Review

Für den türkischen Regisseur Kamil Keserci scheint das Leben erstmal zu Ende zu sein. In den Räumlichkeiten seiner hoch verschuldeten Filmfirma "Sahane Filmcilik" will er sich mit einem Revolver in den Mund schießen. Im letzten Moment verhindern zwei ältere Komparsen den Selbstmord, woraufhin Regisseur Keserci wegen der Aufregung einen Herzanfall erleidet.

Das Hospital, in das er eingeliefert wird, übernimmt aus Mitleid die Behandlungskosten, was die arbeitslosen Komparsen zum Anlass nehmen, sich selbst in ein edles Licht zu rücken. Schließlich soll der lebensmüde Regisseur noch einen letzten Film mit ihnen drehen. Die schon fast vergessene Filmdiva Nejla Fidan (Oya Basar im Frühsiebziger Von-Trotta-Look) ist sogar bereit, auf Gage zu verzichten und kräftig draufzuzahlen.

"SON - DAS ENDE" ist offenbar von real existierenden Krankheiten der türkischen Filmindustrie inspiriert, macht aber letztlich zu wenig Tempo und hat zu wenig Wortwitz, um auf Dauer zu fesseln. Eine Farce, im wahrsten Sinne des Wortes. Die nicht einfache Aufgabe, einen Film im Film zusammenzustoppeln, der deutlich unter dem Niveau der Rahmenhandlung liegt, wurde allerdings hervorragend gelöst. Kostprobe der Schluss-Szene des Films im Film:

Bräutigam zu seiner Braut unter Wasser nach dem tragischen Untergang der Hochzeitsjacht: "Kannst du schwimmen ?"

Daraufhin die Braut patriotisch: "Ja, ich kann! Ich bin doch ein Kind Istanbuls..."

Glücklich tauchen die zwei Brautleute aus dem Wasser und retten sich auf eine Schiffsplanke, womit Kamil Kesercis neueste Kolportage ausklingt.

Bei der Uraufführung äußert sich der Istanbuler Filmkritiker Can wie folgt: "Der Film hat mir nicht besonders gefallen. Ein schon bekanntes Thema, sehr altmodisch dargestellt, und auch die Schauspieler sind nicht besonders. In meinen Augen ist das also eher ein niveauloser Film."

Nach der Vorstellung sieht man noch eine vereinsamte Nejla Fidan durch die dunklen Straßen ziehen. Sie hebt den Kopf und sieht am Firmament eine große Sternschnuppe vorüberrasen. Ahnungsvoll flüstert sie zu sich selbst: "Ein sinkender Stern...so wie ich."

Wenn ein Film auf die Kacke haut, dann ist es dieser. Am meisten Schwung hat hier immer noch der Musiksoundtrack.

Details
Ähnliche Filme