Ein blutendes Herz
Wenn über die besten Western seit der Jahrtausendwende gesprochen wird, fallen oft Titel wie "3:10 To Yuma", "Brokeback Mountain" oder "Logan". Doch "Slow West" sollte man in dieser Diskussion auf keinen Fall unter den Tisch kehren. Der komprimierte, comicbunte Neo-Western handelt von einem jungen Mann, der extra aus Irland in den wilden Westen gekommen ist, um seine große Liebe wiederzufinden. Auf dem Weg begegnen ihm einige zwielichtige Gestalten, unerwartete Gefahren und ein Drifter, der ihm den Weg weist... doch ist es in den Untergang oder zu seinem Glück?
"Slow West" ist optisch ein Leckerbissen. Wie strahlend die amerikanischen Weiten von der Leinwand donnern lässt einen Momente einrahmen wollen. Doch auch der Film an sich kann sich sehen lassen. Eine runde, komprimierte Geschichte, hoch konzentrierte Darsteller und ein überraschend hoher Bodycount münden in einem denkwürdigen Finale. Was will das Herz eines Western-Fans mehr? Fassbender und vor allem der junge Smit-McKee erden diesen erfrischend gemächlich erzählten Ausflug in längst vergangene Zeiten. "Slow West" ist entgegen seines Namens nie langweilig und fühlt sich zugleich modern wie klassisch an. Ein zukünftiger Klassiker? Wohl eher starker Geheimtipp.
Fazit: Cowboys sterben langsam - ein wundervoll entschleunigter Neo-Western, dessen Farben genauso knackig sind wie seine Laufzeit & Darsteller. Es wirkt einfach, ist aber schwer. Ein starkes Western-Intermezzo und eine beeindruckende Visitenkarte für den Neuling auf dem Regiestuhl.