Bei Shyam Madiraju´s Spielfilm-Debüt „Eden“ haben wir es mit einem Thriller aus dem Jahr 2014 zutun, der sich in etwa als eine Kombination aus William Golding´s „Lord of the Flies“, der Fernseh-Serie „Lost“ sowie der Reality-TV-Show „Survivor“ umschreiben lässt. Nach einem Sieg beim Fußball-Weltcup, in dessen Gestalt diese amerikanisch-malaysisch-spanische Co-Produktion eröffnet, tritt die US-Nationalmannschaft ihren Heimflug zurück in die Staaten an, als plötzlich eines der Triebwerke in Flammen aufgeht und die Maschine im Folgenden vor der Küste einer unbewohnten Pazifik-Insel abstürzt. Von den Passagieren können sich nur 15 an Land retten – unter ihnen Team-Kapitän Slim (Nate Parker), der rasch initiativ tätig werdende Andreas (Ethan Peck) sowie Eva (Leore Hayon) und Elena (Jessica Lowndes), ihres Zeichens die zwei Töchter des Trainers (James Remar). Als die ersten Tage verstreichen und sich ihr begrenzter (aus dem Wrack geborgener) Vorrat an Essen und Trinkwasser tendenziell dem Ende zuzuneigen beginnt, sinkt die Hoffnung unter den Überlebenden beinahe so schnell wie sich das Konfliktpotential kontinuierlich steigert: Rivalitäten treten zutage – u.a. kommt es zu Misstrauen, Anfeindungen und physischen Auseinandersetzungen. Obendrein müssen einige harte Entscheidungen getroffen werden – und es sind nicht allein bloß diese, die schließlich zu einer „Spaltung“ der Gruppe samt des Ausbrechens offener Gewalt führen...
Die anfänglichen Szenen im Stadion muten aufgrund der digital eingefügten Backgrounds fast schon wie ein Werbe-Clip für ein entsprechendes Computer-Game an. Unterlegt hat man sie mit einer anspornenden Rede, in der sich der Coach auf „in einem schlummernde animalische Urinstinkte“ bezieht. Bereits wenig später wird der Flieger bestiegen – worauf sich nach nicht langer Zeit in der Luft das nächtliche Unglück ereignet, das immerhin in Form „mittelprächtig-solider CGI-Arbeit“ arrangiert wurde. Generell ist anzumerken, dass der Streifen zwar kein allzu hohes Budget besaß – nichtsdestotrotz durchweg ansprechend anzusehen ist. Nach dem Crash kümmert man sich umgehend um die Verletzten, birgt (bei Sonnenlicht) so viel wie möglich aus dem Meer und richtet sich direkt am Strand provisorisch mit allem ein, das sich ihnen dafür so bietet (Treibgut, Stoffe für behelfsmäßige Zelte etc.). Die Ausgangskonstellation ist eine geschickt gewählte: Im Rahmen ihres Sports bildet die Mannschaft eine erfolgreiche, zusammengeschweißte Einheit – demnach sollten die Männer diese Extremsituation, in die sie gemeinsam hineingeraten sind, eigentlich ja effektiv (sich gegenseitig ergänzend) meistern können. Bei genauerer Betrachtung kommt einem dabei jedoch in den Sinn, dass die zwischenmenschlichen Verbindungen innerhalb eines National-Kaders gewiss nicht so stark sind wie die gegenüber regulären Vereinskameraden...
