Wer in den 1980er Jahren Videotheken-Kunde war, kennt ihre Filme. Die Cousins Menahem Golan und Yoram Globus kamen aus Israel, wo sie mit ihren Eis am Stiel-Produktionen viel Geld verdient hatten, und eroberten Amerika. Sie gingen nach Hollywood und machten in schwindelerregendem Tempo Filme, hemmungslos auf das zugeschnitten, was sie für den Publikumsgeschmack hielten. Action und Sex war ihre Devise. Ihre Stars hießen Chuck Norris, Van Damme und Charles Bronson. Bo Derek und Sylvia Kristel sorgten für Erotik. Wer für Cannon Films arbeitete, saß in einem Irrenhaus und hat viel zu erzählen. Und das tun die Interviewpartner in dieser Doku über die Cousins mit der großen Liebe zum Kino, aber ohne Geschmack. Ein Feuerwerk von Anekdoten und Filmclips sorgt für beste Unterhaltung!
Die berühmte und ebenso berüchtigte Cannon Filmschmiede dürfte insbesondere den Fans der 80er Jahre ein Begriff sein, hat Cannon Films doch so manch kultigen Film auf den Weg gebracht, der auch in der heutigen Zeit noch tief im Herzen der Fans verankert sein dürfte. In der vorliegenden Dokumentation werden einem nun unzählige Anekdoten und Hintergründe näher gebracht, wie die beiden israelischen Cousins Menahem Golan und Yoram Globus seinerzeit Hollywood mit ihren Werken eroberten und dabei wirklich etliche nicht unbedingt übliche Mittel zur Hilfe nahmen, um irgendwie zum Erfolg zu kommen. Schon nach wenigen Minuten wird dem Zuschauer klar das hier ein ungewöhnlicher Weg nachgezeichnet wird, was insbesondere in den Interviews etlicher Beteiligter äußerst stark zum Ausdruck kommt. Viele Schauspieler, Regisseure und andere Wegbegleiter kommen zu Wort und haben so einige Dinge beizutragen, die diese Dokumentation zu einem echt unterhaltsamen Erlebnis machen. Das Cannon immer der zweifelhafte Ruf anhaftete nicht unbedingt qualitativ hochwertige Filmkost zu produzieren dürfte jedem bekannt sein, doch die hier zu Tage geförderten Hintergrundinformationen lassen das noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Gleichzeitig kristallisiert sich jedoch auch die fanatische Liebe der beiden Cousins zum Medium Film heraus und vermeint das Herzblut regelrecht spüren zu können, mit dem die beiden Männer ihren Job erledigt haben. So manchen Film wird man dann wohl auch bei der nächsten Sichtung aus einem anderen Blickwinkel betrachten und sein Hauptaugenmerk dabei auf gewisse Kleinigkeiten legen, auf die man bisher weniger geachtet hat. Eines wird bei "Electric Boogaloo" ziemlich schnell klar, denn Golan / Globus haben sich immer wieder an zwei Grundzutaten für ihre Produktionen gehalten, denn viel nackte Haut oder knallharte Action sind definitiv immer mit von der Partie. Das die Geschichte an sich und auch andere Elemente dabei des Öfteren auch mal gern auf der Strecke geblieben sind, dürfte spätestens nach der Sichtung dieser Dokumentation kein Geheimnis mehr sein. Aber obwohl die meisten Filme gern auch einmal vom filmischen Standpunkt her als Müll abgetan werden, sind eigentlich alle mit äußerst bekannten Darstellern besetzt. Namen wie Charles Bronson, Dolph Lundgren, Brooke Shields, Chuck Norris oder auch Sylvester Stallone geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand und sind auch in der heutigen Zeit noch untrennbar mit dem Namen Cannon Films verbunden.
Die Nachzeichnung der Erfolgsgeschichte deckt ganz eindeutig auf, warum viele Filme von Cannon in gewissen Kreisen einen absoluten Kultstatus inne haben. Präsentiert sich doch in vielen Werken die gleiche Mischung aus Genie und Wahnsinn, die zudem noch mit einem riesigen Schuss Leidenschaft ausgestattet ist und gleichzeitig auch auf die Arbeitsweise von Golan / Globus anzuwenden ist. Dieses unverkennbare Merkmal wird durch etliche Aussagen Beteiligter unterstützt und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, das die vorliegende Dokumentation nicht nur sehr informativ, sondern auch unglaublich unterhaltsam ist. Man mag zu den Produktionen der Firma stehen wie man will, aber die charmant erzählte Erfolgsgeschichte verleiht auch den Filmen einen Liebreiz den jeder Fan wohl schon oft genug verspürt hat. Was mit den isralischen "Eis am Stiel" Filmen seinen Anfang hatte, wurde später in Hollywood durch die Produktion unzähliger B-Actioner wie beispielsweise "Missing in Action", der "Death Wish" Reihe oder auch "American Fighter" fortgesetzt. Gleichzeitig bekommt der Betrachter aber auch viele Filme offeriert die man gar nicht mehr auf dem Schirm hatte und so zeigt sich hier ein wunderbarer Querschnitt durch die goldenen 80er Jahre, an der man jede Menge Freude hat.
Für den einen ist es Trash oder filmischer Müll, für die unzähligen Fans ist es aber vielmehr die pure Verehrung für eine Firma, die mit ihren etlichen Filmen oft am Puls der Zeit war und definitiv für unzählige Stunden kurzweilige Unterhaltung gesorgt hat. Das es sich dabei nie um echte Blockbuster und schon gar keine Oscar-Kandidaten gehandelt hat ist dabei vollkommen nebensächlich, denn der Name Cannon steht viel eher dafür das Volk bei Laune zu halten, als das man es an den anspruchsvollen Film heran führen will. Natürlich liegt es wie immer im Auge des Betrachters, doch wer den Charme des 80er Jahre B-Movies zu schätzen weiß darf sich diese tolle Doku keinesfalls entgehen lassen.
Fazit:
Die Namen Menahem Golan und Yoram Globus sind ganz bestimmt nicht immer mit filmischer Qualität gleich zu setzen, stehen aber jederzeit für charmante und kurzweilige B-Movies, von denen so mancher schon längst den Rang des Kult-Klassikers erreicht hat. Nicht immer gelten dabei die handelsüblichen Maßstäbe und gerade dieser Aspekt kommt in vorliegendem Film extrem gut zum Ausdruck.
9/10