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Was aus den frühen Achtzigern kam und mit Großstädten, Halbwelten und Sittenzerfall zu tun hatte, musste nicht immer mit dem frühen Abel Ferrara gleichgesetzt werden. Dennoch macht sich "American Nightmare" durchaus Themen zueigen, die selbst heute noch von Aktualität sind: Menschliche Ausbeute, moralischer Niedergang, eine steigende Kriminalitätsrate und die Metropole als Moloch für allehand Schräges und Abseitiges.

Was auf dem ersten Blick mal wieder wie der Big Apple mit all seinen Stripteasebars, Pornokinos und Hinterhofpuffs wirkt, ist auf den Zweiten eine kanadische Großstadt, die New York in Sachen Verruchtheit jedoch in Nichts nachzustehen scheint. Die nächste Transe wohnt gleich um die Ecke, den Abend verbringt man im versifften Table Dance Club, ein Prostituierten-Mörder zieht nachts durch die Straßen. Genau hier will der Bruder einer Ermordeten Licht ins Dunkel bringen...

Spätestens jetzt ist jedoch erhöhte Vorsicht geboten, denn es wird uns abermals ein Krimimelodram als Horrorfilm verkauft. Leider kein sehr Gutes, zumal "American Nightmare" nie so richtig in die Gänge kommt. Die Atmosphäre stimmt, das Tempo nicht. Was durchaus das Zeugs zum Sittengemälde gehabt hätte, verliert sich in einer zunehmend lahmen wie ärgerlich uninteressanten Umsetzung. Ob Regisseur Don McBrearty den Nerv hatte, uns dieses budgetarme B-Movie auch noch als Kunst zu verkaufen, sei mal dahingestellt. Tatsache ist, dass die Zahl der öden Dialogphrasen die Einsätze des Serienkillers um Lichtjahre übersteigt. Andere sprachen sogar von einem amerikanischen Giallo, was jedoch nicht nachzuvollziehen ist. Gut meint ist das Gegenteil von gut gemacht und Anspruchsvolles muss nicht immer ansprechend sein.

Zeit seiner Entstehen kam "American Nightmare" eher unbeachtet in einpaar kanadische Kinos, um dann ein Jahr später auf VHS veröffentlicht zu werden. Immerhin sind Alexandra Paul und Michael Ironside in frühen Rollen zu sehen. Fast schon putzig, wie sich die Produzenten offenbar bemüht hatten, Donald Sutherland und Harvey Keitel für größere Rollen zu engagieren, es jedoch nur einpaar unbekannte Lookalikes in den Hauptrollen wurden.

Alles in allem ist "American Nightmare" nicht mal in Ansatz so interessant wie sein Titel und seine Story es versprechen. Der Indepedent-Anstrich funktioniert nicht, der Blick ins Rotlichtviertel wurde anderweitig schon spannender umgesetzt.

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