast wie Alltagsleben in Los Angeles anfühlt, und dem Film ausgesprochen gut tut.
Trotzdem ist die Dreiecks-Liebesgeschichte ein wenig zu breit erzählt, und dem Vernehmen nach war Burt Lancaster selber unzufrieden damit, wie aus der ursprünglich vorgesehenen Idee eines Überfalls auf einer Rennbahn nach dem Tod des Produzenten dann diese Geschichte entwickelt wurde. Nichtsdestotrotz ist GEWAGTES ALIBI ein starker Film, der wie gesagt vor allem zum Ende hin unnachgiebig beeindruckt. Die Schlussszene ist dunkles und großes Kino und hinterlässt den Zuschauer wahrlich alleine in die Nacht. Aber trotzdem, die Qualität der ersten Zusammenarbeit von Siodmak und Lancaster, RÄCHER DER UNTERELT, wird nicht erreicht, was sehr schade ist, aber als Jammern auf einem dermaßen hohen Niveau gelesen werden kann, welches andere Filme nicht mal dann erreichen, wenn man sich in die erste Reihe setzt und den Kopf in den Nacken legt …