Slim und Andreas sind die beiden „Alphas“: Während ersterer die frühen Tage auf der Insel überwiegend bewusstlos verbringt, übernimmt sein Kumpel sowohl beherzt die Führung als auch die Organisation der Lage – etwa indem er ihre Vorräte in durchdachter Weise rationiert. Als er dann aber zwei Streitenden ihren Anteil (als Bestrafung für ihr Gebaren) verwehrt, trifft das nicht nur auf einträchtige Zustimmung. Nach seiner Genesung versucht sich Slim erneut in seine „Kapitänsposition“ hineinzufinden – was sich jedoch als schwierig entpuppt, da er sich primär darauf konzentriert, Spannungen abzubauen und „positives Denken“ aufrecht zu erhalten: Nicht gerade einfach im Angesicht ausbleibender Rettung. Irgendwann schlägt Andreas vor, denjenigen, die an gravierenderen Verletzungen leiden, kein Essen und Trinken mehr zu geben, um so die Chancen der anderen zu erhöhen. Demokratisch wird (denkbar knapp) zugunsten dieser drastischen Maßnahme verfügt – wobei sich Slim am Ende der Auffassung seines Freundes anschließt. Inzwischen ist deutlich, dass es manchen scheinbar vorrangig nur ums eigene Überleben geht. Eine „Kluft“ entsteht, Allianzen werden geschmiedet und neu angepasst – worüber hinaus es u.a. zu einem Suizid und einem „Unfall“ kommt, dem ausgerechnet Andreas' jüngerer Bruder zum Opfer fällt. Kurz danach setzt jener sich mit einigen „Gleichgesinnten“ von Slim und den Verbliebenen ab...
Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der vertretenen Charaktere erstrecken sich von „aktiven Initiatoren“ über eher „passive Empathische“ und Verängstigte bis hin zu Egoisten, Mitläufern und Opportunisten: Sicherlich nicht unrealistisch – inklusive der zugehörigen Entwicklungen und „Reibereien“ – allerdings liegt das Problem hier darin, dass die jeweiligen Figuren allesamt bloß relativ stereotyp und oberflächlich gestrickt wurden. Bedingungen wie die aufgezeigten können durchaus zu ungewohnten oder unlogischen Verhaltensweisen führen – aber ohne die Agierenden vernünftig „kennengelernt“ sowie im Zuge dessen eine „emotionale Connection“ zu ihnen aufgebaut zu haben, ist es für den Zuschauer schwer, in einer ergiebigen Ausprägung mit ihnen mitzufiebern. Die Beziehung zwischen Slim und Andreas, welche einstmals gute Kumpanen waren, nun fortschreitend jedoch zu immer erbitterteren Widersachern werden, hätte sich im Prinzip hervorragend für eine „Vertiefung“ angeboten – ebenso wie dass sich letzterer stetig hin zu einem regelrechten Psychopathen wandelt – was allerdings nicht geschehen ist und diesen Veränderungen einen eher banalen Eindruck verleiht (speziell im Fall von Andreas, der bereits nach rund einer Woche überaus gefühlskalt, berechnend und gewalttätig auftritt). Insgesamt sind die präsentierten Sachlagen und Entfaltungen weitestgehend vertrauter, vorhersehbarer Beschaffenheit...
Andreas' wachsende „Bösartigkeit“ illustriert die (zuvor ja erwähnten) Worte seines Coachs – wohingegen Slim´s Entscheidungen und Reaktionen veranschaulichen sollen, dass man selbst „abseits der Zivilisation“ (ohne deren Regeln und sonstigen Einschränkungen sowie inmitten eines harten Überlebenskampfs) nicht zwangsweise irgendwann in aus unseren Urinstinkten erkeimende Handlungsmuster zurückfällt (Stichwort: „das Recht des Stärkeren“). Angesichts des ihnen zur Verfügung stehenden Materials sind die Performances von Nate Parker („Non-Stop“) – welcher obendrein auch noch Story-Lieferant plus einer der Produzenten des Streifens ist – sowie Gregory´s Enkel Ethan Peck („Mine Games“) zumindest als „ordentlich“ einzustufen, während James Remar („Horns“) ein reines Cameo ableistet und in weiteren Rollen u.a. noch Eugene Simon (TV´s „Game of Thrones“), Diego Boneta („Rock of Ages“) und Sung Kang („Furious 6“) in Erscheinung treten. Als besonders schade empfand ich es, dass die beiden weiblichen, seitens der Beauties Leore Hayon („Twisted Tales“) und Jessica Lowndes („the Devil´s Carnival“) verkörperten Parts im Grunde zu kaum mehr „genutzt“ wurden, als entweder für ein wenig „Zuneigung“ gegenüber einzelnen oder zum Zwecke der Erzeugung „sexueller Spannungen“ zu sorgen – und das einschließlich vollzogenem Geschlechtsverkehr, Eifersüchteleien und sogar einer versuchten Vergewaltigung...
