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Wenn der Sommer am heißesten ist, macht man am besten einen Ausflug in die kühlen Berge, bspw in die Schweizer Alpen, wo die Tentakelmonster seit jeher ihren Dienst ableisten, egal ob man Bergsteiger oder Wanderer wegknuspern kann.

Endlich mal Zeit gefunden, den im kleinen Rahmen fast legendären „The Trollenberg Terror“ (Hammer-Titel!) zu schauen, der unter dem nicht minder berüchtigten „The Crawling Eye“ebenfalls sehr bekannt ist.

Obwohl, Tentakelmonster gab es in den 50er doch reichlich, warum also diesem mehr Aufmerksamkeit schenken als einem beliebigen Stuntdarsteller in einem leidlich überzeugenden Monsteranzug mit Gummibesatz?
Vielleicht, weil man „Trollenberg“ generell als sehr schöne Blaupause für einen Might-be-Potboiler nehmen kann, der – und da lehne ich mich mal lustig aus dem Fenster in die schöne Bergwelt – John Carpenter für seinen „The Fog“ (und vielleicht auch „The Thing“) ziemlich viel Inspiration gegeben hat.

Zum Inhalt: aus sehr nebulösen Gründen haben sich besagte Tentakelaliens in der schönen Schwyz auf dem Trollenberg eingenistet und verbergen sich hinter einer stationär unverrückbaren, aber schön radioaktiven Wolke, die man offenbar aus einigen Kilometern Entfernung anmessen kann (was hier natürlich niemanden ernsthaft stört).
Sie unterwerfen diverse Bergsteiger einer Form von hynpotischer Suggestion und zwingen sie unter ihren Willen. Dann knuspern sie ihnen entweder den Kopf ab (warum auch immer) oder sie zwingen sie zu diversen Meuchelmorden im Auftrag. Anscheinend findet man abseits des Films nie Leichen, IM Film jedoch tauchen diverse „Corpses“ auf, die einfach (und sogar etwas suppig) nur den Kopf verloren haben.

Das ist kein Fall für den Superagenten, sondern für den eher brummeligen UN-Fachmann Alan Brooks, der sich künftig bemüht, aus den Erregungszuständen örtlicher Wissenschaftler eine konzentrierte Bedrohung heraus zu filtern. Weil das allein jedoch zu langweilig wäre, ist auch noch ein „mindreading act“ zweier britischer Schwestern in der Gegend, von der die eine Art telepathischer Superempfänger für die Monstersignale darstellt und deswegen zum Dauerziel der Aliens wird.

Daraus ergeben sich tatsächlich sehr brauchbare Suspensesequenzen, wenn etwa zwei Wissenschaftler in einer Berghütte von der umherziehenden Eiswolke bedroht werden und die Protagonisten das per Kameras aus dem Tal miterleben müssen oder eines der Hypno-Opfer mit der Spitzhacke auf diverse Übernachtungsgäste losgeht, ganz abgesehen von einer finalen Attacke der Tentakeligen auf das gut gesicherte Observatorium, bei dem die Insassen sich mit Molotovcocktails wehren müssen, bis die Kavallerie anfliegt.

Besonders die Hüttensequenz hat „The Fog“ sicherlich vom Aufbau sehr viel gegeben und manchmal wünscht man sich, die Macher hätten die Kreativität besessen, mehr Spannung aus der „Fremdbedrohung“ zu machen und mehr Suspense heraus zu filtern, denn während Janet Munro (eine Darstellerin, die man schon aufgrund ihrer Augen und ihres leicht schiefen Mundes nicht vergisst) ordentlich auf die Telepathietube drückt, sind die übrigen Figuren doch ziemlich flach ausgeführt.

Und warum ist das nun kein Superklassiker?
Das liegt zum einen an dem kleinen Budget und damit verbunden an den teilweise echt löchrigen Tricks, die leider nie mehr sind als das, was sie wirklich waren.
Die gemalten Hintergründe der Trollenbergwelt sind überdeutlich hinter allen Studiofenster als solche zu erkennen und manchmal marschieren die Darsteller offensichtlich vor einer Leinwand daher, weil es in England eben keine großartigen Berge gibt. Auch Observatorium und Berghütte sind glasklar als Modelle erkennbar und das führt dazu, dass dann im Finale auch die Riesenaliens wie die Tintenfischmarionetten wirken, die sie wohl waren.

Das alles nimmt dem Film einen Teil seiner Wirkung, deren Ruf von den Sequenzen herrührt, wenn durch geöffnete Türen plötzlich Monsterköpfe mit einem Auge (wesentlich kleinere als auf dem Plakat übrigens) starren. Wenn dann ein Molli auf die Viecher geschleudert wird, dann sieht man überdeutlich vorgefilmtes Material, vor dem plötzlich Flammen züngeln und die Tentakel sind auch nicht vom Feinsten, denn die Damen und Herren müssen sie sich selbst um die Hälse legen.
Aber immer, wenn man weniger sieht, wenn der Spitzhackenmann umgeht oder wieder mal eine kopflose Leiche gefunden wird (ja, die kann man sehen), dann läuft das Mysterium wie geölt.

Dennoch, abseits von all den Ufo-Abstürzen in der Mojavewüste ist dieses sinnbefreite Invasionsfilmchen eine flotte Brise von der Insel (zu sehen am besten mit den Quatermass-Filmen), manchmal etwas hüftsteif und überdeutlich an seine Herkunft als TV-Mehrteiler (1956) erinnernd, aber dennoch wunderbar 50’s! (6/10)

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