Review

Wie wenn ein veganer Ökojunge in einen coolen Club kommt. Eigentlich bewundert man die stylishen Schönheiten der Nacht, Midnight Rockers, City Slickers, aber den Jungen hier mag man sofort, obwohl er gar nicht reinpasst.
Der Junge ist Kodi Smit-McPhee und ich mag ihn seit "Let Me In", dem fabelhaften Ami-Remake des mega-fabelhaften "So finster die Nacht" ("Låt den rätte komma in"). Später konnte man ihn in "The Congress" sehen, dem Planet der Affen-Reboot und als neuen Nightcrawler/Kurt Wagner in "X-Men: Apocalypse".
Sein hervorstechendstes Merkmal: man mag ihn. Sofort. Genau wie in "Slow West", wo er als schottischer Teenager Jay Cavendish in den Wilden Westen reist, um seine Liebste wiederzufinden.
Dem verträumten, naiven, staksigen, dennoch zielstrebigen Jungen steht Michael Fassbender als Silas zur Seite, der zynische Survial-Typ, ein Headhunter mit geheimer Agenda. Vordergründig rettet Silas Jay Cavendish das Leben, aber eigentlich ist es andersherum.
"Slow West" ist ein poetischer, versponnener, komischer, nahezu surrealer Western, der urplötzlich seinen Ton ändern kann, wenn nötig. Der zwei tolle Hauptdarsteller hat und mit Ben Mendelsohn einen sehr überzeugenden First Supporter.
Der seine Geschichte so unvorhersehbar erzählt, wie der Westen sich Jay Cavendish präsentiert, der glühenden Herzens in voller Naivität und Unschuld losreitet und manches lernen muss. Dabei aber nie seine Güte verliert oder sie aufgibt.
"Slow West" ist nicht so slow wie der Titel es vorgibt, aber er ist auch nichts für Zuschauer, die Shootouts und Zigarillos im Mundwinkel bevorzugen. Er ist die Teestube des coolen Clubs, nicht die dunkle Ecke, in der die Hipster sich rumdrücken. Und wenn Jay Cavendish auf den Floor geht, dann tanzt er ungelenk, uncool, ohne Style. E tanzt ehrlich, ohne Attitüde. Man mag ihn. Sechs Punkte, Tendenz sieben.

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