Inhaltlich folgt der Film dem altbekannten Schema von Veröffentlichungen á la „Lord of the Flies“ – im Vorliegenden jedoch ohne Kiddies sowie mit nicht nur männlichen Protagonisten an Bord – vermag (unabhängig gewisser „kleinerer“ Details bzw. Gegebenheiten) mit keinen bedeutsamen Überraschungen aufzuwarten und krankt zudem daran, dass man lieber nicht allzu viel über so einiges Dargereichte nachdenken sollte. Beispiele gefällig? Warum finden die Suchteams die Absturzstelle nicht binnen weniger Tage? Es ist ja nicht gerade so, als hätte die Maschine einen stundenlangen Irrflug hinter sich. Obgleich es nachvollziehbar ist, dass die Hoffnung auf zügige Rettung sie eingangs am Strand verweilen lässt: Warum beginnt man nicht früher mit der Erkundung der Insel – primär im Hinblick auf mögliche Nahrung und/oder Frischwasser-Quellen? Als man das dann doch endlich mal in Angriff nimmt und im Rahmen dessen prompt ein anderes, schätzungsweise eine knappe Meile entfernt gelegenes Eiland erspäht, schwimmen einige daraufhin wiederholt zu eben jenem hin – was in Anbetracht ihres geschwächten (von Hunger und Dehydrierung gezeichneten) Zustands nicht unbedingt sehr glaubwürdig anmutet. Ebenfalls wäre es interessant gewesen, über eine einzige (immerhin aber in Erinnerung verbleibende) Szene hinaus auf die Entdeckung einzugehen, dass sich einst (vermutlich im zweiten Weltkrieg) mal Soldaten vor Ort aufgehalten haben…
Handwerklich ordentlich umgesetzt von Shyam Madiraju, der zuvor schon als Werbeclip-Regisseur Erfahrungen im betreffenden Tätigkeitsfeld gesammelt hat, weist „Eden“ ein straffes Tempo und verschiedene keineswegs unspannende Momente auf – schafft es aber nur recht selten, einen in einem wirklich überzeugenden Maße zu „packen“. Bestimmte Klischees, der Mangel an originellen Abwandlungen der klassischen Materie sowie die nur eingeschränkt sympathischen (überdies teils irrational agierenden) Leidtragenden seien da als zentrale Ursachen genannt. Unterlegt mit einem gängigen Score des spanischen Komponisten José Villalobos („Refugiado“), kleidete Cinematographer Khalid Mohtaseb („Broken Chains“) das Ganze in nett anzuschauende Bilder, welche die exotisch-schönen (malaysischen) Kulissen zum Glück aber auch nicht den Anschein eines „unberührt-traumhaften Urlaubsparadieses“ verleihen. In diesem Kontext gefiel mir die (zugegeben, arg unsubtile) Idee, dass Wellen irgendwann die letzten Buchstaben des mit großen Holzstücken im Sand geschriebenen Wortes „HELP“ halb wegspülen, so dass nur noch „HEll“ zu lesen ist. Garstig-realistische Make-up-Effekte sind indes positiv herauszustellen – wohingegen das Finale enttäuschend konventionell (sprich: lahm) daherkommt. „Unterm Strich“ fügt sich das alles zu einem bestenfalls mäßigen, übrigens von Jaume Collet-Serra („Run all Night“) mitproduzierten Survival-Thriller zusammen…
„4 von 10“