Irgendwann kommt die große Müdigkeit auf.
Müdigkeit mit all den Found-Footage-Filmen, die darauf setzen, relativ einfach und überschaubare Bedrohungen aus dem Reich des Übernatürlichen durch die „fake realism“-Brille zu präsentieren, weil man so näher an der eigentlichen Bedrohung. Tausche die Künstlichkeit einer sorgfältigen Produktion gegen den Eindruck, einen wirklichen, bisher nicht veröffentlichten Ereignis teilzuhaben, dass irgendwelche unglücklichen Individuen im digitalen Zeitalter mit diversen Medien aufgenommen haben, ehe von ihnen nichts außer dem besagten Material geblieben ist.
Leider ist das ja eine begrenzte Prämisse, weswegen das FF-Motiv auch immer mehr aufgeweicht wird – nicht zuletzt auch bei „The Pyramid“, die das unvermeidliche böse Ende in das Ägypten des arabischen Frühlings verlegt, just als ein Grüppchen Archäologen die Spitze einer bisher unbekannten dreiseitigen Pyramide ausgegraben hat.
Hier beweisen die Filmemacher erneut die inszenatorische Inkonsequenz, erst mit „found footage“ anzufangen (Privataufnahmen plus Aufnahmen eines Kameraroboters), um dann geschickt während des zunehmend hysterischen Showdowns (der ungefähr 60 Prozent des Films einnimmt) immer wieder auf normale Aufnahmen umzuschwenken.
Tatsächlich dürfen sich die Figuren sogar mittels einer finalen Aufnahme in der Filmmitte von dem FF-Medium verabschieden, woraufhin die Mühe der subjektiven Aufnahme fast überkorrekt eingestellt werden darf.
Da stellt sich also die Frage, was die Wahl des Subgenres überhaupt soll, wenn dabei nur so ein halbgares Ergebnis herauskommt.
Inhaltlich ist „Pyramid“ einfallsarm, eben die Ausbeutung einer einzigen Idee: dass sich ein Archäologenteam in einer Pyramide verläuft, weil sie die Umstände ignoriert haben, die Schwierigkeiten unterschätzt und von der übernatürlichen Bedrohung nichts wissen konnten. Im korrekten Filmterminus für Horrorfans also: gierig, schludrig und blöde.
Die Story bietet lediglich die typische Extremsituation (enge Gänge, verseuchte Luft, In-die-Irre-Laufen), notwendigerweise garniert mit tödlichen Fallen au s der Serial-Indiana-Jones-Wunderkiste und reichlich fiesen Tierchen, deren Herkunft und Existenz mit vage noch sehr freundlich beschrieben wird.
Substanziell eben eine klassische Horror-E.C.-Comics-Story, die man auf knappe Spielfilmlänge aufgeblasen hat und die in ein 10-kleine-Negerlein-Bodycount au s der Murphy’s-Law-Schublade übergeht (es gibt allerdings maximal sechs Opfer).
Was die Produktion an Ausstattung und Setting richtig macht (die Drehorte wirken wirklich eng und bedrohlich), macht sie bei den Charakteren (annähernd nicht vorhanden) und den Dialogen (von unbeschreiblicher Schlicht- und teilweise Dummheit) leider falsch.
Hier und da wird etwas geschmoddert, doch wenn es dann ans Altägyptische geht, gibt das Budget nur sehr unterdurchschnittliche Animationen her. Weil es in den Gängen so düster wie im Bärenpopo ist, fällt das bei den gremlinsartigen Katzenmonstern nicht so schlimm ins Gewicht, sieht man die Viecher doch eh nur ansatzweise und sekundenkurz. Wenn es dann aber gegen den Endgegner geht, wird es schon auf der Kamera-Nachtsichtschiene, die man sich in dieser Inszenierung geradezu dreist bei „REC“ geklaut hat amateurhaft und dann in halb beleuchteter Großaufnahme total albern.
Mumien gibt es übrigens im ganzen Film nicht, stattdessen eine Art amüsante, hysterisch versägte Diskussion über ägyptische Götter, die in diesem Gekreische nicht unpassender hätte platziert werden können.
Es gibt sicherlich größere „Stinker“ als diesen Film, aber auch hier ist die Notwendigkeit eines Kinoeinsatzes höchst fraglich. Hätte im 45-Minuten-TV-Format vermutlich wesentlich größere Wirkung gemacht. (4/10)