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Anders als von den Hintergründen der Besetzung und des Drehteams vermutet, ist Golden Brother weder die Fortführung der Tradition von I Love Hong Kong 2012 (2012) und I Love Hong Kong 2013 (2013) von Regisseur Chung Shu-kai und Autor Kwok Kin-lok, noch ist es eine weitere der berüchtigten Kollaborationen von TVB (Television Broadcasts Limited) und Shaw Moviecity Co. Ltd. Vielmehr handelt es sich um ein eigenständiges Werk, welches auf einer ursprünglich nur Online publizierten Novelle basiert, und geht auch mehr in Richtung emotionales Drama als die Neujahrskomödie mit Gesinnung, wobei man auch hier zwar negativ beginnt, aber das Glück am Ende vor allem über die Veränderungen in sich selbst findet:

Bisher schon nicht besonders erfolgreich im Leben, neigt sich eines Tages die Hoffnung des Mittdreißigers Sit Ho-ching [ Bosco Wong ] noch mehr nach unten. Er wird als Sündenbock für den Sohn des Chefes auf der Arbeit gekündigt, verliert seine Freundin Elna Cheung [ Stephy Tang ] nach einem von ihm ausgelösten vorwurfsvollen Streit und sieht sich auch daheim weiteren Ärger zwischen seinem Vater Sit Tin-lai [ Liu Kai-chi ], der intervenierenden Mutter [ Mimi Kung ] und dem frisch aus dem Gefängnis entlassenen jüngeren Bruder Sit Ho-yong [ William Chan ] gegenüber. Durch die Fürsprache des gut im Geld schwimmenden Chiu Man-joy [ Timmy Hung ], eines Jugendfreundes, bekommt er nach einigen Tagen Herumlungerns eine neue Chance in dessen Firma, der mit Goldhandel spekulierenden Winson Investment Limited geboten, die dem nicht so gänzlich koscheren Chau Sheung-tak [ Michael Tse ], einem Ex-Polizisten gehört. Während er dort zwar von seinem direkten Vorgesetzten Jin Gang [ German So ] gegängelt wird, und von der neuen Tätigkeit auf keinen Fall daheim erzählen darf – der Vater ist weder auf Tak gut zu sprechen noch befürwortet er diese Art von Arbeit – lernt er die mittellose Leung On-yi [ Zhao Rong ] und dessen kleinen Sohn kennen, die ihm nach und nach auch den Glauben an die Liebe zurückschenkt. Dumm nur, dass Leung in Schulden steht und bereits die Eintreiber vor der Tür warten, und Ching gerade 500.000 HKD vom ebenso windigen Jacky Li [ Zhai Tian-lin ] als Anlage in den Sand gesetzt hat.

Die fälschliche Vermutung über eine weitere Produktion von TVB, die seit 2009 (wieder) verstärkt nicht nur die kleine Mattscheibe, sondern als ergänzendes Geschäft die große Kinoleinwand am anstreben sind, entsteht hier vor allem aus den gewählten Schauspielern und der Umsetzung in Form eines besseren Fernsehfilmes, mit solider, aber unaufgeregter Inszenierung und auch der Themenwahl heraus. Es geht vor allem um die Familie, um die wahren Werte im Leben, die nicht mit Geld auszugleichen und schon gar nicht zu ersetzen sind. Es geht auch im das Finden des richtigen Partners, was in dieser Stadt des Materialismus und des Karrierismus und des Gedrängtseins auf engsten Raum und dennoch der Isolation zueinander vor allem den Dreißigern in der Mittelschicht sichtlich schwer fällt. Angesprochen werden die gefühlsmäßigen Sehnsüchte und die Widersprüche der Gesellschaft, die miteinander konkurrieren, das Gebaren von Saulus und von Paulus, in der nur einer am Ende gewinnen kann, ob dies Ende erstrebenswert ist oder nicht, und vor allem die ökonomische Gesamtsituation, die mehr und mehr Opfer findet und die Gewinner in der Einzahl lässt.

Basieren tut das Skript von Kwok auf Sit Ho-chings "Men Can't be Poor", ein semibiographisches Werk, dass erst im Onlineportal "Golden Forum" über einen Zeitraum von zwei Jahren, als Art Tagebuch zur Verarbeitung und Überwindung eigener Krisen und auch als fiktionalisierte Schreibübung veröffentlicht und nach dem Zuspruch der Leser auch zusätzlich als Druck in die Läden ging. Dabei ist auch schnell ersichtlich, worin die Anziehungskraft des Werkes, nämlich im Ansprechen tatsächlich jetzt stattfindender Geschehnisse und des Umgangs damit lag. Von der Aktualität, nicht unbedingt von der Brisanz der Themen profitiert auch der Film, der in mancherlei Hinsicht und durch seine einfache erzählerische Gestaltung auch tatsächlich zuweilen wie ein Blick auf das Hier und Jetzt von HK und so als vergleichsweise akkurate Darstellung der momentanen Lage wirkt.

Darüberhinaus ist die Handlung und seine Behandlung im Grunde narrensicher, wie aus dem Handbuch für derlei 'Charakterdramen' fast aufgebaut und wird auch so in Ruhe und Übersicht, mit dem Drücken der richtigen Knöpfe und dem Plot von A zu B zu C präsentiert. Natürlich steht das schnelle Geld als böse Verlockung nur kurz im Mittelpunkt und findet man vom falschen Weg schnell wieder in die Menschlichkeit zurück, und natürlich ist Blut dicker als Wasser, und hat die Frau der Träume nicht nur Schulden, sondern auch noch ein krankes Kind, was allerdingsa alles nicht Belastung, sondern eigentlich nur noch mehr Zugewinn für das dann wieder edle Herzchen ist. Gut gemacht, gut gemeint, aber schon eher sowas wie der große Sonntagsfilm und doch auch recht moralinsauer und bräsig. Immherhin, ein ehrenhaftes Anliegen, dass zusätzlich zu dem Bemühen von Regisseur Chung um das Beibehalten lokaler Geschichten – siehe die (drei) I Love Hong Kong Werke oder auch den indirekten Vorgänger 72 Tenants of Prosperity (2010), so bieder und banal diese auch sind – , tatsächlich nicht verkehrt und tatsächlich wie ein typischer urbaner HK-Film und so fast als der letzte seiner aussterbenden Art wirkt.

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