Mila Kunis spielt die nach dem gleichnamigen Planeten benannte Jupiter, deren schwangere Mutter nach der Ermordung des Vaters noch vor ihrer Geburt nach Amerika immigrierte. Heute arbeitet die junge Frau dort als Putzfrau, während sie von den Sternen träumt. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse in ihrem Leben. Außerirdische Wesen versuchen, sie zu töten, was aber misslingt, weil sie in letzter Minute von einem intergalaktischen Soldaten, gespielt von Channing Tatum, gerettet wird. Sie erfährt, dass sie die Reinkarnation einer Oligarchin ist, dass ihr der gesamte Planet Erde gehört und dass sie in die Familienfehde dreier rivalisierender Geschwister geraten ist, denen ganze Sonnensysteme gehören.
Wenngleich sich „Cloud Atlas“ durchaus sehen lassen konnte und auch „V wie Vendetta“ gelungen war, was man vom Megaflop „Speed Racer“ nicht gerade behaupten kann, sind die „Matrix“-Filme für die Wachowski-Geschwister doch nach wie vor ein seitdem nicht mehr erreichter Erfolg geblieben. Von daher war es nachvollziehbar, dass die beiden versuchen würden, mit einem ähnlichen Sci-fi-Film über zehn Jahre nach dem dritten und letzten Teil der Reihe noch einmal an alte Zeiten anzuknüpfen. Das sollte in 3D und mit noch modernerer Technik doch wohl möglich sein. Nur, dass „Jupiter Ascending“ leider in fast allen Belangen kläglich scheitert.
Dabei ist die Grundidee den „Matrix“-Filmen gar nicht mal unähnlich. In „Matrix“ waren es noch die Maschinen, die die Menschen als lebendige Batterien nutzten, während diese in einer programmierten Scheinwelt vor sich hin träumten. Hier gibt es dagegen interstellare Oligarchen, denen ganze Sonnensysteme und Planeten gehören, die diese mit Menschen bevölkern und dann irgendwann abernten, wenn die Population eine gewisse Größe erreicht hat. Die DNA der Menschen wird dann verwendet, um den Schönen und Reichen auf fremden Planeten ein ewiges Leben in Gesundheit und Schönheit zu ermöglichen. Die Protagonistin gerät dann zwischen die Fronten, weil sie als Erbin der Erde für die Oligarchen einen nicht zu unterschätzenden Machtfaktor darstellt.
Dumm nur, dass die Wachowskis, die immerhin das visionäre Drehbuch zu „Matrix“ verfasst haben, zu dieser Idee einen Plot konstruierten, der schlicht und einfach die Intelligenz des Zuschauers beleidigt. Kein Klischee ist den Geschwistern zu billig, keine Wendung zu platt, sodass es schwer fällt, mit dem Kritisieren irgendwo anzusetzen. Man wird aus der Protagonistin, die praktisch ungerührt zur Kenntnis nimmt, dass sie jetzt die Auserwählte ist und dass ihr ein ganzer Planet gehört, nicht wirklich schlau. Sie stapft von einer Station zur nächsten, lernt die drei Geschwister kennen, erinnert dabei an eine unbeteiligte Alice im Wunderland, der jeder Kompass fehlt, sodass ihr Schicksal nicht einmal ansatzweise zu fesseln vermag. Sämtliche Figuren und Wendungen sind aus Versatzstücken zusammengeschustert, die man so schon gefülht einige hundert Male gesehen hat. Irgendwann langweilt es schlicht und einfach nur noch, wenn der von Tatum verkörperte Soldat die Protagonistin zum geschätzt zehnten Mal in letzter Sekunde aus freiem Fall rettet. Dazu gibt es natürlich noch eine aufgesetzte Lovestory inklusive. Die Charaktere sind schablonenhaft, emotional überhaupt nicht weiter entwickelt, auch der Held des Films, der klassische einsame Wolf, der am Ende die Prinzessin bekommt, ist ein wandelndes Klischee. Bezeichnend für das unterirdische Niveau ist die Szene, in der Tatums Figur seinem von Sean Bean verkörperten Weggefährten einen für ihn fast tödlich verlaufenden Verrat beiläufig in Sekundenschnelle vergibt, als wäre dieser nur mal eben fünf Minuten zu spät zu einer Verabredung erschienen.
Da nutzt es auch wenig, dass die Action-Sequenzen gut geworden sind, dass die Effekte und die Optik auch in 3D auf ganzer Linie überzeugen. Hinzu kommen das mitunter innovative Design und die teilweise beeindruckenden Aufnahmen der unendlichen Weiten des Weltraums. Besonders die Verfolgungsjagd durch Chicago am Anfang des Films macht richtig Spaß beim Zusehen, zumal man zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit den Abgründen der Story konfrontiert wurde. Andererseits bietet „Jupiter Ascending“ aber auch nichts, was man in anderen Sci-fi-Filmen oder Comic-Verfilmungen nicht schon ähnlich gut gesehen hätte. Nach „Matrix“, bei dem die Wachowskis mit ihren Bullet-Time-Sequenzen neue Maßstäbe setzten, gelingt ihnen hier also auch in visueller Hinsicht kein neuer Meilenstein und den hätte es wohl gebraucht, um „Jupiter Ascending“ noch ins Mittelmaß zu retten. Zu den Darstellern ist wenig zu sagen, weil die Beteiligten mit ihren Figuren ohnehin unterfordert gewesen sein dürften. Zu sehen gibt es solide Vorstellungen von Channing Tatum und Sean Bean, eine sichtlich gelangweilte Mila Kunis, die hier als Sympathieträgerin kaum funktioniert und einen Eddie Radmayne, der mit seinem Overacting zur Karikatur eines Bösewichts verkommt.
Fazit:
„Jupiter Ascending“ scheitert vor allem an seiner Story, die jedwedes Niveau unterbietet und zwischen den gelungenen Action-Sequenzen immer wieder Langeweile aufkommen lässt. Die Wachowskis, die mit ihrer Dystopie wohl an alte „Matrix“-Erfolge anknüpfen wollten, scheitern dabei demnach auf ganzer Linie.
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