kurz angerissen*
Kumpelgehabe als Eisbrecher auf dem Weg in philosophische Untiefen, so positioniert sich das Vier-Figuren-SciFi-Kammerspiel "Ex Machina" in unerwartet edler Kulisse. Die Hi-Tech-Architektur so stark mit dem Grün der Natur kontrastierend, dass man draußen den Dreh eines neuen "Star Wars"-Abenteuers vermutet und jederzeit erwartet, dass plötzlich ein X-Fighter per Bruchlandung zum Stehen kommt, ohne das geschickt getarnte Laborat auch nur ansatzweise zur Kenntnis zu nehmen.
Innerhalb der Mauern aus Glas und Beton jedoch geht es ungleich ruhiger zu. Mit feinem Strich wird die Grundlage für intensive Spannungen der Form Mensch – KI und Mensch – Mensch gesetzt. Oscar Isaac sorgt als bärtiger Hipster-Einsiedlerboss einer großen Entwicklungsfirma für oberflächliche Lockerheit, zwingt den angereisten Angestellten jedoch geradezu, mitzuziehen und sorgt so auf engem Raum schnell für eine beklemmende Atmosphäre. Der Angestellte zieht in jeder Beziehung mit, teilt aber lediglich beim eigentlichen Sujet aufrichtig die Euphorie seines Arbeitgebers. Seinem Wesen entsprechend lässt er sich zu Verhaltensanalysen und philosophischen Gedanken hinreißen, wird in diesem Bemühen jedoch stets von seinem Konterpart abgewürgt, der unter dem Strich nur eine aus den Innereien kommende Emotionsbeschreibung hören möchte.
Über interessante, gleichwohl spannende Thesen kommt der Film durch diese Konstellation leider nicht hinaus; entsprechend wenig Tiefe darf man aus ontologischer Perspektive erwarten. Gleichwohl wird Wert darauf gelegt, dass die Ereignisse in der sterilen Forschungsanlage nach Maßgaben des Spannungskinos funktionieren, ohne immerhin den Anspruch auf Seriosität zu untergraben. So sind erfreulicherweise zumindest keine Explosionen zu erwarten, kein Armageddon in den letzten Minuten und auch keine Terminator-Stalkerei. Bei Alicia Vikanders Maschinenmensch wird Wert gelegt auf eine subversive Verschmelzung der Grenzen zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Nur daraus und aus der Unberechenbarkeit von Oscar Isaacs Figur erzeugt Alex Garland Spannung, teilweise unterstützt von Farbcodes (rote Alarmleuchten, weiße Wände etc.) und Schattenspiel.
So steht "Ex Machina" zwar zwischen den Stühlen des intellektuellen und des Massenkinos, geht aber nicht, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen – und ohne eine Fortsetzung anzudeuten, die normalerweise einen völlig anderen Weg einschlagen müsste.
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