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Das ungenierte Kopieren erfolgreicher Filmideen gehört bekanntlich zu den Talenten von Schundfilmer Jim Wynorski, der hier mit seinem Studio Phoenican Entertainment seine Version von „The Hand That Rocks the Cradle“ drehte, ohne selbstverständlich dessen Qualitäten zu erreichen. Daran war ihm aber offensichtlich auch kaum gelegen.

„The Neighbor’s Wife“ entstammt einer Zeit, als sich Wynorski erst einmal von den Stock Footage versuchten B-Actionern lossagte und auf Erotik setzte, weshalb er hier in der Hauptrolle auch Kari Wuhrer („Red Blooded American Girl II“, „Eight Legged Freaks“) besetzte, die eigentlich eine ganz solide Filmkarriere, welche ihr hin und wieder auch Kinoauftritte bescheren, am Laufen hat und aus unerfindlichen Gründen ein paar Mal Wynorski in die Fänge ging.

Sei es drum, der Vorlage wird wenig variantenreich gefolgt und mit den üblichen Elementen eines Wynorski-Streifens versehen. In kleineren Nebenrollen tummeln sich Inventar-Darsteller wie Jay Richardson und Larry Poindexter (in seinem letzten Auftritt für P.E.) und Wuhrers Ego Ann will Rache für den Tod ihres Mannes. Der fuhr nämlich mit seinem Auto über die Klippe, als er anstatt einer Beförderung eine Topmanagerin nebst Entlassung auf den Schreibtisch geknallt bekam. Also muss erst sein Chef dran glauben und dann die werte Nachfolgerin.

Der Unterhaltungsgrad des Streifens ist soweit akzeptabel, sofern man sich an die üblich dämlichen nach Klischees schreienden Dialoge gewöhnt hat. Zumindest sind die Darsteller (u.a. auch Barbara Crampton, „Re-Animator“, „Cold Harvest“) keine totalen Laien und Wynorski, der Lustmolch, hat immerhin Geschmack was Frauen angeht. Dazu passend lässt er Ann, die sich als Haushälterin bei der Familie einquartiert nachdem sie ihrer Vorgängerin in der Tiefkühltruhe verstaut hat, auch genüsslich Keile in die Familienidylle schlagen und mit Vater und Sohn die Laken zerknittern. Insofern kann man „The Neighbor’s Wife“ auch als Erotikthriller bezeichnen, denn von Tochter bis Haushälterin hat sich hier so ziemlich jede Frau vor der Kamera auszuziehen, woraus dann auch ein paar peinliche Momente, wie zum Beispiel Sex auf der Tiefkühltruhe (!!), resultieren.

Gemächlich läuft die Chose gänzlich vorhersehbar nach Schema F ab und endet in einer Nacht voller Blitz und Donner. Dazwischen gibt es wenig Erwähnenswertes, denn Ann gibt sich eben pissfreundlich, verführt die männliche Fraktion, unterstützt das pubertierende, nach Männern geifernde, rebellische Töchterchen, kocht, hält den Haushalt in Schuss und gibt sich geduldig im Umgang mit ihren Opfern. Dies gibt dann immer wieder Anlass für familiäre Streitigkeiten, weil Ann in ihrer Perfektion den Hausfrieden stört, was die von der Arbeit gestresste und zuckerkranke (das eröffnet wieder Möglichkeiten..) Zielperson kaum kapiert.

Realismus, Logik und nachvollziehbare Verhaltensweisen bleiben natürlich auch bei diesem Wynorski-Film bereits früh auf der Strecke, wobei lobend zu erwähnen ist, dass Stock Footage hier tatsächlich nur zweimal zum Einsatz kommt. Das Niveau des Films bleibt natürlich im unteren B-Movie-Segment, wobei ich längst aufgegeben habe mich über Wynorskis offensichtlich nur auf möglichst schnell beendete und auf den Videomarkt gepresste Fließbandproduktionen aufzuregen.


Fazit:
Passabler, immerhin dank der brauchen Darsteller nicht ganz so unterirdischer Schrott von Jim Wynorski, für denen sich aber wohl nur dank viel Freizügigkeit Kari Wuhrer-Fans begeistern werden. Die standesgemäßen miesen Dialoge und die vielen Plotholes sind hierbei nur Anzeichen der üblichen Schlampigkeit mit der bei Phoenican Entertainment verfahren wird. Abgeharkt und wieder vergessen.

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