Der Pianist Eric Blake folgt einem Hilferuf seiner jüngeren Schwester Isabelle in die Großstadt und muss dort feststellen, dass diese, seit sie vor einem Jahr von ihrem Vater rausgeworfen wurde, in die Prostitution abgerutscht ist... und seit kurzem offenbar spurlos von der Bildfläche verschwunden ist. Da die Ermittlungen des Polizisten Skylar in der Sache keine Ergebnisse bringen, beschließt Eric, zusammen mit der Stripperin Louise dem Verschwinden seiner Schwester selbst auf den Grund zu gehen. Tatsächlich kommen die beiden schon bald dahinter, dass Isabelle das Opfer eines Serienkillers geworden ist, der sich munter mit dem Rasiermesser durch das örtliche Rotlicht-Milieu schlitzt. Von dem heutzutage ziemlich in der Versenkung verschwundenen "American Nightmare" erwartet man auf den ersten Blick eigentlich nicht viel mehr als ein billiges und generisches Slasherfilmchen von der Sorte zu sein, wie es sie zu Beginn der 80er Jahre zuhauf in die Kinos gespült hat und das demnach auch zu Recht fast völlig der Vergessenheit anheim gefallen ist. Damit tut man dem Streifen aber mehr als nur ein wenig Unrecht, in Wahrheit hält man mit dieser kanadischen (!) Produktion nämlich einen eher von den europäischen Giallos der vorhergehenden Dekade inspirierten Thriller (der Rasiermesser-Killer könnte jedenfalls direkt aus 'nem Argento-Streifen stammen) in den Händen, der abseitig genug erzählt wird, um innerhalb des damaligen Genre-Einerleis für Abwechslung zu sorgen... und der sich, ganz unerwartet, relativ flott tatsächlich auch als guter Film und nicht als der übliche Horror-Müll entpuppt. Regisseur Don McBrearty gelingt zwischen den blutigen Morden und den zahlreichen, (bewusst) maximal unsexy inszenierten Striptease-Szenen in irgendwelchen heruntergekommenen Tanz-Schuppen fast schon sowas wie 'ne valide Milieu-Studie, auch wenn der Drehort Toronto mal eher notdürftig auf amerikanische Großstadt (vermutlich soll's New York sein) gemodelt wurde. Sei's drum, "American Nightmare" ist tatsächlich spannend und kann zudem auch mit einem ganz frühen Auftritt von Michael Ironside (hier im Vorspann gelistet als "Mike Ironside") in einer rar gesäten positiven Rolle als Sgt. Skylar für Interesse sorgen. Dass den Streifen heutzutage niemand mehr auf dem Schirm hat, liegt sicherlich nicht an irgendwelchen qualitativen Mängeln, sondern wohl schlicht und ergreifend an dem völlig nichtssagenden Titel... spontan fallen mir auch noch mindestens zwei weitere Filme ein, die ebenfalls "American Nightmare" heißen, zum einen Adam Simons ziemlich gute Horrorfilm-Dokumentation von 2000 (Empfehlung!), und dann noch ein ziemlich beschissenes Billig-Filmchen mit Debbie Rochon von 2002. Von letzterem findet sich auf der Rückseite des DVD-Covers des hier vorliegenden "American Nightmare" übrigens glatt ein Screenshot, ein Beleg dafür, dass die Billig-Labels selbst keinen Plan von den Filmen haben, die sie rausbringen. Zumindest war man aber so nett und hat dem Streifen das ziemlich pralle Original-Artwork des alten deutschen Verleih-Tapes belassen und nicht auf die schnelle irgendeine amateurhafte Photoshop-Collage zusammengewichst, danke dafür...
8/10