In den letzten Jahren erschlagen sich die Kinoproduktionen ja gegenseitig mit Effekten und Schauwerten, bieten ständig neue Superlative – und dann kommt da Alexander Payne mit dem simplen, alltäglichen „About Schmidt“ daher und lässt viele Blockbuster alt aussehen.
Hauptfigur ist Warren Schmidt (Jack Nicholson), ein fast schon entsetzlich normaler Arbeitnehmer von rund 66 Jahren. Für ihn wird es Zeit von der Arbeit Abschied zu nehmen und in Pension zu gehen. Doch gerade dieser Schritt stürzt ihn in eine Sinnkrise: Er hat wenig Kontakt zu seiner Tochter und mag deren Verlobten nicht, seine Frau ist ihm fremd geworden und die rechte Beschäftigung fehlt ihm, der an sich nur für seine Arbeit lebte. Als dann noch seine Frau stirbt, beginnt für Warren eine Art Reise zur Selbsterkenntnis…
„About Schmidt“ ist kein Film, den man sich andauernd ansehen will, da er kaum Schauwerte bietet. Stattdessen ist der Film wie das Leben selbst: Es gibt Höhen und Tiefen, aber große Aufregung, wie man sie im Kino sonst gewohnt ist, gibt es nicht. So ist auch Warrens Erkenntnis am Ende ebenso simpel wie bittersüß: Er ist einfach nur ein Mensch, ganz normal und ohne höhere Bestimmung. Doch anstatt über verpasste Chancen zu weinen, soll er sich lieber an dem freuen, was er hat.
Schmidts Reise zur Selbsterkenntnis ist größtenteils eine Reise ins Innere der Figur, auch wenn Schmidt im Verlaufe der Handlung auch mit dem Wohnmobil ein wenig durch die Gegend kurvt. Doch ein Roadmovie ist „About Schmidt“ trotzdem nicht; eine Genrezuordnung fällt angesichts der nüchternen Erzählweise sehr schwer. Gleichzeitig ist jener Realismus, der „About Schmidt“ so außergewöhnlich macht. Er wirkt ehrlich und ist eine gern gesehene Ausnahme inmitten des sonst auf Spektakel ausgerichteten Kinos – auch wenn ich ehrlich gesagt nicht andauernd Filme dieser Art sehen möchte.
Doch trotz aller Nüchternheit hat „About Schmidt“ auch seine bewegenden Momente, die meist in den Szenen kommen, in denen Schmidt seinem Patenkind in Afrika schreibt. Komischerweise kann er mit diesem Kind, das er nie gesehen hat und dessen Patenschaft er nur aufgrund eines TV-Werbespots übernahm, besser reden als mit seiner Familie und seinen Freunden. So es gerade am lustigsten, wenn Schmidt in seinem Brief über den guten Zustand seines Heimes lügt (und die Bilder das Gegenteil beweisen). Gleichsam ist die traurigste Szene in „About Schmidt“, wenn die Titelfigur nach dem Tod der Ehefrau zu zerbrechen scheint und man dies nur an Gesten (Stichwort Rasierschaum), aber nicht an Worten merkt.
Eine derart überzeugende Verkörperung schreit nach dem passenden Darsteller und der findet sich in Jack Nicholson. Ganz ohne dämonisches Dauergrinsen und deutlich jüngere Filmpartnerin ist er fast gar nicht wieder zu erkennen und gibt eine hervorragende Leistung. Auch sonst kann sich die Darstellerriege sehen lassen, wobei vor allem noch Kathy Bates als patente Mutter des Schwiegersohns sowie Dermot Mulroney als eben jener Schwiegersohn (mit unmöglicher Frisur) herausragen.
Unterm Strich ist „About Schmidt“ kein wirklich aufregender Film, den man immer wieder sehen möchte. Es gibt keinen Nervenkitzel, nur wenige Szenen regen zum Schmunzeln oder Trauern an. Und doch weiß „About Schmidt“ zu gefallen, denn er ist vor allem eines: Dem Leben nahe und verdammt ehrlich.