Eigentlich haben sie immer irgend etwas, diese Loser-Komödien. Filme um Menschen, denen das Leben meist nicht allzu wohl gesonnen ist, die aber dennoch ihren Grund zum Leben finden und am Ende des jeweiligen Streifen, doch noch zu ihrem Glück finden. Aber vor allem eins trägt diese Filme: Ihre sympathischen Figuren. Wenn diese nicht vorhanden sind, dann sieht es meist recht finster aus. Und damit wären wir auch schon beim Hauptproblem, warum die deutsch/österreichische Loser-Comedy "Vienna" nicht so recht funktioniert.
Dabei sieht es storymäßig eigentlich erst einmal gar nicht so schlecht aus. Es geht im Prinzip um drei Männer, die allesamt nicht gerade vom Glück gezeichnet sind. Der eine leidet unter Gedächtnisschwund, der andere ist blind, der dritte ein Alkoholiker. Eines Tages schließen sie sich zusammen, um ihr Leben in einem Bauwagen zu leben. Bis einer von ihnen zum Lebensretter wird und ihm hellseherische Fähigkeiten nachgesagt werden. Ein turbulenter Lebenswandel beginnt. Die Geschichte passt durchaus zu dieser Art von Filmen, wackelt und hat Luft. Größere Drehbuchlücken sind nicht weiter auszumachen und auch ein paar nette Ideen sind aller Orts zu finden. Schade nur, dass sich der Zuschauer dennoch nicht so recht dafür begeistern kann, denn es wurde ein riesiger Fehler begangen: Die schlampige Figurenzeichnung.
Ja, keine der Figuren kann dem Zuschauer wirklich sympathisch werden. Allen Charakteren, seien es die drei Hauptfiguren Ludwig, Bruno und Anatol, die Mädels Maria und Eva oder auch alle anderen Figuren, fehlt es an der nötigen Tiefe und keine kann einem auch nur im Ansatz sympathisch werden. Ludwig geht einem, mit seinem mitunter völlig depperten Dialogfrasen, schon nach wenigen Minuten auf den Zeiger. Säufer Anatol ist ein ziemliches Ekel, dass aber in keinster Weise Spaß macht, sondern dem man irgendwie nur ständig eine in die Visage kloppen will. Und der blinde Bruno steht, mit seinem altklugen Geschwätz, auch nicht lange auf der Sympathie-Liste. Kurzum, mit diesen Figuren, die weder das Eine (überzeichnet), noch das Andere (realistisch) sind, kann man einfach nicht viel anfangen, egal wie man es nun auch probiert zu drehen und zu wenden.
Und sowieso kommt auch der skurile Punkt, der einem mitunter in der Werbung zum Film versprochen wird, nur äußerst selten zum Vorschein. Wirklich skurile und schrullige Begebenheiten finden sich höchstens in der grell-bunten Stripclubszene und ihrer teuflischen Sängerin vor. Und in der Szene als Ludwig mit einer der Striperinen ein Schäferstündchen hält und es um sie herum brennt. Ansonsten ist auch in dieser Hinsicht Ebbe angesagt.
Höchstens die Darstellerleistungen können noch einiges herausreisen, wobei man auch keine Höchstleistungen erwarten kann. Roman Knizka, Axel Milberg und Max Tidof machen ihre Sache soweit ganz gut, auch wenn ihre Figuren, wie schon erwähnt, nicht wirklich als Herausforderung angesehen werden können. Die weiblichen Nebendarstellerinnen sind dafür allesamt ziemlich austauschbar. Aber man kann mit ihnen leben!
Fazit: Eine Loserkomödie, die zwar mit einer netten Story und guten Darstellern aufwarten kann, aber ansonsten leider ziemlich viel falsch macht. Die Figuren, die bei so einem Film einfach das Wichtigste sind, sind durch die Bank weg höchst unsympathisch ausgefallen und die versprochenen Skurrilitäten halten sich auch in Grenzen. Unterm Strich somit ein "Kann mal, muss aber wirklich nicht" aus Deutschland und Österreich, bei dem man seine Erwartungen nicht allzu hoch schrauben sollte und den man auch lieber nur "nebenbei" schaut.
Hätte man mehr drauß machen können. Schade!
Wertung: 4/10 Punkte